Im Leben des pensionierten Forstamtmanns Karl Schneider, der am vergangenen Dienstag 90 Jahre alt wurde, spielte der Wald eine bedeutende Rolle. Der Jubilar, dem neben Ehefrau Margarethe, Sohn Thomas und Schwiegertochter Annelore auch zwei überraschend angereiste Schwestern gratulierten, wurde am 7.Mai 1929 in Lichtenstein geboren.
Aus Stalldorf, wo er seit 60 Jahren lebt, ist Karl Schneider ebenso wenig wegzudenken wie aus Riedenheim. Hier setzte er sich als dritter Bürgermeister über zwei Jahrzehnte lang für die Belange der Gemeinde ein. Wie kaum ein anderer lernte der Förster während seiner langen Dienstzeit den Stalldorfer Wald kennen. Er kümmerte sich um den Vogelschutz und brachte bei Führungen unzähligen Schulkindern die gefiederten Waldbewohner nahe.
Neben der Jagd, die er zwischenzeitlich aufgegeben hat, ist der Stalldorfer ein leidenschaftlicher Sammler. So durchforstete er "seinen" Wald nach Kriegs-Überbleibseln. Zu seinen Funden gehören Granatsplitter in allen Größen, Geschosse und Kugeln, sowie Panzerfäuste und Karabiner. Als wahre Fundgrube erweist sich auch die Sammlung von alten Schriftstücken. Die "Acten des Koeniglich bayerischen Forstamtes Heidingsfeld", die Karl Schneider vor der Vernichtung bewahrte, geben Auskunft über die nahezu 200-jährige Geschichte des Stalldorfer Waldes.
Als begeisterter Fotograf hielt Schneider das Leben in Feld und Wald in Bildern fest. Über viele Jahre hinweg beschäftigte er sich auch damit, alle Geschehnisse in der Gemeinde zu fotografieren und seine Dias bei gesellschaftlichen Veranstaltungen vorzuführen. In Karl Schneiders großem Sammelsurium nehmen die Aktenordner einen breiten Raum ein. Zwischen den Aktendeckeln gibt es alles nachzulesen, was in den vergangenen Jahrzehnten in der Gemeinde geschah und was in diesem Zeitraum in Bayern und der Welt für Schlagzeilen gesorgt hat.
Ein weiteres Stück Ortsgeschichte bewahrt Karl Schneider mit dem Sammeln der Sterbebilder von Menschen, die einstmals in Riedenheim und den Ortsteilen Stalldorf, Oberhausen und Lenzenbrunn gelebt haben. Neben seiner Funktion als Jagdberater war Karl Schneider bis vor einigen Jahren mehr als vier Jahrzehntelang ehrenamtlicher Wetterbeobachter für das Wetteramt Nürnberg.
Anstelle seiner Sammelleidenschaft, die für den vitalen aufgeschlossenen 90-Jährigen vorbei ist, hat er eine Aufgabe die ihn voll erfüllt: Seit fünf Jahren fährt Karl Schneider täglich nach Aub um seine Frau zu besuchen, die im Seniorenheim Gollachtal lebt.