30 Jahre ist es jetzt her, dass die Gerbrunner Laientheater-Gruppe Gela'84 ihr erstes Kabarettprogramm auf die Bühne brachte. Gegründet hatte sie Rudi Suttner, damals Lehrer in Gerbrunn, mit dem Ziel, Theaterstücke in fränkischer Mundart aufzuführen. Doch es kam anders. „Schuld“ daran hatte unter anderem ein Geistlicher, erzählen die Gründungsmitglieder Dieter Perlowski, Ernst Hartmann, Hildegunde Hofmann, Günter Zettl, Dieter Schwind und Albert Sporrer.
„Ein Nummernkabarett einzustudieren ist einfacher, als ein Stück zu proben.“
Der damalige evangelische Gerbrunner Pfarrer Wolfgang Behnk veranstaltete 1984 ein Symposium unter dem Titel „Schöpfung bewahren“. Er fragte bei der neu gegründeten Schauspielgruppe an, ob sie sich nicht vorstellen könnte, dazu ein Kabarettprogramm zu gestalten. Gela konnte – und fand so zur eigentlichen Leidenschaft. Hinzu kam, dass das mit dem Fränkisch für die Mitglieder, zum großen Teil „Neig'schmeckte“, nicht so recht passte.
„Ein Nummernkabarett einzustudieren“, sagt Schreiber, Akteur und Regisseur Perlowski, „ist einfacher, als ein Stück zu proben.“ Denn anders als in einem größeren Bühnenwerk, müssen sich hierfür maximal die Beteiligten an einem Sketch aufeinander einspielen. Und es müssen nur stimmige Figuren aufgebaut werden für die Dauer eines Sketches und nicht für ein zweistündiges Stück.
Die Herausforderungen beim Kabarett sind andere: Kreativität – die Gela tritt nur mit eigenen Nummern auf – und Aktualität. Es kommt schon mal vor, dass ein Programm über Nacht komplett überarbeitet werden muss. Wie beispielsweise im November 2009. „Oscar Lafontaine legte am Tag unserer Generalprobe sein Amt als Fraktions- und Parteivorsitzender der Linken nieder – und unsere Texte bezogen sich zu vier Fünftel auf ihn“, erinnert sich Perlowski. „Statt einer Probe, haben wir die ganze Nacht die Texte umgeschrieben.“ Da war es schon ein Segen, wenn es reichte, statt des Präsenz die Vergangenheitsform zu verwenden. Gelohnt hat sich die Sonder-Nachtschicht allerdings. „Wir haben hervorragende Kritiken bekommen“, weiß Perlowski.
Eine Antwort auf die Frage, was sich denn in 30 Jahren Kabaretterfahrung generell verändert hat, fällt allen Beteiligten schwer. Vielleicht lasse sich am ehesten sagen, dass es wichtig sei, die Grenzen zu kennen zwischen Kabarett und Comedy. Wobei es Große gibt, wie etwa Didi Hallervorden, der sich genauso sicher im Klamauk bewegte wie im (politischen) Kabarett.
Im Detail hat sich natürlich in 30 Jahren bei der Gela einiges getan. So werden heute die einzelnen Nummern mit dem Computer geschrieben, während früher Rosa Schmauß – bekannt als Gela-Putzfrau – all ihre Texte noch handschriftlich verfasste. Etwa 45 bis 50 Mitwirkende standen in drei Jahrzehnten auf der Bühne, steuerten die Musik bei oder leiteten die Kindertheatergruppe.
Aus der blieb das ein oder andere Talent hängen. Besonders stolz sind die Gerbrunner in diesem Zusammenhang auf Manuel Holzner. Er hat den Sprung übers Kindertheater zum Gela-Kabarett ins Profikabarett geschafft und tritt etwa am Freitag, 7. November, im Würzburger Bockshorn auf. Auch die derzeit Jüngste im Team, Annika Bock, Jahrgang 1989, ist über das Kindertheater zur Kabarettgruppe dazugestoßen.
Das ist wiederum etwas, was sich nicht geändert hat: „Wir sind immer auf der Suche nach Nachwuchs. Nach jungen Leuten unter 30, die sich so fürs Kabarett begeistern wie wir,“ wirbt der Vorsitzende Claus von Adrian Werburg, der hinter der Bühne fürs reibungslose Funktionieren zuständig ist. Klar, dass es genug Engagierte braucht, die sich um Technik, Requisiten, Bewirtung der Zuschauer und das Drumherum kümmern. Wichtig auch, weil Beleuchtung und Aufbau während der Bühnenwochen im November beispielsweise nicht stehen bleiben können. Denn der derzeitige Veranstaltungsraum wird auch anderweitig genutzt.
Nach 30 Jahren auf der mobilen Bühne freuen sich deshalb alle auf eine gravierende Veränderung. Ab 2015 wird ihnen neben dem eigenen, kleinen Vereinsheim die neue Gerbrunner Kulturbühne in der Alten Feuerwehr zur Verfügung stehen. Das neue Kulturzentrum wird derzeit von der Gemeinde umgebaut. Geführt werden soll es dann über einen Verein, der unter anderem mit Gela'84 kooperieren wird.
Nicht wirklich verändert haben sich die Themen. „Eine unserer ersten Nummern hieß ,Frieden schaffen ohne Waffen‘“, erinnert sich Hildegunde Hofmann. Aktuell arbeitet die Gela am Programm 2014, mit dem Titel „1984“. Ein Programmpunkt nennt sich, „Frieden schaffen mit kaputten Waffen“.
Infos im Internet: www.gela84.de
GELA auf Reisen
Alle zwei Jahre nimmt GELA'84 teil am Kabarettfestival der Bundesvereinigung Kabarett in Aschersleben (Sachsen-Anhalt). Die Gerbrunner genießen dort den Austausch untereinander, das Treffen mit Gleichgesinnten, auch wenn sie, wie Gründungsmitglieder Dieter Perlowski es ausdrückt, „alle Amateure sind – aber nicht unbedingt Laien.“ Er spielt dabei auf die ursprüngliche Bedeutung des lateinischen Wortes (Liebhaberei) an. „Zudem“, so der GELA-Regisseur, „ist die Atmosphäre dort sehr kollegial.“ Da sei niemand elitär und es gebe Neid – man ärgere sich höchstens, dass man eine gute Idee nicht selber gehabt habe. Die Karten fürs diesjährige Festival (Samstag, 8. November, 10 Uhr, in Aschersleben) werden im Vereinsheim einen ganz besonderen Ehrenplatz bekommen. Zugesagt hatte als Ehrengast nämlich ursprünglich Dieter Hildebrandt. Der aber starb unerwartet im November 2013. Doch steht dessen Name noch auf den Karten, die somit zu einzigartigen historischen Dokumenten wurden. ww