„Wisst Ihr, wie ich für das Hörbuch das Rascheln des Laubs im Dschungel nachgemacht habe?“ Die bekannte Kinderhör und -sachbuchautorin Maja Nielsen zieht ihre jungen Zuhörer immer wieder mit spannenden Fragen in ihren Bann. Eine knappe Stunde berichtet sie in der Würzburger Liborius-Wagner-Bücherei von Jane Goodall, heißt es in einer Pressemitteilung des Bischöflichen Ordinariats. Die heute 86-jährige Verhaltensforscherin hat Nielsen beim Recherchieren für das Buch „Jane Goodall & Dian Fossey. Unter wilden Menschenaffen“ aus ihrer Reihe „Abenteuer Wissen“ persönlich getroffen.
Die gelernte Schauspielerin macht aus der vermeintlichen Autorenlesung eher ein Happening. Ein Manuskript braucht sie dafür nicht. Den Stoff beherrscht sie sichtlich leichtfüßig aus dem Stegreif. Mal leise flüsternd, wenn sie davon berichtet, wie die junge Jane Goodall in der englischen Heimat mit ihrem Hund kommunizierte, mal eindrucksvoll brummend, wenn Nielsen die sonore Stimme von Goodalls Mentor Louis Leakey imitiert – sehr zu Freude der 26 Jungen und Mädchen der Klasse 2b der Würzburger Max-Dauthendey-Grundschule und deren Lehrerin Christina Kiesel.
Nachts kommen die Nilpferde aus dem Fluss
Zudem hat Nielsen jede Menge Fotos im Gepäck, die sie auf die Leinwand projiziert: Von Jane Goodall als kleinem Mädchen mit ihrem Hund, von Leakey, und von der Hütte, in der im Jahr 1960 die damals 26-jährige Tierliebhaberin im afrikanischen Dschungel ihr Quartier aufschlug, um erstmals in der Geschichte Schimpansen in ihrem natürlichen Umfeld zu beobachten. „Ich war für das Buch auch im Dschungel und habe in einem Haus auf Pfählen geschlafen. Ich konnte aber in der ersten Nacht nicht schlafen: Unter meinem Bett hörte ich ein lautes Schmatzen. Das kam von den Nilpferden. Die steigen nachts aus dem nahen Fluss, um Gras zu fressen“, erzählt die in Hamburg geborene Schriftstellerin und Mutter zweier Söhne, die inzwischen im hessischen Rosbach vor der Höhe lebt.
Mehr als 20 Bände umfasst die von ihr seit 2006 geschaffene Kindersachbuchreihe, die sich unter anderem auch mit Christopher Kolumbus, der Titanic, Charles Darwin oder James Cook beschäftigen. „Für mein Buch über Indianer kam ein richtiger Indianer zu mir nach Hause, weil ich damals krank war und selbst nicht verreisen konnte.“ Weil ihr Heimatort nicht besonders groß sei, hätten das damals schnell die Kinder im Umfeld mitbekommen. „Und dann saßen plötzlich 30 Kinder in unserem Wohnzimmer und haben dem Indianer Fragen gestellt. Da habe ich natürlich aufmerksam zugehört, denn ich will ja auch schreiben, was Kinder interessiert.“
Wie man Laub für das Hörbuch rascheln lässt
Noch bis Freitag, 16. Oktober, ist Nielsen im Bistum Würzburg auf Lesereise unterwegs. Über 20 Büchereien wurden bei einem Bewerbungsverfahren dafür ausgewählt. Gefördert wird die Veranstaltungsreihe durch den Nachlass von Rita Hammerich, langjährige Leiterin der Katholischen Büchereifachstelle der Diözese.
Aber zurück zu Nielsens Hörbuch über die Abenteuer von Jane Goodall. Weitaus schwieriger als das raschelnde Laub sei es im Übrigen gewesen, das Knacken der Äste im nächtlichen Dschungel für das Hörbuch zu simulieren. Mit kleinen Ästen, die sie dafür vor dem Mikro zerbrach, funktionierte das einfach nicht. „Knackende Zweige klingen einfach bei der Aufnahme nicht wie knackende Zweige“, berichtet Nielsen zur allgemeinen Erheiterung. „Deswegen habe ich dafür Spaghettis zerbrochen.“ Und das zerknüllte Tonband von alten Kassetten klingt, wenn man es schüttelt, tatsächlich wie raschelndes Laub.