Gleich zwei Würstchen hatten die Hundefreunde in einer Socke versteckt, die sie an einer Schnur angebunden haben. Und doch: Nicht jeder der ansonsten fressfreudigen Vierbeiner wollte sie sich am Tag des Hundes in Rimpar schnappen. Vielleicht war die Socke schon zu sehr eingespeichelt oder es war einfach zu unruhig. „Auch Hunde haben Lampenfieber“, fand jene Hundeführerin eine Erklärung für die Unlust ihres Havanenser und übersprang kurzerhand die Station des Parcours auf dem Hundeplatz Am Holzweg. Bei der IG Hundefreunde Rimpar ist Zwang gegenüber den Hunden verpönt. Der Hund soll aus freien Stücken wollen.
Der vergleichsweise junge, erst 2002 gegründete Verein hat etwa 120 Mitglieder und stellt sich bewusst gegen die ihrer Ansicht auf Zwang basierende Abrichten des besten Freundes der Menschen. Den bundesweiten Tag des Hundes nutzten die Hundefreunde, um ihr Konzept der „sanften Erziehung“ vorzustellen. „Die ersten Unterrichtseinheiten richten sich eigentlich eher an den Menschen als an den Hund“, berichten Übungsleiter Richard Griffiths und Tini Masuch. Viele wüssten nicht, wie wichtig es ist, dass Hund und Mensch sich anschauen und miteinander in Verbindung stehen.
Statt mit Zwang arbeiten die Hundefreunde mit positiver Verstärkung. So verwendet etwa Trainerin Kathrin Keller ein Klickgerät, auf das ihr Australian Shephard sofort reagiert und bestens erzogen genau das tut, was sie von ihm erwartet. „Wichtig ist jedoch, dass es auch eine Belohnung gibt“, sagt sie und knuddelt den Hund nach bestandener Übung. Keller, die von sich sagt, dass sie „ohne Hund nicht leben könnte“, stolze Inhaberin von zwei Australian Sheperd und einem Mischling ist, stellte in Rimpar die Wettkampf-Hundesportarten „Obedience“ (Gehorsam) und „Agility“ (Tätigkeit) vor.
Während bei Obedience das ruhige Reagieren und stoische Ignorieren von Ablenkungen im Vordergrund steht, geht es bei Agility deutlich reger zur Sache: Es geht etwa über einen Steg, eine Wippe, durch einen Reifen oder Tunnel und im Slalom um Stangen herum. Die Kunst dabei ist, nur mit akustischen Signalen wie dem Ruf „Slalom“ und Körpersprache, etwa einer Handgeste, die Hunde dazu zu bringen, dass sie dem Wunsch von Herrchen oder Frauchen folgen. „Der Hund darf auf gar keinen Fall mit der Leine um die Hindernisse herumgezogen werden“ erklärt Keller.
„Er muss es freiwillig wollen.“
Als sich die Hundefreunde gründeten, haben sie nach eigener Aussage ganz bewusst einen anderen Weg eingeschlagen. „Vor uns gab es nur die herkömmlichen Schäferhundevereine“, erzählen Griffiths und Masuch. „Da hat man uns schon alleine wegen unserer Hunde schräg angeschaut.“ Bei den Hundefreunden gibt es keine Vorschriften für die Hunderassen: Vom Golden Retriever über den Boxer bis zum Havanenser sind alle Arten vertreten. Jede zweite Woche ist Wettkampf. Bis nach Hamburg fahren die Rimparer Hundefreunde.