Icon Menü
Icon Schließen schliessen
Startseite
Icon Pfeil nach unten
Würzburg
Icon Pfeil nach unten
Landkreis Würzburg
Icon Pfeil nach unten

GERBRUNN: Einst blühte in Gerbrunn der Weinbau

GERBRUNN

Einst blühte in Gerbrunn der Weinbau

    • |
    • |
    Das Hofgut Gieshügel bei Gerbrunn.
    Das Hofgut Gieshügel bei Gerbrunn. Foto: Foto: michaela Schneider

    Tief in die Geschichte des Dorfes, seiner Weinberge und mittelalterlichen Grundherren tauchten 40 Gerbrunner bei einem Spaziergang ein. Der Ökumenische Kreis 50 Plus hatte eingeladen, Dr. Klaus Hemprich, ein ausgewiesener Kenner der Ortsgeschichte und Mitverfasser der Jubiläums-Festschrift 900 Jahre Gerbrunn (2007) , erzählte aus der wechselvollen Geschichte des Weinbaus.

    Die Wandergruppe begann ihren Weg in einem Weinberg oberhalb des Friedhofs am Zottenhügel. Im 13. Jahrhundert gelangte dieser Wengert durch eine Schenkung Kaiser Friedrich II an den Deutschen Orden, der wie andere geistliche und weltliche Herrschaften über einen größeren Besitz – ehemals Königsgut – in Gerbrunn verfügte. Fürstbischof und Domkapitel, das Kloster St. Stephan, die Johanniter, Jesuiten und Augustiner , die Grafen von Castell, die Echterfamilie und die Ritter von Seinsheim waren im Laufe der Jahrhunderte Grundherren in Gerbrunn. Bereits im frühen 12. Jahrhundert wurde Wein angebaut; im Jahr 1114 wird in einer Urkunde eine Weinbergslage „haselehe“ genannt, ein Hang entlang der Haslach. Im 16. Jahrhundert umfassen die Weinberge in Gerbrunn 41 Hektar, Mitte des 19. Jahrhunderts 57 Hektar, 1980 knapp drei Hektar und ab 2005 wieder acht Hektar. Drei Winzerfamilien bauen ihren Wein selbst aus, vermarkten ihn unter der Lagenbezeichnung Gerbrunner Hummelberg und haben die seit dem 17. Jahrhundert nachweisbare Tradition der Heckenwirtschaft mit großem Erfolg wiederbelebt.

    Auf Gut Gieshügel verlangten die Ausführungen Hemprichs noch genaueres Zuhören, erscheint doch die Geschichte dieser vermutlich seit der Steinzeit besiedelten Hofstatt noch verwirrender und komplizierter als die Geschichte des Dorfes Gerbrunn und seiner Weinberge. Hemprich ließ die verschiedenen Wappen sprechen, die die Hofeinfahrten von Gut Gieshügel zieren. Sie geben Aufschluss über die durchgehend von Schenkung, Verkauf, Teilung und Vererbung gekennzeichneten Besitzverhältnisse auf Gieshügel. Die Casteller, Seinsheimer, Pappenheimer, Echter, auch wieder die Augustiner und Jesuiten besaßen zu verschiedenen Zeiten das gesamte Gut oder einzelne Teile davon. Interessant war zu erfahren, dass schon im 16. Jahrhundert auch bürgerliche Besitzer in den Grundbüchern stehen. Vermutlich am längsten hat sich übrigens die Universität Würzburg als Besitzerin von Gut Gieshügel gehalten: Seit Mitte des 19. Jahrhunderts bis in die Gegenwart.

    Zu einer besonderen, architektonisch bemerkenswerten Hinterlassenschaft aus der Zeit der Augustiner führte Hemprich seine Begleiter über eine steile Stiege: Eine vormals zweigeschossige Kapelle mit einem Oratorium für den Klerus im Obergeschoss und einem Betraum für das Gesinde im Untergeschoss.

    Ergänzt wird der sakrale Charakter dieses Gebäudeteils von der Figur des Hl. Sebastian in einer Außennische.

    Der Verwalter von Gut Gieshügel, Dietrich Kühne, informierte die Ökumenischen Senioren über die Arbeit und wirtschaftliche Situation des jetzigen Pächters, der Südzucker AG Mannheim/Ochsenfurt. Von Gieshügel aus werden mit Traktoren und Maschinen 500 Hektar bewirtschaftet, vier Angestellte leisten die Arbeit. Zum vergleich: Nach dem 2.Weltkrieg lebten und arbeiteten 130 Leute auf Gieshügel. Zuckerrübenanbau ist nur alle drei Jahre möglich, die Brennerei wird in Kürze eingestellt, die Scheunen und Stallungen für die Viehwirtschaft stehen schon seit Jahren leer.

    Ein Stück Heimat war dem Ökumenischen Kreis an diesem sommerlichen Nachmittag erschlossen worden. Entsprechend herzlich fiel der Dank der Organisatoren Christiane Stein und Rudolf Blaschke an Hemprich und Kühne aus.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden