Icon Menü
Icon Schließen schliessen
Startseite
Icon Pfeil nach unten
Würzburg
Icon Pfeil nach unten
Stadt Würzburg
Icon Pfeil nach unten

WÜRZBURG: Ein Stück altes Pflaster bewegt die Bürger

WÜRZBURG

Ein Stück altes Pflaster bewegt die Bürger

    • |
    • |
    In der Spiegelstraße wurde im Zuge der Ausgrabungen altes Pflaster gefunden, möglicherweise ist es 500 Jahre alt Jetzt ist es Thema im Stadtrat.
    In der Spiegelstraße wurde im Zuge der Ausgrabungen altes Pflaster gefunden, möglicherweise ist es 500 Jahre alt Jetzt ist es Thema im Stadtrat. Foto: Foto: Thomas Obermeier

    Es ist ein richtiger Hingucker, das alte Stück Pflaster, das Archäologen in der Fußgängerzonen-Baustelle Spiegelstraße ausgegraben haben. Passanten und viele Kommentatoren in sozialen Netzwerken und auf mainpost.de wollen, dass das Pflaster sichtbar erhalten bleibt.

    Das fordert auch die SPD-Stadtratsfraktion. Sie hat für die Stadtratssitzung an diesem Donnerstag einen entsprechenden Eilantrag gestellt. Damit müssen nun die Stadträte über den Umgang mit einem Stück Stadtgeschichte entscheiden. Bislang hatte und hat die Stadtverwaltung eine öffentliche Präsentation der Fundstücke in der neuen Fußgängerzone nicht auf dem Plan.

    Glasplatte zu teuer und nicht stabil für Schwerlastverkehr

    Rathaussprecher Christian Weiß teilt auf Anfrage der Redaktion das mit, was er bislang immer getan hat, wenn es um die Funde im Untergrund von Eichhorn- und Spiegelstraße – vornehmlich mittelalterliche Mauern – ging: Eine sichtbare Darstellung der Bodendenkmäler mittels einer im Boden eingelassenen Glasplatte komme nicht in Frage.

    Das sei zu teuer, verzögere die Bauzeit und sorge zudem für Probleme mit dem Schwerlastverkehr – wie Feuerwehr, Lieferfahrzeuge oder Busse, die auch künftig durch die Spiegelstraße fahren sollen. Das gelte auch für das alte, etwa zehn Meter lange Pflasterstück, das möglicherweise aus dem 16. Jahrhundert stammt.

    Was mögliche Hinweise im Boden oder Schautafeln in der Straße anbelangt, dazu habe man „noch keine vollständige Konzeption“, sagt Weiß. Geplant sei in jedem Fall eine „angemessene Dokumentation“ über die Funde und Arbeiten in der neuen Fußgängerzone – in gedruckter Form, wie auch im Internet abrufbar. Zum Antrag der SPD-Fraktion in Sachen Pflaster-Erhalt gab der Rathaussprecher keine Stellungnahme ab.

    „So etaws darf man nicht einfach zuschütten!“

    Einige Bürger indes kommentierten über Facebook und mainpost.de sehr deutlich, dass das historische Pflasterstück in irgendeiner Form in der neuen Fußgängerzone zu sehen sein sollte. Hierzu eine Auswahl der Kommentare: „Eine (begehbare) Glasdecke darüber, abends beleuchtet. Ein toller Effekt! Habe ich in einer anderen Stadt schon gesehen. Und die Leute sind stehen geblieben und haben sich das angeschaut.

    “ – „So etwas darf man doch nicht einfach wieder zuschütten! Auf Reisen schau ich mir solche ,Zeitzeugen' immer gerne an, zahle auch Eintritt. Jetzt liegt es vor unserer Türe und die Verantwortlichen würden es am liebsten negieren!“.

    Weitere User-Meinungen: „Man könnte eine historisch und modern städtebauliche tolle Sache daraus machen. Geschichte in die heutigen Lebensabläufe einbezogen. Wäre aus meiner Sicht spannend.“ – „Ich fände es ignorant und schade, dies wieder zuzuschütten. Wäre doch schön, ein ,Stück' Geschichte der Stadt zu erhalten. Hoffe, die Verantwortlichen der Stadt lassen sich da überzeugen.“ – „Schon merkwürdig, dass sich die Stadt Würzburg immer so schwer, tut Altes und Neues gekonnt zu verbinden.“

    SPD fordert sichtbaren Erhalt des Fundstücks

    Dafür will jetzt die SPD-Stadtratsfraktion mit ihrem Antrag sorgen. Darin fordert Fraktionschef Alexander Kolbow, das alte Straßenpflaster „durch eine Glasabdeckung zumindest in einem signifikanten Teilstück sichtbar zu erhalten“.

    Würzburg sei die Stadt „mit der kontinuierlichsten und vielfältigsten Stadtentwicklung seit dem frühen Mittelalter“.

    Auf diese geschichtsreiche Tradition werde auch bei vielen Gelegenheiten hingewiesen. „Praktisch geschieht jedoch vergleichsweise wenig, um diese reiche Geschichte sichtbar und erlebbar zu erhalten“ – das gelte vor allem für die Stadtarchäologie, kritisiert Kolbow.

    Lesen Sie dazu auch den Standpunkt von Holger Welsch Standpunkt: Mehr Stadtgeschichte zeigen!

    Auch der CSU liegt eine sichtbare Erinnerungskultur am Herzen: Im Sommer beantragte die Fraktion die „Kenntlichmachung verschwundener Bauwerke“: Bei Straßen- oder Brückensanierungen sollen mit farblich abgesetzten Steinen historische Gebäudeumrisse, Torbögen oder Grundrisse im Boden sichtbar gemacht werden. Nachdem alle Stadträte für eine Weiterverfolgung des Antrags stimmten, beschäftigt sich derzeit die Verwaltung damit.

    Andere Städte geschichtsbewusster

    Die Forderungen aus der Politik liegen auf einer Linie mit denen von Stadtheimatpfleger Hans Steidle, der schon mehrfach den Umgang mit Bodendenkmälern kritisierte. Diese werden von den Archäologen dokumentiert und danach wieder zugeschüttet oder im Zuge von Bauarbeiten und Leitungsverlegungen im Untergrund häufig auch zerstört. Dies geschieht mit Erlaubnis des Landesamtes für Denkmalpflege.

    „Würzburg kommt mir vor wie eine Stadt ohne Unterleib“ beklagte der Historiker Steidle schon vor längerem fehlende Hinweise auf verschwundene oder nicht mehr sichtbare Dokumente der Stadtgeschichte – und das nicht nur an den jüngsten Fundstellen in der Eichhorn- und Spiegelstraße. Andere Städte seien geschichtsbewusster, verweist er auf „archäologische Fenster“ in Aachen oder Bad Windsheim.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden