Viele zückten ihre Fotoapparate, denn so etwas sieht man nicht alle Tage. Rund drei Stunden war die historische Lok von ihrem Heimatschuppen in Meiningen unterwegs nach Würzburg, wo sich die fünf Waggons aus den 50er Jahren zu ihr gesellten, erzählt Sebastian Franz vom Meininger Dampflokverein, die das gute Stück restauriert haben.
Wie in alten Zeiten hatten die Heizer und der Lokführer schwarze Gesichter. Weil am 12. Dezember trotz unfertiger Außenanlagen der neue Bahnhaltepunkt in Reichenberg in Betrieb ging, war die Lok zu dieser Sonderfahrt gestartet. Von Würzburg bis in die Marktgemeinde brauchte sie genau zehn Minuten. Die illustren Fahrgäste, darunter Würzburgs Oberbürgermeister Georg Rosenthal, Landrat Eberhard Nuss und BEG-Geschäftsführer Fritz Czeschka, verließen den Zug zum Fototermin.
Um sich vor der alten Lok zu postieren, mussten sie sogar vom Bahnsteig auf die Gleise hinab steigen. Die beiden Bürgermeister Karl Hügelschäffer und Anton Holzapfel hielten ein Schild in der Hand. Darauf stand: Neue Züge Stundentakt, wo auf der Strecke Würzburg – Lauda? Na ja, was nicht ist, kann ja noch werden. Aber die Mainfrankenbahn, die laut Nils Frase von der BEG den Grundstein legt für den weiteren Ausbau des öffentlichen Nahverkehrs in der Region, wird auf der Strecke Würzburg Lauda buchstäblich auf der Strecke bleiben. Denn hier fährt die Westfrankenbahn aus Baden-Württemberg und die hat keine modernen Elektro-Triebwagen. Aber auch die Achse nach Lauda soll in den nächsten Jahren fahrzeugtechnisch verbessert werden. „Das sind unsere nächsten Hausaufgaben“, meint er.
Überhaupt gebe es jetzt noch einiges zu tun, viel Detailarbeit sei nötig, das Marketing müsse verbessert werden, um die Verknüpfung von Schiene und Straße voranzubringen. Und warum rauschen die RE-Züge in Reichenberg einfach durch? „Regionalexpresszüge müssen vor allem schnell sein und halten nur an den wichtigsten Haltepunkten“, erklärt er. Wichtig ist für Frase nach wie vor der Bahnhaltepunkt Heidingsfeld, der gerade im Hinblick auf die Mainfrankenbahn ein wichtiger Standort sei. „Wir als Planer sind dafür Feuer und Flamme“, sagt er. Konkrete Planungen gibt es inzwischen schon, allerdings hat man den einst angedachten Halt am alten Westbahnhof verworfen, weil es dort zu „viele technische Probleme gibt“ und auch die Kosten viel zu hoch wären.
Stattdessen favorisiert die Bahn inzwischen zwei Haltepunkte: einen am Heriedenweg für die Strecke nach Lauda und einen am alten Ostbahnhof für die Strecke nach Treuchtlingen. Das bringt viel Vorteile: Eine Unterführung ist da und die Anbindung an Busse und Straßenbahn sei auch gegeben, meint der Fachmann. Auch die DB Netz und die DB Station und Service halten diese Standorte für günstig. „Jetzt brauchen wir ein klares Bekenntnis der Stadt“, sagt Frase.
Aufgrund der aufwendigen Bauweise wird es einige Zeit dauern, bis Planungen und Finanzierung stehen. Sollte die Stadt Würzburg sich schnell entscheiden, könnte 2016 der Zug im Städtle halten. Und auch Oberbürgermeister Georg Rosenthal hat am Rande des Mainfrankenbahntages die Weichen für den neuen Bahnhalt auf grün gestellt.