Ein starkes Stück: Da kommt ein junger Regisseur – gerade mal Ende 20 – aus Deutschland, dreht einen Film – und wenig später schreit sein Gastgeberland Amerika laut auf. Der junge Mann heißt Marco Kreuzpaintner, sein Film trägt den Titel „Trade – Willkommen in Amerika“ und der Aufschrei ist so groß, weil es um ein Tabu-Thema geht: Sex-Sklaverei in den USA.
„Trade“ ist einer dieser Filme, die man aushalten muss. Einer von denen, die nachwirken und Beklemmung erzeugen. Weil man nicht glauben kann, was man sieht: Menschen, die spurlos verschwinden und zu Sex-Sklaven werden. Und das im großen Stil: Niemals war die Versklavung so groß wie heute. „Es gibt laut der UNO weltweit zwölf Millionen versklavte Menschen – mehr als je zuvor“, lautet die Kernaussage des „Trade“-Regisseurs, der zur Vorstellung seines neuen Filmes ins Cineworld in den Mainfrankenpark gekommen war.
Der Streifen wird, da macht sich Marco Kreuzpaintner nichts vor, kein Massenpublikum finden. Eine 13-Jährige, die aus Mexiko-City entführt, über die Grenze verschleppt und im Internet versteigert wird – das ist schwer zu ertragen. Eine wahre Geschichte, die an original Schauplätzen spielt: Genau dort, wo Kinder und Frauen verschleppt und gepeinigt werden.
Wer sich trotzdem auf „Trade“ einlässt, wird wunderbare Schauspieler mit einem grandiosen Kevin Kline als Polizist Ray an der Spitze erleben. Und man wird Zeitzeuge eines guten Stücks Film-Geschichte: Die Uraufführung fand bei den Vereinten Nationen im Beisein von UN-Generalsekretär Ban Ki-Moon in New York statt. Und auch der New Yorker Bürgermeister hatte seinen Senat zu dem Film eingeladen – anschließend verabschiedete man als erster US-Bundesstaat ein Gesetz gegen Menschenhandel. Ein Film als Anwalt für geknechtete Kinder und Frauen – das muss man als Regisseur mit Ende 20 erst einmal hin bekommen.
Marco Kreuzpaintner – es kann nichts schaden, sich den Namen zu merken. So wie es auch der Hollywood-Regisseur Roland Emmerich tat, der den Kreuzpaintner-Film „Sommersturm“ gesehen und den Nachwuchs-Mann umgehend nach Amerika eingeladen hatte – heraus kam ein durch und durch mutiger Film. Weshalb ein paar Zuschauer wirklich nicht schlecht wären und der Wunsch des Regisseurs an das Vorpremiere-Publikum hiermit gerne weitergegeben wird: „Vielleicht können Sie ja fünf Leute bewegen, sich den Film anzugucken!“