Freudentaumel bei Kristina Deininger (37) aus Würzburg: Sie hat die Herausforderung der Zocker-Sendung angenommen und bewies Nerven aus Stahl. Die studierte Psychologin und Kommunikationswissenschaftlerin, Radiomoderatorin und Mitarbeiterin dieser Redaktion, hatte das Publikum und Moderator Günther Jauch schnell auf ihrer Seite. Für die Sondersendung, in der man bis zur 16 000 Euro-Frage keinen Joker verwenden darf, dafür dann aber mit allen Jokern um einen verdoppelten Maximalgewinn von 2 Millionen spielen kann, braucht man besonders gute Nerven, um möglichst weit zu kommen. Geschafft hat die zwei Millionen in den sechs Ausgaben noch niemand. Kristina Deininger gewann jetzt 125 000 Euro.
„Ich habe es gehofft, natürlich, aber der größte Gewinn war es, auf diesem Stuhl zu sitzen“, sagt die freiberufliche Journalistin am Tag danach im Gespräch mit dieser Redaktion, für die sie am Wochenende das Konzert der Kastelruther Spatzen in Würzburg besucht und darüber berichtet hat.
„Da waren ständig die zwei Millionen im Hinterkopf, aber ich wäre auch mit 'nur' 16 000 zufrieden gewesen.“ Ihr ungewöhnlicher Auftritt, in dem sie Jauch auf dessen Wunsch hin ein Ständchen sang, sorgt bundesweit für ein enormes Medienecho. Sie selbst hält es mit Andy Warhol: „Das waren 15 Minuten Berühmtheit.“
Kristina Deininger, gebürtige Würzburgerin, die mit ihrem Lebensgefährten und ihren beiden Kindern das Landleben in Acholshausen (Landkreis Würzburg) genießt, macht in ihrer Freizeit Musik, schreibt Lieder und kleine Geschichten. Ihr Diät-Lied aus dem Jahr 2012 durfte sie in der Sendung auf Wunsch von Jauch gleich mal zum Besten geben. Für Kristina Deiniger, die laut eigener Aussage schon so ziemlich jede Diät ausprobiert hat, war die Vorstellung ihres You-Tube-Songs vor einem Millionen Publikum ein echter weiterer Gewinn. Bei einer Frage nach Lou Bega und seinem Hit Mambo Number 5 sang sie sich dann zur richtigen Antwort.
Jauchs Grimassen indes werden ihr ein Rätsel bleiben. „Er guckt hoch, runter, dreht den Kopf nach rechts, nach links.“ Er habe seine Tricks. Und er könne einen enorm verunsichern. „Bei der Courage-Frage zum Beispiel war ich mir absolut sicher, aber dann hat er so ein Gesicht gezogen, dass ich doch aus dem Tritt kam.“ Dabei ist die Würzburgerin durch die ersten Fragen souverän durchmarschiert, erst dann hat sie Joker benötigt.
„Ich hatte so ein Glück, dass keine Fußballfragen drankamen!“ Dieses Thema interessiere sie so wenig, dass sie sich auch trotz Lernens nichts merken könne. Bei der Vorbereitung habe sie diesen Themenbereich dann auch komplett ausgelassen. Mut zur Lücke nennt man das. Doch dann kam doch noch eine Sportfrage: „Wofür gibt es einen Mattenpräsidenten?“ Da musste der Papa als Telefonjoker ran. „Aber er war so zögerlich und ich hatte wirklich keine Ahnung, deshalb habe ich mit einem Zusatzjoker abgesichert. Jetzt weiß die Journalistin, deren Herz für Kulturthemen schlägt, dass man im Ringen einen Mattenpräsidenten braucht.
Moderator Günther Jauch war seine Sympathie für die Fränkin schnell anzumerken. „Ich hatte nicht das Gefühl, dass er es mir besonders schwer machen möchte“, bestätigt sie nun. Dennoch sah man sie gestern abend vor laufender Kamera mit Jauch und Leon Windscheid, dem Millionär der vorherigen Zocker-Sendung diskutieren.
„Er sagt, er hat die Gesichtszüge von Jauch studiert und ist überzeugt davon, dass man daran auch die richtige Antwort erkennen kann. Aber dafür hatte ich im Vorfeld gar keine Zeit“, erklärt Deininger. Zudem sei sie in der Sendung so mit den unberechenbaren Fragen beschäftigt gewesen, dass die Gesichtszüge Jauchs in den Hintergrund getreten seien.
Jauch dementierte derweil grinsend vor der Kamera, dass er mit seinen Reaktionen in irgendeine Richtung weisen wolle. Bei der 13. Frage war für die Unterfränkin Schluss. Deininger hatte kein Idee, was auf vielen deutschen Autobahnabschnitten verbaut ist, also stieg sie aus. Es war der OPA. Die Bezeichnung steht für offenporigen Asphalt.
„Jetzt wird der Alltag wieder einkehren, vielleicht mit ein paar Schuhen mehr“, sagt Kristina Deininger, die den Großteil der Summe als Polster zurücklegen will, da sie als Freiberuflerin dem Wechsel von guten und schlechten Zeiten unterworfen sei. Allerdings hätten ihre beiden Kinder, sieben und neun Jahre alt, bereits Ansprüche angemeldet. „Das läuft auf Lego hinaus . . .“ Sie selbst werde sich eine Haushaltshilfe gönnen, um dadurch etwas richtig Wichtiges zu gewinnen: Zeit für sich.