Icon Menü
Icon Schließen schliessen
Startseite
Icon Pfeil nach unten
Würzburg
Icon Pfeil nach unten
Landkreis Würzburg
Icon Pfeil nach unten

REGION WÜRZBURG: Ein Blumengruß an Gott

REGION WÜRZBURG

Ein Blumengruß an Gott

    • |
    • |
    Blumenteppich von Brigitte Konrad für Fronleichnam aus dem Jahr 2014.
    Blumenteppich von Brigitte Konrad für Fronleichnam aus dem Jahr 2014. Foto: Irene Konrad

    Fronleichnam ist ein katholisches Fest. Das Wort kommt aus dem Althochdeutschen und bedeutet so viel wie „der Leib des Herrn“. Das „Hochfest des Leibes und Blutes Christi“ geht auf eine Vision der heiligen Juliana im Jahr 1264 im belgischen Lüttich zurück. Der Priester trägt in der „eucharistischen Prozession“ eine geweihte Hostie in einem kostbaren Schaugefäß, der Monstranz, durch blumengeschmückte Straßen.

    Bei der Fronleichnamsprozession bekennen Katholiken ihren Glauben an die bleibende Gegenwart Gottes im Altarsakrament. Über 750 Jahre währt diese Tradition schon. Das prägt. Trotz Priestermangel und geringem Gottesdienstbesuch bleibt die Prozession am Fronleichnamstag beliebt. Es ist eine Tradition des Herzens. Man kennt sie aus der Kindheit und möchte sie nicht aufgeben.

    Freilich, früher waren sämtliche Häuser, Fenster, Türen und Hofeingänge reich geschmückt, an denen die Prozession vorbei zog. Mit Birkenstämmchen und Heiligenfiguren, mit Fahnen und Blumensträußen, mit religiösen Bildern und Deckchen mit bestickten Andachtstexten.

    Weniger religiöse Zier an den Häusern

    Die religiöse Zier an den Häusern ist weniger geworden. Das Schmücken hat sich auf „die vier Altäre“ konzentriert. Das sind Stationen entlang des Weges. Die „Altäre“ können ihren Standort wechseln. Bei heutigen Fronleichnamsprozessionen gibt es oft nur noch einen oder zwei. Ihr Aussehen mit einem Tisch, weißen Deckchen, dem Kreuz und Kerzen ist geblieben. Aber vor einem Stationsaltar gibt es vermehrt Blumenteppiche. Das ist eine neue Art des Schmückens.

    Vor elf Jahren hat Brigitte Konrad einen Altar „geerbt“, als die Ritaschwestern Hausen verließen. „Schwester Virginia hat den Altar am Kreuzschlepper vor allem mit Pfingstrosen und Farn geschmückt“, blickt Konrad zurück. Die Ortsbäuerin kennt es aus ihrer eigenen Kindheit, dass an Fronleichnam einfache christliche Symbole mit Blumen gelegt wurden. Ein Kreuz etwa. Ein Blumenteppich, das ist für Konrad „etwas Besonderes, das man nur einmal im Jahr macht und halt schön ist“.

    Fronleichnam Blumenornamente
    Fronleichnam Blumenornamente Foto: Franz Ramold

    Jedes Jahr ein neues Motiv für den Blumenteppich

    „Ich mag die Regenbogenfarben und möchte bunte Teppiche legen“, erklärt die Bäuerin. Jedes Jahr überlegt sie sich ein neues Motiv. Es soll etwas sein, das sie im letzten Jahr persönlich bewegt oder mit der Pfarrei zu tun hat. Als ein Kirchenjubiläum gefeiert wurde, spiegelte der Blumenteppich das Jubiläumslogo wider. Nach einer Wallfahrt nach Santiago de Compostela legte Konrad „einen Spiralweg nach innen“. In diesem Jahr denkt sie an ein rotes Herz zum aktuellen „Jahr der Barmherzigkeit“.

    Seitdem die Bäuerin ihren Fronleichnamsaltar hat, sieht ihr Bauerngarten anders aus. Weiße Schneeballen hat Konrad gepflanzt und Pfingstrosen sind wichtig. Dazu lila Salbei und gelbe Rosen. Die Hausenerin mag auch Getreideähren, Stiefmütterchen oder Wiesenblumen und ist dankbar, wenn Freundinnen am Vortag farbige Blüten vorbeibringen. Die werden über Nacht kühl im Keller gelagert. Dann steht zusammen mit Fähnchen, Kübelpflanzen und Blumensträußen alles für den großen Tag bereit.

