Wer in der äußeren Pleich wohnt und lebt, kann ein Lied davon singen: Einkaufen für den täglichen Bedarf ist dort Fehlanzeige, abgesehen von dem „Bäckerlädle“ in der Rotkreuzstraße. Da bleibt fast nur der eigene Pkw für größere Einkäufe. In der heutigen Zeit ist dies ein Anachronismus. Dies sollte man bei den drei großen Neubauprojekten bedenken und sowohl Einkaufsmöglichkeiten als auch Gastronomiebetriebe mit einplanen. Wer Wohnraum für eine größere Zahl von Menschen schaffen will, muss auch Aufenthaltsqualität in den Quartieren bieten, sollen diese nicht zu reinen Wohnghettos werden.
Es wird bei etwa 800 zusätzlichen Wohnungen nicht genügen, nur einen Einkaufsstandort im Bismarckquartier für die gesamte äußere Pleich anzubieten. Es sind gerade die kleinen Ladengeschäfte, Eckkneipen oder Cafes im eigenen Quartier, die identitätsstiftend sind und ein soziales Miteinander ermöglichen. Und warum nicht auch kleinere Handwerksbetriebe für Reparaturen von Gegenständen des täglichen Bedarfs ansiedeln? Das wäre nachhaltig und ein Zeichen für die Abkehr von der Wegwerfgesellschaft.
Viele neue Bewohner werden auch zusätzlichen Pkw-Verkehr in die neuen Quartiere bringen. Wer sich einmal die vielen engen Straßen in den Wohngebieten der äußeren Pleich angesehen hat, kann sich leicht vorstellen, dass deren Aufnahmekapazität für zusätzlichen Verkehr extrem limitiert ist.
Baugebiete müssen aufeinander abgestimmt sein
Wenn schon eine Bebauung in diesem sensiblen Gebiet sein muss, Stichwort Nachverdichtung, dann muss es allererstes Ziel sein, den dort wohnenden Menschen die maximale Wohnqualität zu gewährleisten und der Natur höchste Priorität beizumessen. Das heißt aber auch, dass die drei neuen Baugebiete aufeinander und miteinander abgestimmt sein müssen, wenn die äußere Pleich in ihrer heutigen (Wohn)Qualität erhalten werden soll. Bei den bisherigen Planungen wurde diesem Aspekt wenig bis gar keine Beachtung geschenkt.
Hier ist auch die Stadt in der Verantwortung. Green City Pläne machen jedenfalls keinen Sinn, wenn sie nur unbeachtet in den Schreibtischschubladen der Planer herumliegen. Stadtplanung und Architektur, das sollte nicht vergessen werden, haben nämlich vor allem auch eine soziale Komponente.