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WÜRZBURG: Erstmals erklang wieder der Wirceburgia-Marsch

WÜRZBURG

Erstmals erklang wieder der Wirceburgia-Marsch

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    Tradition: Mitglieder der Würzburger schlagenden, überwiegend jüdischen Studentenverbindung Wirceburgia an Pfingsten 1927. Die Korporation wurde im Dritten Reich verboten. Vor 20 Jahren übernahm die Schülerverbindung Abituria den alten Namen.
    Tradition: Mitglieder der Würzburger schlagenden, überwiegend jüdischen Studentenverbindung Wirceburgia an Pfingsten 1927. Die Korporation wurde im Dritten Reich verboten. Vor 20 Jahren übernahm die Schülerverbindung Abituria den alten Namen. Foto: Foto: Archiv Roland Flade

    Dass die Schülerverbindung „Abituria Wirceburgia“ ihr 103. Stiftungsfest gefeiert hat, wäre nicht unbedingt Anlass für einen ausführlichen Zeitungsartikel. Bei diesem Fest freilich erklang ein ganz besonderes Lied, das in eine lange zurückliegende Zeit zurückführt, in der es in Würzburg mehrere jüdische oder überwiegend jüdische Studentenverbindungen gab.

    Beim Festkommers der Schülerverbindung „Abituria Wirceburgia“ sprach Musikpädagogikprofessor Friedhelm Brusniak über einen von ihm gemachten Sensationsfund: den Bundesmarsch der Studentenverbindung „Wirceburgia“, die sich 1885 zunächst noch unter dem Namen „Wissenschaftlich-Gesellige Vereinigung“ wegen zunehmender antisemitischer Strömungen gegründet hatte. Die Korporation bezeichnete sich als paritätisch, da sie Mitglieder aller Glaubensrichtungen aufnahm, tatsächlich waren jedoch die jüdischen Mitglieder in der überwiegenden Mehrzahl.

    Der wieder aufgetauchte Marsch aus der Feder von Moritz Adler ist Bestandteil einer mehrbändigen Sammlung von Kompositionen, die im 19. Jahrhundert von der Würzburger Druckereibesitzerfamilie Richter angelegt wurde und jetzt in den Besitz von Professor Brusniak gelangte. Der Festredner analysierte das Werk und Musikpädagogikstudent Michael Gerecke spielt es am Klavier vors. Dann waren alle Gäste aufgefordert, aus vollen Kehlen 80 Jahre nach der Zwangsauflösung der Studentenverbindung „Wirceburgia“ durch die Nationalsozialisten zum ersten Mal deren Bundeslied wieder ertönen zu lassen.

    Bewegender Moment

    Für viele der Anwesenden war dies ein sichtlich bewegender Moment, heißt es ein einer Pressemitteilung. Denn: Auch der 1910 gegründeten „Abituria“ gehörten sieben Mitglieder jüdischen Glaubens an. Zwei von ihnen, Dr. Adolf Lustig sowie Fritz (genannt Fred) Sonder, traten während ihres Studiums auch der Studentenverbindung Wirceburgia bei.

    Als sich die ursprünglich auf Schüler des Röntgen-Gymnasiums beschränkte „Abituria“ 1993 für Schüler aller Würzburger Gymnasien öffnete, wählte man jenen Beinamen „Wirceburgia“, um die Erinnerung an diese überwiegend jüdische Studentenkorporation wach zu halten.

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