Wegen der hierzulande geltenden Emmisionsschutzrichtlinien dürfen diese aber als Energieträger nicht genutzt werden, da sie nicht in der Liste der Regelbrennstoffe aufgeführt sind. In Italien und Spanien hingegen sind die deutschen Dinkel-Pellets ein willkommener alternativer Energieträger.
Gewöhnlich wird den Schwaben nachgesagt besonders sparsam, spitzfindig und innovativ zu sein. Durchaus zutreffend sind diese Attribute auch auf Michael Sailer, den Inhaber der Dinkelschälmühle der SLP im Würzburger Neuen Hafen. Als selbständiger Landwirt in Topfheim im Landkreis Donau-Ries sah Sailer1989 im Dinkelanbau eine Marktlücke. Zunächst auf einer Fläche von nur 2 Hektar baute Sailer erstmals das Urgetreide an. Mit vier Anbaubetrieben in Bayern und einem Engagement in Ungarn avancierte Sailer bis zum Jahr 2000 zum absoluten Marktführer im Dinkelanbau. Zum Millennium erweiterte er die Produktion auf Bio-Getreide und Bio-Dinkel. Um seine Produkte selbst weiterverarbeiten zu können erwarb Sailer im Würzburger Neuen Hafen eine Mühle, wie sie in vergleichbarer Konstellation und Spezialisierung einzigartig ist. Hier wird von sechs Mitarbeitern der von 600 Vertragslandwirten gelieferte Roh-Dinkel gereinigt, geschält und Müllerreif verarbeitet. Neben den Mitarbeitern in der Würzburger Schälmühle sind bei der SLP bayernweit aktuell insgesamt dreißig Mitarbeiter beschäftigt. Mit rund 100000 Tonnen verarbeitetem Dinkel erzielte die SLP... ...im vergangenen Jahr einen Umsatz von 30 Millionen Euro. Ferner ist die SLP größter Bio-Getreidehändler Deutschlands. Als Nebengeschäft widmen sich Michael Sailer und die SLP alternativen Energien auf dem Windrad- und Photovoltaik-Sektor.
Bei der Verarbeitung des Roh-Dinkel entstehen rund ein Drittel Abfall aus den Spelzen, die als alternative Energieträger taugen, in Deutschland aber nicht zulässig sind. Für den Vorsitzenden des Arbeitskreises Landwirtschaft im CSU-Kreisverband, Josef Weber, Grund genug, hochrangige politische Vertreter auf die Energieverschwendung aufmerksam zu machen. Denn weil die pelletierten Dinkel-Spelzen wegen der hierzulande geltenden Emmisionsschutzrichtlinien nicht auf der Liste der Regelbrennstoffe aufgeführt sind, dürfen sie auch nicht als Rohstoff verbrannt werden. Immerhin fallen in der SLP-Mühle täglich rund 70 Tonnen der Pellets an. Als Brennstoff ist diese Menge vergleichbar mit unglaublichen 20000 Litern Heizöl - täglich! Eines entsprechenden logistischen Aufwands bedarf es, diese Menge an Pellets mit LKW?s zur Verbrennung nach Italien oder Spanien zu transportieren, wo sie als alternativer Brennstoff höchst willkommen sind.
Entsprechend erstaunt waren Europa-Abgeordnete Dr. Anja Weisgerber, Bundestagsabgeordneter Paul Lehrieder, Landtagsabgeordneter Manfred Länder und Landrat Eberhard Nuß mit Vertretern des CSU-Kreisvorstand bei einer Führung in der Dinkelschälmühle. „Eine solch ungeheure Menge an vergeudeter Energie ist unglaublich“, zeigte sich Nuß entsetzt. Ziel muss es deshalb sein, die Aufnahme der Dinkel-Pellets in die Liste der Regelbrennstoffe zu erreichen, zeigten sich die Abgeordneten entschlossen. Denn neben dieser ungenutzten Energiemenge ist der Transportaufwand eine weitere Umweltsünde, die es schnellstens zu beheben gilt, sagten die politischen Vertreter entschlossen.