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Ein Botschafter mit B-Lizenz

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Ein Botschafter mit B-Lizenz

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    Harald Ganns hat 30 Jahre für das Auswärtige Amt gearbeitet. Seit elf
Jahren sitzt der frühere Botschafter mit Fußball-Lizenz im Organisationsteam
das Africa Festivals.
    Harald Ganns hat 30 Jahre für das Auswärtige Amt gearbeitet. Seit elf Jahren sitzt der frühere Botschafter mit Fußball-Lizenz im Organisationsteam das Africa Festivals. Foto: FOTO NORBERT SCHWARZOTT

    "Noch bin ich 69", lacht er, "aber nicht mehr lange." Über 30 Jahre lang war er als Deutscher Botschafter für das Auswärtige Amt "in und für Afrika unterwegs", erzählt "der Harry", wie ihn seine Freunde nennen. Fünf Jahre lang war er der Afrika-Beauftragte der Bundesregierung, sechs Jahre im Pressereferat für Außenminister Hans-Dietrich Genscher und immer wieder als Botschafter

    Das erste Mal nach Würzburg kam er in offizieller Mission, als Vertreter seines Amtes. "Das Ganze hat mich so beeindruckt, dass ich mir gesagt habe, denen helfe ich." Erst führte er die Botschafter herum, so wuchsen die Aufgaben von Jahr zu Jahr.

    In diesem Jahr ist er unter anderem Hauptverantwortlicher für die beiden Podiumsdiskussionen, die am Wochenende stattfinden. Zudem hält er Kontakte zu den Sponsoren aus dem öffentlichen Bereich und greift schon mal zum Telefon, um eine seiner früheren Botschafterkollegen anzurufen und Dampf zu machen, wenn es bei der Visa-Vergabe für einen der afrikanischen Musiker einmal "klemmt".

    Schon früh entdeckte Harad Ganns seine Liebe zum afrikanischen Kontinent. Als Stipendiat studierte er im Senegal, war zudem Vertreter des Verbandes deutscher Studenten in Afrika. "Als ich als junger Mann dorthin kam, dachte ich, ich wäre links, nach ein paar Wochen hielt mich mich dann doch für stockkonservativ", erzählt er lachend. "Anfang der 60er-Jahre gab es dort die reinrassigsten Marxisten, die man sich vorstellen kann", fährt er fort. "Das Ganze war aber eine hervorragende Schule für meine Arbeit als Botschafter."

    Schon als Student in Freiburg machte er selbst Musik und in seiner Zeit als Botschafter in Kamerun hat er zweimal jährlich in der Botschaft "Rock at the Residence" veranstaltet und dazu alle Musiker eingeladen, die er fassen konnte. "Das ging immer bis in den frühen Morgen", sagt er. Manuel Dibango mag er sehr und freut sich, dass der schon zweimal auf dem Africa Festival war.

    Die dritte große Liebe neben Afrika und der Musik: Fußball. "Ich bin meines Wissens der einzige deutsche Botschafter, der eine B-Lizenz des Deutschen Fußball-Bundes hat", lacht er. Und er hat sie auch genutzt: "Ich habe in Afrika einige Jugendmannschaften trainiert", erzählt Harald Ganns. Am liebsten denkt er an eine U-20-Mannschaft in Namibia zurück. Zweimal Landesmeister ist die mit ihm geworden und hat drei Nationalspieler hervorgebracht.

    Weit herum gekommen ist er auf dem schwarzen Kontinent: "Ich bin auch viel mit afrikanischen Nationalmannschaften gereist", erzählt er, "und habe Einblicke bekommen, die mir sonst verwehrt geblieben wären." Seltsam anmutende Bräuche zum Beispiel: "Es ist schon interessant, was da vor dem Spiel einer afrikanischen Mannschaft neben oder unter dem Spielfeld vergraben wird." Auch berühmte Spieler hat er begleitet: "Wer kann sonst schon von sich sagen, dass er mit dem Kameruner Roger Milla unter der Dusche gestanden hat?"

    Was hält er von Würzburg als Quartierstadt einer afrikanischen Fußballmannschaft bei der WM 2006? "Es müsste ja ein kleines Wunder passieren, wenn Kamerun sich qualifizieren könnte", glaubt er, "aber Senegal zum Beispiel wäre der Hammer." Hauptsache, es sei eine Mannschaft, die die erste Runde überstehe, sagt Ganns. "Das brächte dann großes Medieninteresse nach Würzburg und wäre eine hervorragende Publicity, die ich den Würzburgern gönnen würde."

    Afrika und Musik hat er in seinem nächsten Jahr in Würzburg sicher. Und Fußball? "Schaun mer mal."

    Mehr über das Africa Festival:

      > Würzburg, Seite C 3
    > Journal & Kultur, Seite D 5
    > Magazin, Seite 1
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