Die Würzburger Historikerin Eva Käuper forscht im Rahmen eines europäischen Projektes über Kinder, die im Indochinakrieg von ausländischen Soldaten und einheimischen Frauen gezeugt wurden. Ihre Recherchen führten sie dabei von Frankreich nach Würzburg.
Völlig frei von finanziellen Sorgen an einem Thema zu forschen, für das man brennt und dabei auch noch umherreisen und mit spannenden Menschen zu sprechen? Das dürfte die Traumvorstellung eines jeden Forschers sein. Für die 29-jährige Historikerin Eva Käuper aus Würzburg ist diese Vorstellung schon lange kein Traum mehr, sondern Realität.
Kinder ausländischer Soldaten
Die Absolventin der Julius-Maximilians-Universität schreibt im Rahmen eines 15-köpfigen internationalen Forschungsteams ihre Doktorarbeit über Kinder, die von ausländischen Soldaten mit einheimischen Frauen gezeugt wurden. Ihr Schwerpunkt dabei: der französische Indochinakrieg, in dem französische Soldaten, aber auch deutsche Fremdenlegionäre tausende Kinder mit indochinesischen Frauen zeugten.
„Children born of war“ nennt sich das von der EU finanzierte Projekt, das sich aus Doktoranden aus ganz Europa zusammensetzt und tiefergehendes Wissen über die Lebensumstände von Kriegskindern in aller Welt zutage fördern will. Neben dem zweiten Weltkrieg werden dabei auch koloniale Konflikte wie der Indochinakrieg erforscht (heute: Vietnam, Laos, Kambodscha). Das hochsubventionierte Projekt soll neues Wissen schaffen und die Mobilität und den Austausch europäischer Forscher fördern.
Verbrechen gegen Menschenrechte
„Ich habe mich schon immer für historische Themen mit gesellschaftlicher Relevanz interessiert“, sagt Eva Käuper. Die Historikerin hat an der Universität Würzburg Geschichte, Französisch und Politikwissenschaft auf Lehramt studiert und interessiert sich vor allem für Menschenrechte und die Aufarbeitung von Verbrechen gegen sie. Im Rahmen einer Forschungsarbeit über französische Kolonialgeschichte für die Universität Würzburg trat sie in Kontakt mit der französischen Historikerin Raphaëlle Branche, eine ausgewiesene Expertin auf dem Gebiet. Ein paar Jahre und einige Praktika später ist sie nun die direkte Ansprechpartnerin für Eva Käuper und ihre Forschungen.
„Die Thematik der Kriegskinder ist historisch bisher kaum erforscht“, sagt Käuper, die nun mit Hilfe von Archivarbeit und Zeitzeugeninterviews Aufschluss über das Schicksal der indochinesischen Kriegskinder schaffen will. Tausende Kinder wurden im Unabhängigkeitskrieg zwischen Frankreich und der „Liga für die Unabhängigkeit Vietnams“ (1946-1954) von französischen Soldaten mit einheimischen Frauen gezeugt und danach oft ihrem Schicksal überlassen. Vergewaltigungen, Verhältnisse zwischen Soldaten und Konkubinen, aber auch Beziehungen aus Liebe - die Umstände, wie die zahlreichen indochinesischen Kriegskinder gezeugt wurden, und was danach mit ihnen passierte, sind vielfältig und bislang kaum erforscht.
Reisen quer durch Frankreich
Um Licht in das historische Dunkel zu bringen, reiste Eva Käuper quer durch Frankreich und durchsuchte Archive nach Hinweisen über die Kriegskinder, von denen tausende im Laufe der 50er und 60er Jahre nach Frankreich gebracht und in die dortige Gesellschaft integriert wurden. Einige wenige wurden jedoch auch in andere Länder, wie etwa Deutschland geschickt.
Wie es der Zufall wollte, stieß sie im Rahmen ihrer Recherchen auf ein (leider nicht näher benanntes) Mädchen, das 1962/63 von den französischen Missionsschwestern „Notre-Dame des Missions“ aus unbekannten Gründen in die deutsche Stadt „Wursburg“ geschickt wurde. „Ein sehr ungewöhnlicher Vorgang“, wie Eva Käuper findet, die aus diesem Grund direkt in ihre Heimatstadt reiste, um mehr über die Sache herauszufinden.
Wer kennt das Würzburger Mädchen?
Bisher leider erfolglos. Weder Recherchen im Staatsarchiv noch Gespräche mit Trägerorganisationen damaliger Waisenhäuser brachten Erkenntnisse ans Licht. Es muss jedoch irgendeine Verbindung der französischen Missionsschwestern nach Würzburg gegeben haben, anders kann die Historikerin sich diese Entwicklung nicht erklären. Möglich ist etwa, dass der Vater des Mädchens ein Würzburger Fremdenlegionär gewesen ist. Sicher könne man dies jedoch nicht sagen. Insgesamt weiß sie von einigen weiteren indochinesischen Kriegskindern, die nach Deutschland geschickt wurden, über die historischen Hintergründe würde sie nun gerne mehr in Erfahrung bringen.
Um dies zu schaffen, hofft sie auf die Hilfe von Zeitzeugen, die ihr im konkreten Fall des Würzburger Mädchens weiterhelfen können. Darüber hinaus ist sie auf der Suche nach weiteren ehemaligen indochinesischen Kriegskindern sowie nach deutschen Fremdenlegionären, die sie bei ihrer Arbeit unterstützen können. Zeitzeugen oder Angehörige mit Informationen können sich direkt bei Eva Käuper unter ihrer Email-Adresse Eva.Kaeuper@gmail.com melden.