Es ist geschafft: Uwe Schäfer und Wolfgang Schmitt haben die Dust and Diesel Rallye Humanitaire überstanden und hatten dabei auch noch großen Spaß. Drei Wochen dauerte das Abenteuer der beiden Würzburger Geschäftsmänner.
Weihnachten hatten sie noch gemütlich mit der Familie verbracht. Am 26. Dezember sind die zwei Wagemutigen dann nachts losgefahren. Von Würzburg über Malaga nach Tarifa, dem Treffpunkt der Teams. 26 Stunden fuhren sie durch und haben zwischendurch noch am Felsen von Gibraltar eine Rast eingelegt. „Wir waren definitiv eins von den Teams die am einfachsten ausgestattet waren“, erzählt Uwe Schäfer. Das letzte Mal schliefen sie in Malaga in einem richtigen Bett – dann ging es zweieinhalb Wochen im Zelt weiter. Diszipliniert mussten sie Tag für Tag eine bestimmte Strecke in einer vorgegebenen Zeit zurücklegen. Ein Roadbook gab ihnen täglich Start und Ziel vor.
Es war eigentlich eine Reise zu zweit und nicht in der Kolonne. „Wir konnten am Tag allerhöchstens eine Stunde mit Ausruhen verbringen, mussten immer pünktlich und vor allem vor Anbruch der Dunkelheit die Nachtlager erreichen“ berichten sie. Bei der schnell einbrechenden Dämmerung musste manches Team sein Zelt mit der Stirnlampe aufbauen, aber die Truppe war diszipliniert. „Es hat uns erstaunt, dass alles so reibungslos ablief“, erzählt Wolfgang Schmitt.
Silvester feierten alle auf einem Campingplatz in Marrakesch. Wein aus Kaffeetassen und ein knisterndes Lagerfeuer – Silvester mal ganz anders.
Zu Katastrophen bei der Reise gen Mauretanien kam es bei Schäfer und Schmitt nicht wirklich. Die Polizei in Marokko zog sie einmal raus und kassierte ein sattes Bußgeld weil sie eine durchgezogenen Linie überfahren hatten. „Die wussten von der Rallye und haben halt Geld gemacht mit uns Touris“, erzählen sie lachend. Aber auch die Gastfreundschaft der Einheimischen beeindruckte beide: Nachdem sie ihnen das Bußgeld abgeknöpft hatten luden die beiden Ordnungshüter die zwei Abenteurer zum Mittagessen bei sich zu Hause ein.
Typische Kaffehäuser, bunte Gewürzmärkte und orientalische Bauten – die beiden schwärmen von Marokko, von Land und Leuten. Aber manches wirkte auch befremdlich: Acht Leute in einem Taxi, dass für fünf ausgelegt ist, lebendige Tiere behelfsmäßig auf Autodächern festgeschnallt. Enge Gassen, in denen einem die Luft zum Atmen durch Menschenmassen und Verkehr schlicht und einfach wegbleibt.
Irgendwann ging es dann offroad weiter: Endlose Weiten, Geisterstädte und immer mal wieder mitten in der sandigen Pampa ein paar Menschen. „Und dieses Bild fast täglich 500 Kilometer lang – der Wahnsinn!“, so Uwe Schäfer.
Einen kleinen Kulturschock hatten beide dann ab dem muslimischen Mauretanien zu verdauen: Verhüllte Frauen und auch Männer prägten das Bild und alles erschien recht distanziert. „Gar nicht so, wie man sich Afrika vorstellt. Bunte Farben und fröhliche Menschen waren hier eher selten zu finden“
Und ab Mauretanien ging es dann aus Sicherheitsgründen in Kolonne mit Militärschutz weiter. Fast sieben Stunden brauchte das Dust and Diesel Team zur Einreise in den Senegal. Die Gendarmerie macht es allen schwer und es musste erst Geld zur Bestechung fließen.
Immer vorneweg, Organisator Florian Schmidt, der das mittlerweile unwegsame Gebiet in der Westsahara gut kennt. Auf Sandpisten ging es durch Minengebiete, rechts der Ozean und immer mal wieder ein Autowrack. Schon an der Grenze wurden die Wagen von einem Händler in wallenden Gewändern begutachtet und zur Überführung bereit gemacht.
Bis zu diesem Zeitpunkt, rund 5500 Kilometer lagen hinter ihnen, hatte ihr alter Benz keine einzige Panne. „Aber als wir am und im Meer entlang fuhren kam Wasser in den Motor und das Windrad im Kühler ging kaputt – wir haben dann einfach die Heizung angemacht um den Motor nicht zu überhitzen“, scherzen sie. Und das bei 35 Grad im Schatten. Der Teammechaniker hatte immer wieder was zu basteln.
Dann war man endlich am Ziel. Im Waisenhaus angelangt bestritten sie mit den Kindern ein Fußballturnier und erfuhren vieles über die Arbeit von AEPN. Dankbare und fröhliche Menschen empfingen sie dort, die Atmosphäre war sehr schön. „Ich kann gar nicht sagen, wie widersprüchlich uns alles vorkam: Essen am Boden, in Blechhütten zu Hause – aber Sat-Schüsseln auf den Dächern und modernste Handys in der Hand. Wie kann das sein?“, fragte sich Schmitt. Da fängt man an, sich über die eigene Dekadenz und die nichtigen Probleme Gedanken zu machen. Ein wenig Demut und Lockerheit entsteht.
Den Benz konnte man für 750 Euro verkaufen. Dann ging es am 15. Januar mit dem Taxi zum Flughafen nach Dakar. „Eine Fahrt, die ich nie vergessen werde. Eigentlich war sie das Gefährlichste an der ganzen Reise“, erinnert sich Uwe Schäfer. Gewagte Überholmanöver, ein angetrunkener Taxifahrer und Raserei hatten es in sich. Trotzdem, sie kamen an ihr Ziel und sind gesund und munter in Frankfurt gelandet.
„Wir zehren sicher ein Leben lang von den einmaligen Erfahrungen“. sagen beide. Ihr Fazit: „Wir würden es wieder machen.“
Dust & Diesel
Die „Rallye Humanitaire“, die „Staub und Diesel-Tour“ findet zweimal im Jahr statt und ist die Würzburger Antwort auf die „Rallye Paris-Dakar“. Neben der Begeisterung für das Fahren und der Abenteuerlust steht hier aber der humanitäre Zweck im Vordergrund. Die Rallyefahrzeuge, alle von der Marke Mercedes-Benz, werden nach der Fahrt zugunsten eines Waisenhauses in Mauretanien verkauft.
Gestartet wird in Tarifa, Spanien. Das Ziel der Rallye ist 4500 Kilometer entfernt in St. Louis im Senegal. 7473 Kilometer ist die Gesamtstrecke von Würzburg in den Senegal.
Es sind 25 Autos am Start sowie drei Organisationsfahrzeuge. Um die 14 000 Liter Sprit werden benötigt, Die Startgebühr beträgt 850 Euro pro Fahrzeug inklusive Fahrer. Für jeden weiteren Mitfahrer beträgt die Startgebühr 380 Euro. Übernachtung: Im Zelt auf gebuchten Campingplätzen.
Ende der Rallye ist am 16. Januar 2012.
Die Autos werden im Schnitt für rund 800 Euro an Autohändler in Mauretanien verkauft. Es kommen bei 28 Fahrzeugen somit um die 21 000 Euro zusammen. Der Erlös geht zu 100 Prozent an die AEPN Mauretanienhilfe und kommt zwei Waisenhäusern zugute.