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REGION WÜRZBURG: Elf Arztpraxen bleiben eine Woche lang zu

REGION WÜRZBURG

Elf Arztpraxen bleiben eine Woche lang zu

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    Protestieren gemeinsam gegen die Gesundheitsreform: Dr. Johannes Schauber, Dr. Christian Hirtl, Christoph Habermeyer, Dr. Jochen Schiffers, Dr. Gerd Zeis, Dr. Michael Schelbert, Dr. Jürgen Baudach sowie Dr. Angelika Dinkel (von links) sowie drei weitere Kollegen schließen in der nächsten Woche ihre Praxen.
    Protestieren gemeinsam gegen die Gesundheitsreform: Dr. Johannes Schauber, Dr. Christian Hirtl, Christoph Habermeyer, Dr. Jochen Schiffers, Dr. Gerd Zeis, Dr. Michael Schelbert, Dr. Jürgen Baudach sowie Dr. Angelika Dinkel (von links) sowie drei weitere Kollegen schließen in der nächsten Woche ihre Praxen. Foto: FOTO Eva-Maria Kess

    „Wir sind politisch nicht mehr gewollt“ und „Die lassen uns im Regen stehen“ – elf niedergelassene Ärzte in der Region sind sauer auf die Politiker. Um ein Zeichen zu setzen schließen sie eine ganze Woche lang ihre Praxen.

    Von 19. bis 25. März können sich die Patienten der elf Ärzte aus Veitshöchheim, Güntersleben und Oberdürrbach nicht wie gewohnt von ihrem niedergelassenen Haus- oder Facharzt behandeln lassen. „Genau das ist das Ziel der politischen Bemühungen im Rahmen der Gesundheitsreform“, sagt Dr. Johannes Schauber, einer der Initiatoren der Aktion. „Eine Einzelpraxis ist mit den neuen Vorschriften schlicht nicht mehr haltbar“, so Dr. Christian Hirtl, der gemeinsam mit Schauber eine allgemeinmedizinische Praxis in Veitshöchheim betreibt. Medizinischen Großeinrichtungen, in denen Patienten schematisch behandelt werden, die aber wirtschaftlich arbeiten, gehöre die Zukunft.

    Am stärksten kritisieren die Mediziner die für das kommende Jahr geplante Einführung der elektronischen Gesundheitskarte, der so genannten E-Card. Insbesondere der Datenschutz macht den Ärzten Sorgen. „In Zukunft sollen sämtliche medizinische Daten des Patienten auf dieser E-Card gespeichert werden, das heißt, alle Angaben werden auf einem zentralen Rechner gespeichert“, erläutert Dr. Schauber. So könne jederzeit zurückverfolgt werden, wann welcher Arzt welchem Patient was verschrieben hat. „Den teuersten Patienten Veitshöchheims ermitteln – kein Problem“, beanstandet Dr. Schauber.

    Schauber hält es für absehbar, dass die Krankenkassen nur noch mit „billigen“ Ärzten Verträge schließen, denen sie Richtlinien vorgeben können – während die Mediziner, die das nicht mitmachen, untergehen.

    So sei es denn auch der Sparzwang, der den Praxen an die Substanz gehe. „Ich bekomme 11 Euro 30 für einen Patienten, egal, wie oft er in die Praxis kommt, und meine Helferinnen und die Stromrechnung müssen trotzdem bezahlt werden“, schildert Orthopädin Dr. Angelika Dinkel. Rigoros reglementiert seien auch die Medikamente. „Habe ich die Summe, die mir im Quartal zur Verfügung steht, überschritten, muss ich selber zahlen“, erklärt der Günterslebener Internist Dr. Gerd Zeis.

    Schon jetzt können die Praxen die bürokratischen Vorschriften kaum erfüllen. „Zu schaffen macht uns im Alltag die Verschlüsselung der Diagnosen“, sagt. Christoph Habermeyer. Die Ärzte sind gehalten, alle Krankheitsbestimmungen von Husten über Masern zu codieren. „Bezahlt werden wir nach der Anzahl der verschlüsselten Angaben, was einen immensen Aufwand bedeutet und außerdem zur Folge hat, dass wir unsere Patienten als so krank wie möglich beschreiben müssen“, kritisiert Dr. Baudach aus Veitshöchheim. Hausbesuche werden mit 20 Euro vergütet. Wird der Mediziner aber zu oft gerufen, bekommt er pro Hausbesuch nur noch zwei Euro. „Das reicht ja nicht mal für das Benzin“, ärgert sich Dr. Michel Schelbert. Dennoch sei geplant, die Notfallgebiete bis zu einem Umkreis von 50 Kilometern zu vergrößern: „Das ist Irrsinn“.

    Wünschen würden sich die an der Aktion beteiligten Ärzte ein vereinfachtes System nach dem Modell der Privatkassen. „Nicht nur, dass ich für einen Privatpatienten statt rund 80 Formularen nur ein einziges benötige, der Patient weiß, welche Leistungen er zu welchem Preis bekommt“, unterstreicht Dr. Hirtl. Vorstellbar wäre seiner Meinung nach eine Grundversicherung für jedermann, die individuell ergänzt werden kann.

    Um zu zeigen, wie es in Zukunft sein könnte, bleiben die Praxen der 11 beteiligten Ärzte nächste Woche zu. Bei den Patienten stößt die Aktion überwiegend auf Zustimmung.

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