Mit der Ermordung und Erniedrigung von Menschen, der Zerstörung ihres Eigentums und dem Verbrennen von Synagogen entlud sich der Judenhass in der Nacht vom 9. auf den 10. November 1938 in ganz Deutschland. In Gaukönigshofen, wo die Judenverfolgung am Abend des 10. November über die seit langem hier ansässigen jüdischen Mitbürger hereinbrach, wird alljährlich in der Synagoge in einer Gedenkfeier daran erinnert, dass diese Taten und die davon betroffenen Menschen nicht in Vergessenheit geraten dürfen.
In dem Gebäude, das seit 35 Jahren Kreisgedenkstätte ist, hieß dritter Bürgermeister Stefan Rettner unter den zirka 40 Teilnehmenden auch Altlandrat Eberhard Nuss willkommen. Eine besondere Note gibt der Gedenkfeier die zu Herzen gehende Musik, mit der unter der Leitung von Esther Pfeufer, Christine Schwab, Bernhard Nagl, Doris Sollner , Harald Eck und Sängerin Judith Langer die Vergangenheit in der im Jahre 1842 erbauten Synagoge nahezu spürbar werden lassen.
Unvorstellbares Leid
Landrat Thomas Eberth lenkte in seiner Rede den Blick zunächst auf Israel, das Land, in dem Jüdinnen und Juden nach der Shoa Zuflucht gefunden haben, und in das der Überfall der Hamas am 7. Oktober unvorstellbares Leid gebracht hat. "Wir sind mit unseren Herzen ganz nah bei unseren israelischen Freunden im Partnerlandkreis in Mateh Yehuda", sagte er. In seinen Ausführungen erinnerte er an die Reichspogromnacht, die vor 85 Jahren den Weg für unfassbare Grausamkeiten geebnet hat und an die 54 jüdischen Mitbürger, die einstmals in Gaukönigshofen gelebt haben.

Darunter, so Thomas Ebert, seien Mitglieder des Gemeinderates, Veteranen aus dem Ersten Weltkrieg, Mitbegründer und Förderer von örtlichen Vereinen, deren Engagement in der Gemeinde ab dem Jahr 1933 nichts mehr zählte. Im Hinblick an die Eröffnung der Kreisgedenkstätte im Jahre 1988 dankte der Landrat der Gemeinde, die das Erbe ihrer ehemaligen Bürgerinnen und Bürger mit großer Verantwortung trage, sowie allen, die daran mitbauen und mithelfen, dass alle Menschen in diesem Land in Frieden leben und Antisemitismus und Ausgrenzung keine Chance mehr haben.
Stolpersteine vor einstigen Wohnstätten
In dem Gebäude, vor dem an diesem Abend ein Polizeiauto parkt, stellte die Organisatorin dieser berührenden Gedenkstunde, Gertraud Renner, aus der Reihe von insgesamt 29 Gaukönigshöfer jüdischen Kindern, Frauen und Männern, die ihr Leben verloren haben, die Familien Vorchheimer, Katz und Weil in den Mittelpunkt. Während Christiane Langer, Altbürgermeister Bernhard Rhein und Bärbel Thiel die Lebensläufe in Erinnerung rufen, bekommen die Menschen mit den von Jens Renner anbrachten Fotos einen Platz zurück in die Gemeinde, wo sie durch die Stolpersteine vor ihren einstigen Wohnstätten vor dem endgültigen Vergessen bewahrt werden.
