Die Abendsonne schickte ihre Strahlen herunter, auf dem Platz vor dem Bürgertreff spielte Diana Groll Kirchenlieder voller Hoffnung. Dennoch lag Wehmut in der Luft, denn es war der Abschiedsgottesdienst von Dekan Gerd-Richard Neumeier.
Vor rund sechs Jahren kam Gerd-Richard Neumeier nach Uffenheim, um die Stelle als Pfarrer in der Gemeinde Herz-Jesu anzutreten. 2019 wurde er durch Erzbischof Ludwig Schick zum Leitenden Pfarrer des zu diesem Zeitpunkt neu gegründeten Seelsorgebereich Oberer Aischgrund und zum 1. Januar zum Dekan des Erzbischöflichen Dekanates Ansbach ernannt. Sein Aufgaben- und sein Zuständigkeitsbereich wurden größer.
Nun wartet eine neue Aufgabe auf den beliebten Dekan und Pfarrer: Im September übernimmt Neumeier beim Erzbistum Bamberg die bisherigen Aufgaben von Weihbischof Herwig Gössl bei der Caritas, zum Beispiel die als Vorsitzender der Aufsichtsräte des Diözesancaritasverbandes. Des Weiteren wird Neumeier im September durch den Erzbischof zum Diözesanjugendpfarrer und Ordinariatsrat ernannt. "Ich hätte auch gedacht, dass es länger wird", bekannte Neumeier bei seiner Verabschiedung in Rodheim für die beiden Kirchengemeinden St. Kilian in Rodheim und St. Kilian in Hemmersheim. "Doch einer denkt, der andere lenkt", meinte der Dekan.
Neumeier: Vielen Sünden steht gutes Wirken gegenüber

In seiner Ansprache zählte Neumeier kritische Fragen auf, denen er sich immer wieder habe stellen müssen. Warum er seinen Traumjob als Steward für die Kirche aufgegeben habe oder dass solche Regeln wie der Zölibat doch antiquiert seien. Er erinnerte an das, was sein Regens im Priesterseminar mit den Worten von Petrus gesagt habe: "Seid stets bereit, jedem Rede und Antwort zu stehen, der nach der Hoffnung fragt, die euch erfüllt." Dass dies so oft sein werde, habe er zu Beginn seiner Ausbildung nicht gedacht. Doch sein Bekenntnis ist klar: "Ich würde es heute wieder tun." Er räumte ein, dass es auch in der Kirche menschele, es auch viele Sünden gebe, dem gegenüberstehe aber viel gutes Wirken. So hoffe er, dass er hier etwas bewirkt habe, das bleiben werde, das Wirkung zeige.
Dass dem so ist, zeigte sich bei den Abschiedsworten der Ministranten aus beiden Gemeinden und der Jugend. Es gab viele Erinnerungsgeschenke an gemeinsame Erlebnisse. Da durften auch eine neue Wasserkanone und Nutella nicht fehlen.
Hemmersheims Bürgermeister Karl Ballmann, der auch für den Oberickelsheimer Bürgermeister Michael Pfanzer sprach, dankte für den stets offenen Umgang miteinander. Er erinnerte an die Friedhofssanierung und die neue Glockensteuerung für Hemmersheim und an die Kirchensanierung in Rodheim. Auch seine ausgleichende Art hob Ballmann hervor, zum Beispiel bei der Debatte über den nächtlichen Glockenschlag. Ebenso sei die Ökumene ausgebaut worden.
Der Pfarrer ließ symbolisch ein Herz zurück

Die Vertreter der Kirchenvorstände bekannten, dass sie ihn gerne noch länger in den Gemeinden behalten hätten. Sie dankten für besondere Gottesdienste und Kirchenfeste. Auch die Kinderkirche verabschiedete ihren Pfarrer. Für die Gemeinden hatte Neumeier Lebkuchenherzen machen lassen. So ließ er symbolisch sein Herz zurück.
In seinen anderen Pfarreien Herbolzheim und Herz Jesu Uffenheim hatte er sich bereits verabschiedet. In Uffenheim sagte Bürgermeister Wolfgang Lampe, dass Neumeier schnell die Sympathie seiner Gemeindemitglieder erobert und die Organisationsstrukturen der Kirchengemeinde erneuert habe. "Du bist jemand, der zupackt, wo Mann oder besser Pfarrer gebraucht wird." Neumeier habe es verstanden, die Sprache der Menschen zu sprechen. Er sei unbürokratisch und unkompliziert vorangegangen. Leider habe sich dies im Erzbistum Bamberg herumgesprochen, bedauerte Lampe.