    Fronleichnahm Blumenornamente
    Fronleichnahm Blumenornamente Foto: Irene Konrad

    Ähnlich wie der Blumenteppich in Hausen sehen wohl viele im Landkreis aus. Je nach Blütenmenge und Helfer gibt es kleinere und größere, einfache und pompöse Motive. In Unterpleichfeld ist das so oder auch in Helmstadt. „Bei unserer Prozession werden immer wieder Teppiche gelegt“, weiß Renate Streitenberger. Im letzten Jahr sei das Motiv aufwändig gewesen. „In diesem Jahr haben wir uns für einen Baum entschieden, weil er das Thema bei unserer Erstkommunionfeier war“, verrät die Helmstädter Pfarrgemeinderatsvorsitzende.

    Sieben auf vier Meter großer Blumenteppich

    In Dipbach hat Marga Hertlein das Blumenteppichlegen zur Perfektion gebracht. Seit über zehn Jahren schmückt die 68-Jährige mit Hilfe ihrer Familie zur Vorbereitung und einem Helferteam am Morgen des Fronleichnamstages einen Altar. Nachdem der Dorfplatz vor drei Jahren neu gestaltet wurde, kann sich Marga Hertlein richtig ausbreiten. Mit dem Ausmaß von sieben auf vier Metern ist das Motiv riesig.

    „Ohne Schablonen geht es da nicht“, ist die Dipbacherin überzeugt. Das Motiv entstehe relativ spontan danach, welche Blumen gerade in ihren Gärten wachsen. Für ein Lamm oder eine Taube braucht man weiße Blüten, für einen Kelch oder ein Brot gelbe Farben, Buchstaben sind oft lila wegen des Flieders oder Zierlauchs. Blüten benötige sie jedenfalls zuhauf, denn einen bunten und breiten Blütenrand gibt es beim Dipbacher Blumeneppich immer.

    Marga Hertlein ist künstlerisch begabt und will dieses Talent „zur Ehre Gottes“ einsetzen. „Die Tradition soll nicht aussterben“, sagt sie bescheiden und ist froh, dass ihre Tochter Ulrike und ihr Enkelsohn Maximilian eifrig mithelfen. Auch ihr Mann Gottfried, wenn auch widerwilliger. Er begreift den großen Aufwand für einen einzigen Tag nicht so recht. In seiner Garage stehen um den Fronleichnamstag nicht nur jede Menge frisch geschnittene Blüten, sondern auch Eimer mit Steinen, Sand, Rindenmulch, Rasenschnitt und gepressten Blättern.

    Alles will gut vorbereitet sein

    Trotz bester Vorbereitung steht Marga Hertlein am Tag der Fronleichnamsprozession schon kurz vor fünf Uhr auf. Bis die Helfer zum Blumenlegen kommen, will alles vorbereitet sein. „Wir legen zwei Stunden und brauchen jeden Mann“, sagt die Dipbacherin. Ähnlich ist es in Rottendorf. Dort legen sechs Männer und Frauen auf dem Kirchplatz in rund zweieinhalb Stunden einen Blumenteppich, der exakt 3,80 mal 2,50 Meter misst.

    „Pfarrer Weber hat uns 2008 zum ersten Mal angefragt und seitdem machen wir das“, sagt Rudolf Greulich. Er ist Vorstand des Obst- und Gartenbauvereins in Rottendorf und sieht sich genauso wie Werner Frühwacht und Norbert Kessler lediglich als Helfer um die drei Frauen Maria Körner, Heidi Frühwacht und Irmgard Kessler. Das Team trifft sich jährlich zur Motivauswahl im Vereinsheim.

