Wenn sich Musiker auf der Bühne authentisch bewegen, ihr Publikum wahrnehmen und mit ihm Kontakt aufnehmen, kann ein Konzert zum lebendigen Erfahrungsraum werden. Dies gelang den Festival Strings Lucerne Chamber Players bei ihrem Mozartfest-Konzert im gut besuchten Fürstensaal der Residenz.
In einem unkonventionellen Programm stellte das Ensemble (Daniel Dodds und Droujelub Yanakiew: Violine, Sylvia Zucker: Viola, Regula Maurer: Violoncello, Massimo Clavenna: Kontrabass) drei heiteren Divertimenti des 16-jährigen Mozart Musik von Béla Bartók und André Caplet gegenüber. Ein lebendig geschriebenes Programmheft informierte umfassend über Hintergründe und Zusammenhänge.
Als spezieller Gast spielte die 2006 in England geborene Leia Zhu, die auch einige Kinder ins Konzert gelockt hatte, eine Auswahl aus Bartóks „44 Duos für 2 Violinen“. Dabei bewegte sie sich auf absoluter Augenhöhe mit ihrem Duopartner Dodds, Konzertmeister und künstlerischer Leiter der Festival Strings Lucerne, der sich hier erneut als brillanter, lebhaft-impulsiver Geiger zeigte.
Während das Streicherensemble Mozarts Divertimento D-Dur KV 136, kraftvoll angepackt, als Kesselbuntes serviert hatte, entstand hier eine Musik wie durchs Brennglas – lupenrein, nobel, fokussiert. Die zwei Geigenstimmen, in Intonation und Klangfarbe gleichermaßen harmonierend, schienen hier vollkommen miteinander zu verschmelzen. Der jungen Geigerin, die neben großer künstlerischer Reife eine entspannt in sich ruhende Freundlichkeit ausstrahlte, flogen die Sympathien sofort zu.
Lautmalerische Krimimusik
Nur wenig älter, aber zwei Jahrzehnte früher gestorben als Bartók, hat der Franzose André Caplet mit seinem „Conte fantastique“ für Harfe und Streichquartett eine lautmalerische Krimimusik über Edgar Allan Poes Gruselgeschichte „The Mask of the Red Death“ geschrieben. Komponiert als geschäftsfördernde Demonstration der Erard-Harfe (hier gespielt von Anne Bassand), erhält Caplets Musik tiefere Bedeutung, wenn man dessen Lebensgeschichte mithört: Ein Giftgasangriff im Ersten Weltkrieg verletzte den Musiker so schwer, dass er sich nie mehr davon erholte und mit 47 Jahren starb.
Das finale Presto in Mozarts Divertimento F-Fur KV 138 gingen die Chamber Players so kernig und stürmisch an, dass sie es damit in die Nähe echter Folklore rückten – und so stilsicher an Bartóks Schaffen anschlossen, das zu großen Teilen in der Volksmusik Europas wurzelt.