Elf Entchen auf einen Schlag – das ist, so sagen Experten, außergewöhnlich. Normalerweise sieht man maximal vier, fünf Küken bei der Mutter im Schlepptau. Aber an der Geschichte aus Estenfeld ist so einiges ungewöhnlich. Die Entenmutter hat nicht etwa am nahe gelegenen Weiher oder am Ufer der Kürnach ihre Eier ausgebrütet, sondern im Blumenkasten im vierten Stock eines großen Appartement-Hauses.
Mutter Ente war schon lange Stammgast im Gartenteich von Max und Marlies März. Als die beiden das Tier immer wieder auf den Balkon des Nachbarhauses fliegen sahen, schwante ihnen schon etwas. Und tatsächlich: in einem Blumenkasten lagen etliche Enteneier.
„Wir haben die Nachbarin gebeten, uns zu holen, wenn die Küken schlüpfen, damit wir die Kleinen sicher in den Gartenteich transportieren können.“ Und so rückte das Ehepaar vor genau acht Wochen mit einem Korb in der Nachbarschaft an. „Das war ein richtiger Kampf, die Entenmutter griff uns natürlich an“, erzählen sie. Und wie erstaunt sie über die große Anzahl an flaumigen Küken waren. „Die Entenmutter ließ sich dann bei uns im Teich nieder und breitete ihre Flügel ganz weit aus. Eins nach dem anderen ihrer Jungen nahm sie in Empfang, das war einfach rührend“, sagt Max März. Er fühlt sich seither als Enten-Papa. Kein Wunder, schließlich war er neben Mutter Ente der Erste, den die Küken nach dem Schlüpfen sahen.
„Wulle, Wulle!“
Max März hat der Enten-Großfamilie eine Holzinsel gezimmert, auf der sie sicher vor streunenden Katzen nächtigen kann. Er hat ein Sonnensegel angebracht, damit die Kleinen vor der Hitze geschützt sind. Und wenn er „Wulle, Wulle!“ ruft, dann kommen sie gerannt, watscheln im Entenmarsch hinter ihm her. Dennoch gab es drei weitere Herren, die Anspruch auf die Vaterschaft erhoben. „Drei Erpel tauchten plötzlich hier auf, dabei war die Ente bis dato nur mit einem von ihnen hier gewesen“, sagt Max März. Und dass er trotz der schwierigen Lage von einem Vaterschaftstest abgesehen habe. „Ein Erpel ist dann länger geblieben – der hat die Kinderschar offensichtlich anerkannt.“
Der wahre Papa aber, daran besteht angesichts des stolzen Verhaltens kein Zweifel, ist der Hausherr. Die Enten folgen ihm vom Teich über die Holzbrücke bis hin zum familieneigenen Friseursalon.
„Elf Entchen wohnen im Salon Marly!“ – diese Nachricht ging wie ein Lauffeuer durch den Ort. Viele Familien – sogar der Kindergarten – haben dem 1. FC Entenhausen schon einen Besuch abgestattet.
Die Enten, die sich mittlerweile in der Größe kaum noch von der Mutter unterscheiden, nehmen zur Zeit Flugunterricht. Die Wiese vor dem Haus dient als Start- und Landebahn. Und in den Pausen watscheln sie mit größter Selbstverständlichkeit in den Friseursalon hinein.
„Waschen, legen, fönen“ verlangen sie zum Glück nicht, sagt das Ehepaar März lachend. „Da hätten wir auch viel zu tun.“ Dafür gibt es im Salon viel zu sehen – und Leckerli in Form von Fischfutter können die Entenkinder dort auch abstauben.
Als Entchen in den Gulli fiel
So lieb Familie März die Enten auch gewonnen hat, so froh wird sie sein, wenn die Jungtiere in den nächsten Tagen eigenständig ins Leben starten und den Teich verlassen.
„Alle zwei Tage muss das Wasser gewechselt werden, von den Seerosen ist fast nichts mehr übrig, die Blumen und Pflanzen sind angeknabbert – die Fische, die noch drin sind, leiden“, beschreibt Marlies März die Schattenseiten des Enten-Glückes.
Apropos: Glück im Unglück hatte ein Entchen gleich zu Beginn seines Lebens im Wohngebiet. Im Entenmarsch ging es den Bürgersteig entlang. Aber oh je! Entchen plumpste in einen Gulli! Große Not und Aufregung herrschte da bei der Mutter und den Geschwistern, die sich um den Gulli herum versammelten. Passanten wurden aufmerksam, Entchen behutsam gerettet.
So manches Enten-.Abenteuer wird Max und Marlies März wohl ewig in Erinnerung bleiben. Nun hoffen die beiden, dass ein paar von ihren Lieblingen sie später auch einmal im Garten – gerne auch im Friseursalon – besuchen kommen . . .