    Fronleichnam Blumenornamente
    Fronleichnam Blumenornamente Foto: Franz Ramold

    Der Rottendorfer Blumenteppich des Obst- und Gartenbauvereins besteht vor allem aus Blütenblättern, aber auch aus Kaffeesatz, Quarzsand und Gras. Das Team legt auf Grundlage einer Pappschablone immer eine „Geschichte“, etwa den „Weg im Wandel der Zeit“ oder eine Erdkugel mit Kreuz als Verbindung zum G-7-Gipel im letzten Jahr. Manche Motive sind ins Bild gefasste Bitten wie „Komm in diese Welt“. Diesmal soll die heilige Pforte der Barmherzigkeit dargestellt werden.

    Dekan Gerhard Weber freut sich immer sehr über den Blumenteppich am Schlussaltar in Rottendorf. „Damit kommt ja der Respekt vor dem Altarsakrament zum Ausdruck“, erläutert der Ortspfarrer. Er deutet es so, dass die Gläubigen mit ihrem Werk Jesus Christus einen Ort anbieten wollen, als ob sie zu ihm sagen: „Komm zu uns und segne uns da, wo wir leben.“

    „Eine wunderschöne Tradition und ein Ausdruck des Glaubens“

    „Natürlich gehe er mit der Monstranz über den Teppich. „Dafür ist er ja gemacht“, sagt Pfarrer Weber. So sieht es auch Pfarrer Joachim Bayer. In seiner Kirchengemeinde in Kürnach gibt es mit einem durchgehenden Blumenteppich auf dem gesamten Prozessionsweg über einen Kilometer etwas Besonderes. Der lange Blumenweg wird in Abschnitte von jeweils drei Metern unterteilt und hat Rasenschnitt als Unterlage. „Es ist eine wunderschöne Tradition und ein Ausdruck des Glaubens“, begeistert sich Pfarrer Bayer.

    Vorbereitung auf Fronleichnam. Marga Hertlein und ihr Enkel Maximilian Keller legen die Schablonen aus.
    Vorbereitung auf Fronleichnam. Marga Hertlein und ihr Enkel Maximilian Keller legen die Schablonen aus. Foto: Foto: Irene Konrad

    „Im Altort wimmelt es am Fronleichnamstag um sechs Uhr nur so von Leuten“, wissen Franz und Elisabeth Ramold. Auch der alteingesessene Burkard Strauß ist stolz: „Mehrere hundert Kinder und Erwachsene kommen da zum Gemeinschaftswerk zusammen“.

    Die Ramolds legen mittlerweile in knapp 20 Blumenteppich-Abschnitten ihre Motive. Da braucht man allerlei Ideen. Und viel Blütenmaterial. Es gefällt dem Ehepaar, dass in Kürnach Alteingesessene, kirchliche Gruppen und junge Familien mitmachen. Einige Schmückerinnen und Schmücker würden selten in die Kirche gehen. Andere wohnen in der Siedlung und machen mit, obwohl sie nicht am Prozessionsweg wohnen.

    Blumenschmuck nach der Prozession ruck-zuck aufgeräumt

    Ende der 70-ger Jahre hatte Diakon Hermann Schrauth in Kürnach den durchgängigen Blumenteppich angeregt. Nur der Pfarrer mit der Monstranz benutzt den Blumenweg. Alle anderen Prozessionsteilnehmer – sogar die Himmelträger – laufen rechts und links davon. „Damit wird Jesus im Brot mit den Ideen und der Arbeit der Menschen geehrt“, deutet Pfarrer Bayer den Sinn.

    Auf dem Kirchplatz in Rottendorf bleibt der Blumenteppich für die Fronleichnamsprozession bis zum frühen Nachmittag liegen, auf dem Dorfplatz in Dipbach bis zum Abend. Der meiste Blumenschmuck liegt jedoch nur kurz. Auch in Kürnach wird der Blütenzauber ruck-zuck abgeräumt. Die Straße sieht kurz nach der Prozession so aus, als ob nichts gewesen wäre.

    „Natürlich ist es schade, dass die Blumenteppiche so schnell zerstört werden. Allerdings sind sie ja für den Augenblick geschaffen. Den Augenblick, in dem Jesus im Brot darüber getragen wird“, gibt Pfarrer Bayer zu Bedenken. Offensichtlich sind die Gemeinschaft, die Freude an der aufblühenden Natur und das intensive Beschäftigen für diesen kurzen Augenblick berührend. Blumenteppiche an Fronleichnam machen das Herz froh.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden