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Bad Windsheim: Ein Zeichen für die Gegenwart

Bad Windsheim

Ein Zeichen für die Gegenwart

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    Freuen sich über das neue Buch (von links): Bezirksheimatpflegerin Annett Haberlah-Pohl, Herbert May, der frühere Museumsleiter Konrad Bedal, Jonas Blum, Saskia Müller, die frühere Bezirksheimatpflegerin Andrea Kluxen, Dieter Gottschalk, Walter Schnell, Hans-Christof Haas und Martina Edelmann (Leiterin des Jüdischen Kulturmuseums Veitshöchheim).
    Freuen sich über das neue Buch (von links): Bezirksheimatpflegerin Annett Haberlah-Pohl, Herbert May, der frühere Museumsleiter Konrad Bedal, Jonas Blum, Saskia Müller, die frühere Bezirksheimatpflegerin Andrea Kluxen, Dieter Gottschalk, Walter Schnell, Hans-Christof Haas und Martina Edelmann (Leiterin des Jüdischen Kulturmuseums Veitshöchheim). Foto: Gerhard Krämer

    Der Abrissantrag für ein ruinöses Haus lag 2010 auf dem Giebelstadter Ratstisch, als der Eintrag der ehemaligen Allersheimer Synagoge in der Denkmalschutzliste bekannt wurde. Mittlerweile steht das Gebäude im Fränkischen Freilandmuseum Bad Windsheim. Jetzt kam zur Synagoge und zum Landjudentum in Franken ein Buch heraus.

    Ein Jahr nach der Eröffnung der Synagoge präsentierte Museumsleiter Herbert May das Buch "Landsynagogen in Franken – Das Beispiel der jüdischen Gemeinde Allersheim", welches er zusammen mit Saskia Müller herausgegeben hat. Herausgekommen sei ein in jeder Beziehung schwergewichtiges Buch, inhaltlich natürlich und vom Umfang her auch. 240 Seiten waren geplant, fast 450 sind es geworden. Das sei auch notwendig ob der tragenden Beiträge gewesen, sagte May. Der Erhalt der Synagoge und das Buch sei ein wichtiger Schritt zur Wissensvermittlung und Bildung.

    Giebelstadts Bürgermeister Herbert Krämer beschreibt in seinem Grußwort die Situation im Gemeinderat, der eigentlich dagegen gewesen sei, das Gebäude zu erhalten. Doch der zuständige Gebietsreferent des Landesamts für Denkmalpflege, Hans-Christoph Haas, hätte alle eines Besseren belehren können. Die Prophezeiung des Museumsleiters Herbert May sei eingetroffen, gibt Krämer zu. Aus dem vermeintlichen Schandfleck sei ein kostbares Zeugnis jüdischen Lebens im Ochsenfurter Gau geworden.

    Das Buch hat vier inhaltliche Schwerpunkte. Es geht zum einen um die Geschichte der jüdischen Gemeinde in Allersheim und um die baulichen Aspekte, zum anderen um die jüdische Glaubenspraxis und wie man Jüdisches im Museum darstellt.

    Auf gut 80 Seiten präsentiert der Autor Joachim Braun seine Ergebnisse zur jüdischen Geschichte Allersheims. Diese beginnt mit der ersten Erwähnung 1580 bis zur Errichtung des Friedhofs 1650. Er geht auf den Bau der Synagoge 1740/41 ein. Er macht klar, dass die jüdische Gemeinde etwa ein Drittel der Einwohnerschaft ausgemacht hatte um 1800. Die Juden hätten durchweg in prekären finanziellen Verhältnissen gelebt, sagte May. Sie hätten mit Tüchern, Seife, Kleidern, Eisenwaren, aber auch mit Vieh und Pferden gehandelt. Reich seien diese Juden ganz sicher nicht gewesen.

    Saskia Müller und Jonas Blum stellen ausgewählte Biografien von Jüdinnen und Juden aus Allersheim vor. Darunter die von Nathaniel Gabriel Weisbart, dem letzten bekannten Rabbiner von Allersheim, oder die von Rösla Dispecker, der Frau des Unterrabbiners Kallmann Moises Dispecker. Dabei seien viele Fäden nach Übersee gesponnen worden, zu den Nachfahren jüdischer Allersheimer. Durch die Recherchen hätten auch diese ihre Familiengeschichte schärfen können.

    Hans-Christoph Haas beschrieb seine ersten abenteuerlichen Besuche "unter Lebensgefahr" in der ehemaligen Synagoge und seine Spurensuche, die letztlich belegte, dass es tatsächlich eine Synagoge war. Bis heute fehlten aber Belege für eine Ausmalung des Betsaals.

    Museumsmitarbeiter Dieter Gottschalk hat die Synagoge bauhistorisch untersucht. Relativ wenige Fragen seien offengeblieben. Eine sei der Zugang zur Mikwe. Wo der Abgang genau war, sei bis heute nicht bekannt. Mit der Mikwe im Keller der Synagoge hat sich Katrin Keßler beschäftigt, auch mit dem neuen Bad, von dem aber keine Spuren mehr gefunden werden konnten.

    Bezirksrat Walter Schnell nannte das Buch einen wichtigen Beitrag zur Geschichte des Landjudentums. Rudolf Neumaier vom Landesverein für Heimatpflege hob die bayernweite Bedeutung des Werks hervor und sprach von "Zeichen setzen für die Gegenwart". Benjamin Stern, Leiter des Büros des Präsidenten des Zentralrats der Juden, würdigte die Verdienste der früheren Bezirksheimatpflegerin Andrea Kluxen bei der Erforschung jüdischer Geschichte.

    Frisch im Michael Imhof-Verlag erschienen: der Band "Landsynagogen in Franken – Das Beispiel der jüdischen Gemeinde Allersheim".
    Frisch im Michael Imhof-Verlag erschienen: der Band "Landsynagogen in Franken – Das Beispiel der jüdischen Gemeinde Allersheim". Foto: Gerhard Krämer
    Die ehemalige Allersheimer Landsynagoge wurde im Fränkischen Freilandmuseum in Bad Windsheim wieder aufgebaut.
    Die ehemalige Allersheimer Landsynagoge wurde im Fränkischen Freilandmuseum in Bad Windsheim wieder aufgebaut. Foto: Gerhard Krämer
    Hans-Christoph Haas ging auf die baulichen Aspekte der Allersheimer Synagoge ein.
    Hans-Christoph Haas ging auf die baulichen Aspekte der Allersheimer Synagoge ein. Foto: Gerhard Krämer
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