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WÜRZBURG: Eine Schatzsuche an der Festung

WÜRZBURG

Eine Schatzsuche an der Festung

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    Geführte Schatzsuche: Claudia Jüngling nahm eine Übergangsklasse der Hauptschule Zellerau mit auf die Festung Marienburg. Junge Flüchtlinge lernen anhand der Führung etwas über die Geschichte der Burg.
    Geführte Schatzsuche: Claudia Jüngling nahm eine Übergangsklasse der Hauptschule Zellerau mit auf die Festung Marienburg. Junge Flüchtlinge lernen anhand der Führung etwas über die Geschichte der Burg. Foto: Foto: Thomas Obermeier

    Es ist 9 Uhr am Morgen, sechs Grad Außentemperatur und damit so kalt, dass Handschuhe Pflicht sind. Vor dem Schönborntor drängt sich eine kleine Gruppe zusammen: Es sind die Kinder der Übergangsklasse 5 bis 6 und 7 bis 9 der Zellerauer Mittelschule. Mit zwei Taschen bepackt, begrüßt sie Museumspädagogin Claudia Jüngling. Denn sie ist heute ihre „Lehrerin“.

    Jüngling hat eine besondere Führung vorbereitet, denn bei den Schülern handelt es sich um Flüchtlinge aus Syrien, Afghanistan, Kasachstan, dem Irak und Rumänien. Auch eine Italienerin und ein Argentinier befinden sich in der Gruppe. „Die Kinder lernen gerade erst deutsch“, erklärt Klassenleiterin Ursula Pfalzer-Bußhoff und so hat Claudia Jüngling ihre Führung „Eine Schatzsuche über die Festung“ angepasst: weniger Geschichten, mehr zum Anfassen.

    Los geht es mit zwei Perücken. Die verwandeln in wenigen Sekunden Mehran und Darin zu frühneuzeitlichen Edelleuten. Perücken waren im 18. Jahrhundert modern und ausgefallene Kleidung. Claudia Jüngling zeigt Bilder. Amüsiert kichern die Kinder über den europäischen Stil, der vor 300 Jahren in Mode war, und machen Fotos von Mehran, der nun ein bisschen wie Mozart aussieht. Danach bekommt jedes Kind ein Foto in die Hand gedrückt. Es gilt das darauf abgebildete Objekt auf dem Weg durch das Scherenbergtor am Mainfränkischen Museum vorbei, hin zum Zeughaus zu entdecken.

    Bei einem Zwischenstopp bekommt Rafael aus Argentinien eine Mitra auf den Kopf gesetzt und wird so zum katholischen Fürstbischof – in der Hand Bischofsstab und Schwert. Mit einfachen Worten erklärt Jüngling welche Aufgaben ein Fürstbischof früher zu erledigen hatte. Am Zeughaus erklärt die Museumspädagogin den Zweck des Gebäudes anhand kleiner Kanonen und Wagenräder, die sie mitgebracht hat. Und wie wurde das Kellergewölbe genutzt? Jüngling lässt die Kinder an einem kleinen Glas riechen. „Weintrauben“, ruft Hamed, der schon viele deutsche Wörter kennt. Und da ist allen klar: „Wein“.

    An der Pferdeschwemme dann zieht sich die Gruppenführerin in eine Ecke zurück. „Klapp klapp, klapp klapp, klapp klapp“, hallt es von den Wänden wider. „Esel“, rufen mehrere Kinder gleichzeitig. Fast richtig. „Pferde.“ Da der Fürstbischof sehr reich war, hatte er Pferde und die wurden hier gewaschen.

    Vor dem Scherenbergtor holt die Museumspädagogin die Kopie eines 50-Mark-Scheine aus ihrer Tasche und schnell entdecken die Schüler eine Zeichnung der Festung Marienberg darauf. Auch eine kleine Steintafel mit eingeritzten Zeichen geht von Hand zu Hand. Doch wo sind diese zu finden? Die Klasse entdeckt sie im Rahmen der Türbögen aus Sandstein: die mittelalterliche Form einer Rechnung, erklärt Jüngling.

    Im oberen Burghof angekommen, heißt es nun: Schatzsuche! Auf der Suche nach Hinweisen sprinten die Schüler quer durch den ganzen Hof und finden den Weg in den Fürstengarten. Alle Kinder rennen auf die Brüstung zu und schauen zum ersten Mal von oben auf Würzburg. Vom Ausblick abgelenkt, vergessen sie fast nach der Schatzkiste zu suchen. Doch Sahar entdeckt sie hinter einer Tür. Im oberen Burghof dann müssen die Kinder in einem Ziehwagen voller Sand nach dem Schlüssel für die Kiste suchen.

    Dabei finden sie allerhand Ausgrabungsobjekte wie Knochen, Eisen, Nägel und Scherben einer griechischen Trinkschale. Als der Schlüssel gefunden ist, offenbart sich der Schatztruheninhalt: Süßigkeiten. Fröhlich greifen die Kinder zu und es wird ausgiebig genascht.

    Zum Abschluss geht es noch einmal zurück ins Mittelalter. Claudia Jüngling demonstriert mit einem Messer, dass ein Kettenhemd tatsächlich vor Schwertangriffen schützte. Dann werden noch Erinnerungsfotos mit einem echten Ritterhelm gemacht und dann ist die Führung zu Ende – eine Führung, die auch für Claudia Jüngling nicht alltäglich ist.

    Normalerweise besucht Jüngling mit ihrem „Museum im Auto“ (MiAu) Kindergärten, Schulklassen und Senioreneinrichtungen. „Mir ist es wichtig, dass auch geflüchtete Kinder einen Zugang zu unserer Geschichte finden“, sagt die Gästeführerin. Neben der Schatzsuche bietet die Museumspädagogin viele weitere Führungen und Programme an, zum Beispiel zum Thema Märchen, Feuer oder Drittes Reich.

    Weitere Informationen sowie

    Termine findet man im Internet unter: www.museum-im-auto.de

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