Viel Wertstoffhöfe und Müllverbrennungsanlagen nehmen momentan kein Styropor mehr an. Hintergrund ist eine neue EU-Verordnung. Seit 30. September gilt Dämmmaterial aus Styropor aufgrund des darin enthaltenen Flammschutzmittels HBCD (Hexabromcyclododecan) als „gefährlicher Abfall“ und wird damit als Sondermüll einstuft.
„Uns ist aktuell kein Entsorger bekannt, welcher solche Styroporabfälle annimmt“, sagt Alexander Pfenning, Betriebsleiter des Abfallwirtschaftbetriebs Team Orange, das für den Landkreis Würzburg zuständig ist. Durch die rechtliche Änderung sei keine Müllverbrennungsanlage mehr in der Lage und bereit, diese Abfälle zu entsorgen. Oder doch?Seit Freitag gilt mit Flammschutzmittel behandeltes Dämm-Styropor als Sondermüll
„Es ist kein neuer Müll, es gibt nur eine rechtliche Neuregelung.“
In Bayern gibt es derzeit 14 Müllverbrennungsanlagen, die technisch in der Lage sind, HBCD-haltige Abfälle sicher zu entsorgen, teilt ein Sprecher des Bayerisches Landesamt für Umwelt (LfU) auf Anfrage dieser Zeitung mit. „Nach unserem Kenntnisstand sind alle bayerischen Müllverbrennungsanlagen rechtlich in der Lage, HBCDD-haltige Abfälle anzunehmen“, so das LfU. Wie das erfolgt, müsse jedes Abfallunternehmen selbst entscheiden. „Es ist kein neuer Müll, es gibt nur eine neue rechtliche Regelung“, betont der Sprecher. Je schneller die Kommunen handeln, desto eher gäbe es eine Lösung. Und die Gewerbebetriebe blieben nicht auf ihrem Dämmmaterial sitzen.
Einfaches Styropor gehört in den gelben Sack
„Styropor-Verpackungen wie beispielsweise die Verpackung der neuen Kaffeemaschine oder des Computers gehören in den gelben Sack“, erklärt Claudia Pennig-Lother, Pressesprecherin der Stadt Würzburg. Dämmmaterialien aus dem Baugewerbe dagegen werden von den städtischen Wertstoffhöfen in Würzburg nicht mehr angenommen. „Die Entsorgung muss über private Entsorgungsunternehmen oder Fachfirmen erfolgen“, so die Sprecherin.
Am Haus selbst ist das Dämmmaterial HBCD nicht giftig und für die Bewohner ungefährlich. Wird das Dämmmaterial jedoch abgerissen und auf Mülldeponien gelagert, kann das Flammschutzmittel ins Grundwasser gelangen, denn HBCD ist wasserlöslich. „So kann das Gift in die Nahrungskette gelangen und sich im Körper anreichern“, bestätigt Johanna Wurbs, Pressesprecherin des Umweltbundesamts in Berlin. Die aufgenommenen Mengen sind laut der Behörde für die Allgemeinbevölkerung niedrig und deutlich unterhalb von Werten, die man als gesundheitsschädlich beurteilt.
Die HBCD-Konzentration in der Umwelt steigt
Doch laut Umweltverbänden steigt die HBCD-Konzentration in der Umwelt seit Jahren. Daher hat die Europäische Union HBCD bereits 2013 als „gefährlich“ eingestuft.
In Stadt und Landkreis Schweinfurt hat Thomas Fackelmann, Leiter der Abfallwirtschaft, bereits eine Lösung für Bürger und Gewerbebetriebe gefunden. „Nach vorheriger Absprache können HBCD-haltige Styroporabfälle zum Abfallwirtschaftszentrum Rothmühle gebracht werden“, erklärt er. Dann folge noch eine bürokratische Hürde: das Entsorgungsnachweisverfahren, weil der Müll als gefährlich eingeschätzt wird. „Wenn das durch ist, können die Abfälle verbrannt werden“, sagt Fackelmann.