Icon Menü
Icon Schließen schliessen
Startseite
Icon Pfeil nach unten
Würzburg
Icon Pfeil nach unten
Stadt Würzburg
Icon Pfeil nach unten

Ein alter Doktor als junge Frau

Stadt Würzburg

Ein alter Doktor als junge Frau

    • |
    • |

    Der 34-Jährige hat Volkswirtschaft studiert, anschließend noch promoviert und ist seither als Mitarbeiter der Uni Würzburg in verschiedene Forschungsprojekte involviert. Doch Dr. Plagens kann und will mehr: Nebenbei führt er seit Jahren Regie an freien Theaterbühnen in der Stadt.

    "Für mich ist das kein Widerspruch", erklärt Manfred Plagens: "ch gehe an Sachen eben analytisch heran." Ganz egal, ob es nun eine volkswirtschaftliche Berechnung oder ein Theaterstück sei: "Ich brauche das eben, um etwas völlig zu erfassen."

    Urfaust kam gut an

    Theaterstücke zerlegt er in einzelne Teile - und entwickelt so einen Spannungsbogen. "Musik, Malerei, Theater: Alles ist ein Stück weit strukturiert." Der 34-Jährige hat mit seiner Herangehensweise gar nicht so wenig Erfolg. Seine Inszenierung von Goethes Urfaust in der Werkstattbühne jedenfalls kam gut an.

    Das Regie-Handwerk hat sich Manfred Plagens zu großen Teilen selbst beigebracht. Zwar hat auch er, wie nahezu alle seine Kollegen an den freien Bühnen Würzburgs, schon mehrfach eine Regie- und Dramaturgiehospitanz am Mainfranken Theater gemacht. Und auch schon an einigen Workshops namhafter Regisseure und Dramaturgen hat der Wahl-Würzburger teilgenommen.

    Gelernt hat er das Inszenieren aber vor allen Dingen durchs Ausprobieren: In den kleinen Theatergruppen der Katholischen Hochschul- und der Evangelischen Studentengemeinde.

    "Bei diesen beiden Theatergruppen kann man sehr gut experimentieren", erklärt Plagens. Zum Regieführen ist er übers Spielen gekommen. Schon während der Schulzeit stand er regelmäßig auf der Bühne: "Ich war damals noch nicht so angefressen vom Theater wie heute - aber als ich dann Zivildienst gemacht habe und nicht mehr Theater an der Schule spielen konnte, hat mir etwas gefehlt." Deshalb hat er sich gleich zu Beginn seines Studiums wieder auf die Bühne gestellt. Nur kurze Zeit später stand Plagens dann auch schon selbst davor und inszenierte.

    "Vom Spielerischen und von der eigenen Motivation her reichen einem die Hochschultheatergruppen irgendwann aber nicht mehr aus", erinnert sich der heute 34-Jährige. Bei ihm war das im Jahr 2001, als er zum ersten Mal am Theater Ensemble inszenieren durfte. Seither verlief die lokale Theater-Karriere ganz ordentlich. Manfred Plagens führte weiterhin an der Uni und an verschiedenen freien Bühnen Regie - seit vergangenem Jahr bloß noch an der Werkstattbühne. "Ich mag dieses Theater: Es ist atmosphärisch sehr dicht und intim. Das macht Spaß."

    "Grundsätzlich kann ich mir aber die Arbeit an allen Bühnen vorstellen", sagt Plagens und meint damit nicht nur die kleineren freien Bühnen in und um Würzburg: "Wir haben hier eine exzellente Privat-Theaterszene. Aber ich hätte natürlich auch nichts dagegen, einmal an einem großen Haus zu inszenieren."

    Und sollte aus diesem Traum nichts werden, will Plagens irgendwann einmal sein eigenes kleines Theater gründen. "Da hätte man ganz enorme konzeptionelle und gestalterische Freiräume. Das wäre auf lange Sicht hin natürlich eine tolle Sache."

    Nicht wie Kinski spielen

    Jetzt steht bei dem studierten Volkswirtschaftler jedoch erst einmal etwas anderes auf dem Plan: Am 4. Dezember feiert seine neuste Inszenierung in der Werkstattbühne Premiere - Georg Büchners "Woyzeck". Die Gefahr, sich mit so einem Klassiker zu übernehmen, sieht Plagens nicht. "Ich will kein Best-Of aus bekannten Inszenierungen machen. Ich will keinen Schauspieler, der mir den Woyzeck wie Kinski spielt." Wohl auch deshalb hat er einige Rollen sehr eigenwillig besetzt. Aus dem betagten Doktor wurde zum Beispiel eine recht junge Ärztin.

    "Ich versuche einfach immer, die Stücke auf mich wirken zu lassen", so der 34-Jährige. Ein fertiges Konzept aber habe er beim Probenbeginn nie. "Ein Stück muss sich in Zusammenarbeit mit den Schauspielern entwickeln."

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden