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Lengfeld: Eine neue Schule, damit Notfallsanitäter realitätsnah üben   

Lengfeld

Eine neue Schule, damit Notfallsanitäter realitätsnah üben   

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    Simulation in der neuen Berufsfachschule für Notfallsanitäter: Das Rettungspersonal kümmert sich um eine schwer verletzte Frau, die im Park vom Fahrrad gestürzt ist. Nina Buchta simuliert hier das Opfer, Max Betz (links) und Simon Saar sind weitere Akteure. Foto: Johannes Kiefer
    Simulation in der neuen Berufsfachschule für Notfallsanitäter: Das Rettungspersonal kümmert sich um eine schwer verletzte Frau, die im Park vom Fahrrad gestürzt ist. Nina Buchta simuliert hier das Opfer, Max Betz (links) und Simon Saar sind weitere Akteure. Foto: Johannes Kiefer

    Nur eine kurze Ablenkung war wohl der Grund dafür, dass die junge Frau vom Fahrrad stürzte - mitten im Park. Blutend liegt sie auf der Wiese neben dem Weg, als die Sanitäter eintreffen. Nun geht alles scheinbar in Sekundenschnelle und nach einem festen Ablaufplan: Teamleiter und Helfer laufen vom Rettungswagen aus schnell, aber nicht hektisch, zur Verletzten. Die Retter leiten die nötigen Schritte ein, noch bevor ein Notarzt zur Stelle ist und das Unfallopfer in die Klinik gebracht wird.    

    Situationen wie diese simulieren die Lehrkräfte der BRK-Berufsfachschule für Notfallsanitäter in der Nürnberger Straße für ihre Schüler. Neu an dieser Schule ist so ziemlich alles. Die Schule für Notfallsanitäter existiert erst seit drei Jahren. So lange dauert diese schulische Ausbildung, die auch eine praktische Zeit in einer Klinik beinhaltet. Nach drei Jahren erhalten an diesem  Mittwoch erstmals die ersten 20 Absolventen ihre Zeugnisse. Träger ist der BRK-Bezirksverband Unterfranken.

    Ein neuer Beruf mit längerer Ausbildung 

    Bekannter als der Notfallsanitäter ist vielerorts bislang der so genannte "Rettungsassistent". Er ist ebenso im Hauptberuf Sanitäter. Der neue Beruf des Notfallsanitäters allerdings ersetzt künftig den des Rettungsassistenten. Rettungsassistenten hatten eine zweijährige Ausbildung.

    Vieles muss beim Einsatz griffbereit zur Verfügung stehen. Auch dafür sind die Notfallsanitäter verantwortlich. Foto: Johannes Kiefer
    Vieles muss beim Einsatz griffbereit zur Verfügung stehen. Auch dafür sind die Notfallsanitäter verantwortlich. Foto: Johannes Kiefer

    Am eigenen Beispiel erläutert Schulleiter Raimund Heiny das veränderte Berufsbild: "Ich habe 1973 angefangen", sagt er. Die Ausbildung von damals sei mit heutigen Anforderungen nicht mehr vergleichbar, "weder die technische Ausstattung, noch die Organisation mit den Notärzten oder den Fahrzeugen": Auch die präklinische Versorgung sei heute "wesentlich verantwortungsvoller".

    Auch Einsätze bei Terroralarm werden geübt

    Notfallsanitäter seien längst eigenständig gefordert und bei bestimmten Erkrankungen und Notfallbildern gehalten, Medikamente zu verabreichen - bis hin zum intravenösen Zugang bei einer Sepsis (Vergiftung), erläutert Heiny.  Natürlich müssten sie hierfür nicht nur über die Medikamente, sondern auch über deren Nebenwirkung informiert sein. Hinzu kommen Wissen über Psychologie, wenn sie mit Angehörigen von Verletzten und Kranken umgehen, Konfliktmanagement, auch Deeskalation - und neben allem medizinischen Wissen auch solches über Strukturen im Rettungsdienst und Katastrophenschutz, wo es zum Beispiel um die Zusammenarbeit mit Feuerwehr, Technischem Hilfswerk und Polizei geht. Da werden auch Einsätze bei Terroralarm geübt. 

    Ein Simulationszentrum für vielerlei Szenarien 

    Die Schule verfügt dazu über ein modernes Simulationszentrum im Erdgeschoss des Gebäudes. Hier werden Bodenbeschaffenheiten (Gras, Asphalt) ebenso nachgestellt wie Geräusche etwa im Park oder bei Katastrophenfällen mit vielen Schaulustigen. Hier kann sich das Licht nach Bedarf verändern und von der Schaltzentrale aus, wo die Bilder der installierten Kameras und die Geräusche der Akteure ankommen, kann auch über eingesprochene Mitteilungen die Szenerie weiterentwickelt werden, erläutert stellvertretender Schulleiter Jörg Holländer. Das Zentrum verfügt außerdem über mehrere Räume wie Wohn- oder Spielzimmer, Notaufnahme und Schockraum und über einen voll ausgestatteten Rettungswagen, der für die Akteure fast unsichtbar mit Kameras ausgestattet ist.    

    Noch Disko-Ausstattung gesucht

    Das Simulationszentrum sei im weiteren Umkreis das einzige seiner Art, sagt Raimund Heiny. Ziel ist dabei ein möglichst realitätsnahes Üben. Demnächst soll neben einem bereits vorhandenen Pkw noch ein weiterer eintreffen, dessen Türen und Dach aus- und ebenso einfach wieder eingebaut werden können. Für einen noch nicht ausgestatteten "Disko-"Raum wünscht sich der Schulleiter noch Theke und Bestuhlung. Er würde sich über das Engagement eines Diskothekenbesitzers freuen, der eine Übungs-Disko zur Verfügung stellen würde. Angehende Notfallsanitäter müssen auch Unfälle in solcher Umgebung beherrschen lernen.     

    Die Auszubildenden erhalten eine Vergütung bis zu 1233 Euro monatlich, die die Krankenkassen übernehmen. Für die neue Schule selbst habe der BRK-Bezirksverband mit einem "guten sechsstelligen Betrag" aufwarten müssen. Mit dem neuen Berufsbild soll die medizinische Ausbildung der Sanitäter auf eine höhere Stufe gestellt werden. Den Lehrplan gibt das bayerische Kultusministerium vor. Ähnliche Schulen betreiben die Johanniter in Stein bei Nürnberg und die Malteser in Regensburg.

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