Die Kreisgruppe des Bund Naturschutz (BN) befürchtet, dass die Streuobstwiesen zwischen Gertraud-Rostosky-Straße und Leutfresserweg aufgrund einer Bebauung zerstört werden.
„Den Spaziergängern bietet sich hier ein wunderbares Landschaftsbild bis hinunter in den Leistengrund“, schwärmt Vorsitzende Karin Miethaner-Vent bei einem Ortstermin. Und als wären sie dazu bestellt worden, tummeln sich hinter ihr auf der Wiese vier Rehe.
Eine mögliche Bebauung dieser Seite des Nikolausbergs schwelt ihrer Ansicht nach seit Jahrzehnten. Die „Zersiedelung und Vergoldung“ dieser Fläche würde „einen großen Schaden“ anrichten, betont Miethaner-Vent. „Die Bevölkerung stagniert und es gibt genügend andere Flächen wie beispielsweise die Leighton Barracks“, nennt sie weitere Gründe für den Erhalt der Streuobstwiesen.
Die schöne Aussicht hielten schon mehrere Künstler in ihren Werken fest. Unter anderen malte der Expressionist Erich Heckel 1927 sein Aquarell „Marienveste“, das den Blick über die Streuobstwiesen und dem Gut zur Neuen Welt auf die Festung zeigt. Dieses Bild gehört zur Hermann-Gerlinger-Sammlung, sagt die BN-Kreisvorsitzende.
Brut-Lebensraum für Vögel
„Die Bäume stellen eine Brut-Lebensraum für viele Vögel dar“, hebt BN-Geschäftsführer Steffen Jodl hervor. Man könne davon ausgehen, dass hier auch die Mauer-Eidechse vorkomme, die wie der Feldhamster in der Flora-Fauna-Habitat-Richtlinie der geschützten Tierarten aufgeführt sei. Den hohen Wert der Streuobstwiesen machten außerdem die alten Obstsorten wie der Apfel „Geflammter Kardinal“ aus.
Jodl legt beim Ortstermin einen Brief der ehemaligen Oberbürgermeisterin Pia Beckmann vom 12. Februar diesen Jahres vor. Darin heißt es: „Der Bereich an der Gertraud-Rostosky-Straße ist nach den Festsetzungen des Bebauungsplans Winterleitenweg-Südseite grundsätzlich bebaubar. Der darüber hinaus gehende Bereich hangwärts wird derzeit untersucht.“ Als mögliche Variante zeichne sich derzeit ein Bebauungsplanverfahren ab.
Rathaussprecher Christian Weiß erklärte auf Anfrage, dass der Bebauungsplan aus dem Ende der 70-er Jahre dieses Gebiet als Grünfläche ausweise. Vor einer Bebauung wäre zuerst eine Änderung des Planes nötig. „Bisher ist keine Änderung eingeleitet worden.“ Im vergangenen Jahr habe ein Investor der Stadtverwaltung einen Entwurf vorgelegt, der „eine zu dichte Bebauung“ vorsah. „Damit waren wir nicht einverstanden, weil wir uns eine lockere Bebauung mit viel Grün vorstellen“, sagte Weiß. Das Gebiet müsse in Abstimmung mit der Stadtverwaltung entwickelt werden. Ein neuer Entwurf liege der Stadt noch nicht vor.