Der Vorschlag ist nicht neu, durch das geplante neue Landesmuseum auf der Festung Marienberg aber aktueller denn je. Ein Aufzug von der Stadt hinauf zur Festung Marienberg. Dieser ist nun auch der Inhalt eines Antrages der WL-Fraktion im Stadtrat.
Die Fraktion aus Alt-Oberbürgermeister Jürgen Weber, Ingo Klünder und Micaela Potrawa möchte, dass die Verwaltung vom Rat beauftragt wird, dem Stadtrat über die in den 1990-er Jahren abgeschlossene Planung für einen Festungsaufzug mit dem Ausgangspunkt „Spitäle“ bzw. „Spitäle-Parkhaus“ durch die WVV zu informieren.
Es habe für ein solches Aufzugsprojekt schon einmal eine breite Mehrheit im Stadtrat bestanden und bereits ganz konkrete Finanzierungszusagen durch den Freistaat Bayern als Bestandteil des Öffentlichen Personennahverkehrs in Würzburg gegeben, wofür sich auch alle Würzburger Abgeordneten und insbesondere die damalige Staatssekretärin Barbara Stamm eingesetzt hätten, heißt es in der Antragstellung.
Anfang der 1980er Jahre nämlich hatte der Würzburger Bürgermeister und spätere Oberbürgermeister Jürgen Weber, heute Mitglied der antragstellenden WL-Fraktion, nach Berichten dieser Zeitung erstmals die Idee mit einem Aufzug ins Gespräch gebracht. Er sollte 270 Meter schräg durch den Festungsberg führen, 75 Höhenmeter überwinden, pro Jahr 300 000 Besucher transportieren und von der stadteigenen Würzburger Versorgungs- und Verkehrs-GmbH betrieben werden. Für die touristische Attraktivität der Stadt im Allgemeinen und der Festung im Besonderen sei der Aufzug wichtig, lautete die Begründung damals.
Der Schacht hätte hinter dem Spitäle beginnen und mitten in der Festung enden sollen – so gebaut, dass von außen kaum etwas zu sehen gewesen wäre. Die Inbetriebnahme war für 1. März 1990 geplant.
Nachdem der Würzburger Stadtrat Ende Juli 1987 mit einer deutlichen Mehrheit von CSU und SPD dem Bau zugestimmt hatte, regte sich vor allem in der Bevölkerung Widerstand. Die „Bürgerinitiative gegen den Festungsaufzug“ sammelte 1988 rund 10 000 Unterschriften gegen das Vorhaben, das sie als zu großen Einschnitt in den Festungsberg und als zwecklos ansah. Auch Denkmalschützer kritisierten den Bau.
Das vorläufige Aus kam im Juli 1988: Das Unternehmen Mövenpick zog sich von der Idee zurück, am Spitäle ein Hotel zu bauen. Da der Festungsaufzug mit diesem Hotel gekoppelt war, wurde das Vorhaben von Bürgermeister Weber auf Eis gelegt. Die Stadt stoppte die Ausschreibung im Dezember 1988.
Aber weiter im Antrag der WL-Fraktion: Nachdem der Freistaat Bayern sich nun für ein umfassendes Engagement für die Festung Marienberg als Standort für ein Bayerisches Landesmuseum und ein Tagungszentrum mit entsprechender Gastronomie entschieden habe, liege es nun an der Stadt und ihrem Stadtrat, sich dafür einzusetzen, dass die Festung als bedeutendes Baudenkmal besser für die breite Öffentlichkeit erschlossen werde.
Zum jetzigen Zeitpunkt scheint der WL-Fraktion das Areal des ehemaligen Spitäles an der Alten Mainbrücke der ideale Ausgangspunkt für eine Anbindung zur Festung zu sein. Weiter heißt es, der Stadtrat möge beschließen, dass eine Anbindung der Festung an die Innenstadt für die zukünftige Entwicklung der Stadt von größter Bedeutung sei. Die Verwaltung werde daher beauftragt, Gespräche aufzunehmen mit dem Ziel, wie die gemeinsamen Interessen von Stadt und Freistaat zur Realisierung und dem Betrieb eines Aufzuges zusammengeführt werden könnten.
Schon Mitte 2014 hatte bei den Wirtschaftsgesprächen mit Finanzminister Markus Söder Thomas Habermann, für die CSU Landrat im Landkreis Rhön-Grabfeld und damaliger kommissarischer Vorsitzender der Mainfranken GmbH, die alte Idee wieder aufs Tapet gebracht. Kurzfristig schlug das Thema Wellen. Habermann hatte allerdings vorgeschlagen, einen gläsernen Aufzug von der Stadt hinauf zur Festung zu bauen.
Auch der Würzburger CSU-Landtagsabgeordnete Oliver Jörg hatte sich im Herbst 2015 bei einer Sitzung des Arbeitskreises Wissenschaft und Kunst der CSU-Landtagsfraktion auf der Festung für eine bessere Erreichbarkeit des Baues und des künftigen Museums ausgesprochen. Damals schien auch für Jörg ein Aufzug durch den Festungsberg eine denkbare Lösung zu sein.