Wenn man heute an die Vergangenheit des Areals für den neuen Stadtteils Hubland denkt, fällt einem zunächst die Geschichte des Zweiten Weltkriegs ein. Die des Fliegerhorsts der Nationalsozialisten und nach 1945 die Nutzung durch die US-Army als Armeestützpunkt und Wohngebiet für die in Würzburg stationierten US-Soldaten. Doch bereits im Ersten Weltkrieg spielte der Galgenberg, wie das Gebiet damals noch genannt wurde, eine wichtige Rolle. Hier befand sich ein Gefangenenlager, in dem vor allem französische Soldaten inhaftiert waren.
Einer von ihnen war Septime Gorceix, der die Geschichte seiner von 1915 bis 1917 dauernden Gefangenschaft 1930 in einem Buch niederschrieb. Der Würzburger Historiker Roland Flade hat es wiederentdeckt und zusammen mit dem Lehrer und Autor Hartmut Pürner, der den französischen Text ins deutsche übersetzte, als Herausgeber neu veröffentlicht. Am Mittwoch, 23. November, wird die im Verlag Königshausen & Neumann erschienene Neuauflage des Buches mit dem Titel „Flucht vom Galgenberg“ um 20 Uhr im Theater am Neunerplatz vorgestellt.
Septime Gorceix ist bereits 1964 verstorben. Aber sein heute 87-jähriger Sohn Antoine und seine Frau Marie-Josephe, die Flade und Pürner im Februar diesen Jahres in Paris besuchten, werden zur Buchpremiere nach Würzburg kommen. Dabei wandeln sie auf den Spuren von Septime Gorceix, wenn sie im Hotel Franziskaner logieren. Der nämlich kannte den Hotelbesitzer des Franziskaner, Anton Englert, der, weil er gut Französisch sprach, zeitweise als Dolmetscher im Gefangenenlager am Galgenberg eingesetzt war.
Als Septime Gorceix 1935 als Tourist nach Würzburg zurückkehrte, wählte er das Hotel Franziskaner, weil er wusste, dass Englert es während des Kriegs besessen hatte. Und er traf ihn tatsächlich an. Diese Begegnung beschreibt er in einem anderen 1937 erschienenen Buch, dessen Passagen über den Würzburg-Besuch auch in „Flucht vom Galgenberg“ enthalten sind.
Infos zum Buch: Septime Gorceix, Flucht vom Galgenberg, herausgegeben von Roland Flade und Hartmut Pürner, Würzburg 2016, 229 Seiten, zahlreiche Schwarz-Weiß- und Farbabbildungen, ISBN 978-3-8260-6126-4, 19.80 Euro