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TAUBERRETTERSHEIM: Ein Brückenheiliger im Keller

TAUBERRETTERSHEIM

Ein Brückenheiliger im Keller

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    Ein Ort zum Feiern: Bis zu 100 Personen bietet der Tauberrettersheimer Ratskeller Platz. Seine Renovierung ist eines der letzten großen Projekte der Dorferneuerung.
    Ein Ort zum Feiern: Bis zu 100 Personen bietet der Tauberrettersheimer Ratskeller Platz. Seine Renovierung ist eines der letzten großen Projekte der Dorferneuerung. Foto: Foto: Michaela Menth

    „Ja, so sind sie, die Franken: Zum einen hängen sie sich an den Brückenheiligen Nepomuk und vertrauen darauf, dass er den Ratskeller vor Überflutung beschützt – zum anderen haben sie schon einen Abfluss eingebaut“, scherzt Pfarrer Oskar Zopora in Anspielung auf das Original der Brückenstatue des heiligen Nepomuk, die jetzt im frisch renovierten Ratskeller untergebracht ist. Der Keller wurde zusammen mit dem ebenfalls renovierten ehemaligen Zehntamtsgebäudes nach über zehn Jahren Konzeption und Planung als eines der letzten größeren Projekte der Dorferneuerung seiner Bestimmung übergeben.

    Der Nachmittag begann mit einem Lied über Tauberrettersheim, vorgetragen vom MGV Liederkranz Tauberrettersheim. Erbaut wurde das Gebäude samt Keller 1307 von Gottfried von Schäftersheim auf Befehl des Neumünsterprobstes Wolfgang von Grumbach, erzählte Bürgermeister Hermann Öchsner später und gab einen kurzen Überblick über die Historie des Gebäudes. Im Jahr 1525 sei es im Bauernkrieg ausgeräumt worden, 1585 durch Pleickart von Berlichingen neu erbaut. „1631 wurde fast das gesamte Dorf und das Gebäude von den Schweden niedergebrannt“, führte der Bürgermeister weiter aus. 1671 war es nur noch als Ruine belegt. Später wurde der gesamte Amtshof durch die Freiherren von Würzburg wieder aufgebaut.

    Den Namen „Judenhof“ indes erhielt das Gebäude erst, als 1817 der Jude Moses Jeidel aus Würzburg den Amtshof kaufte und zwölf jüdische Familien dort einzogen. In den letzten hundert Jahren wurde das Gebäude schließlich für die unterschiedlichsten Zwecke genutzt: Es war Schule, Gemeindebüro, Wohnraum, Sparkassenfiliale; Lagerraum und Bauhof. Heute sind in ihm der Sitzungssaal, das Gemeindebüro und die Archivräume untergebracht.

    „Als wir renovierten, mussten wir erst einmal den Lehmboden des Ratskellers abgraben. Jetzt hat der Keller Fußbodenheizung, eine Küche und Platz für maximal hundert Personen“, erzählte Architekt Martin Nörpel, bevor er mit einem Backwerk in Form eines Schlüssels symbolisch den Schlüssel an Bürgermeister Öchsner übergab.

    „Der Tag heute ist ein gebührender Abschluss für die Renovierungsarbeiten“, fanden sowohl der stellvertretende Landrat Waldemar Brohm aus Margetshöchheim als auch Baudirektor Detlev Etteldorf vom Amt für ländliche Entwicklung Ansbach und lobten das Engagement der an Planung und Ausführung Beteiligten.

    Das einzige, das dann noch fehlte, war die Segnung des Kellers und des Gebäudes, die Pfarrer Zopora zusammen mit seinem „Ministranten“ Bürgermeister Hermann Öchsner übernahm. „Es ist passend“, so Pfarrer Zopora, „dass der Keller an einem Totensonntag eingeweiht wird, wenn man bedenkt, was mit den Juden geschah, denen einst dieses Haus gehörte.“

    Die einzige Sorge, die er dann noch äußerte, betrifft die Stufen, die in den Keller führen. „Herunter kommt man sie ohne Probleme“, stellte er scherzend fest. „Aber hinauf, nachdem man hier gefeiert hat – das ist eine ganz andere Sache . . .“

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