Seit 29. Juni ruhen die Sanierungsarbeiten am Freizeitbad Solymar in Bad Mergentheim. Der Grund: Die mit dem Umbau beauftragte Firma „g1 Beratungs- und Einkaufsgesellschaft für Bäder GmbH“ in Nürnberg hatte einen Insolvenzantrag gestellt, um drohender Zahlungsunfähigkeit vorzubeugen.
Wochenlang rang die Stadt mit dem Insolvenzverwalter Hubert Ampferl aus der Kanzlei Beck und Partner um eine Lösung. Am Dienstag gab Bad Mergentheims Oberbürgermeister nun bekannt, dass der Insolvenzverwalter nicht die Rechtsnachfolge von g1 antritt. „Wir haben über mehrere Wochen gehofft, mit dem Insolvenzverwalter eine schnelle Lösung hinzubekommen. Das ist nicht der Fall. Aber nun ist die Ungewissheit vorbei und wir können selber planen“, so Glatthaar.
Jetzt kann die Stadt, beziehungsweise die gegründete Solymar GmbH direkt mit den beteiligten Firmen in die Verhandlung über eine Weiterführung der Verträge eintreten. Laut Glatthaar signalisierten diese bisher grundsätzlich, dass sie zwar mit der Stadt, aber nicht mit g1 oder dessen Insolvenzverwalter zusammenarbeiten wollten. Die Weiterführungsverträge konnten aber erst geschlossen werden, nachdem ein neuer Planer gefunden wurde. „Die gute Neuigkeit: Das Planungsbüro Goetz-Neun Ingenieure GmbH aus Nürnberg hat jetzt den Direktvertrag unterschrieben“, verkündete Glatthaar.
„Wir sind guten Mutes, in den nächsten Tagen weitere Unterschriften der Firmen zu erhalten, so dass die Baustelle ab 5. November weitergeführt werden kann“, signalisierte Glatthaar.
Verschleierung
Seinen Ärger über das Vorgehen des Insolvenzverwalters machte der OB dennoch Luft. So habe Ampferl in der Presse behauptet, dass unter seiner Regie die Arbeiten am Solymar nahtlos hätten fortgesetzt werden können, konnte aber auf Nachfrage keine direkten Antworten liefern. Auch bei den Ursachen für den Insolvenzantrag gehen die Auffassungen zwischen Ampferl und der Kommune auseinander. In diesem Zusammenhang erläuterten Glatthaar und der Geschäftsführer der Solymar GmbH, Dieter Brümmer, die Vorgänge kurz vor der Insolvenzanmeldung von g1. So hätten an einem Montag beide Partner an einem Tisch gesessen und g1 Liquiditätsprobleme wegen angeblich schleppender Auszahlung angesprochen. Eilends prüfte die Stadt die Rechnungen und überwies 460 000 Euro. Das Geld sei am folgendem Freitag auf dem Konto von g1 gewesen. Am Nachmittag besagten Freitags meldete die Firma Insolvenz an. „Ärger“ gab es bei der Kommune auch darüber, dass g1 der Stadt keine Einsicht in die Unterlagen gewährt habe. Erst jetzt stelle sich heraus, dass g1 ein um 750 000 Euro höheres Auftragsvolumen vergeben habe als vereinbart. Auch gehe man bei der Stadt davon aus, dass einige erbrachte Leistungen der Firmen noch nicht bezahlt seien. Glatthaar und Brümmer melden Zweifel an, dass g1 mit offenen Karten gespielt habe. „Wir hätten alles früher und ehrlicher haben können. Aber erst jetzt, nach dem Ausscheiden des Insolvenzverwalters, öffnet sich langsam der Schleier“, so Glatthaar. Wichtig sei nun vor allem, dass es keine weiteren großen Veränderungen gibt, so Brümmer und Glatthaar. Man wolle den Ärger runterschlucken und die Sanierung im geplanten Umfang fortsetzen.
Mehrkosten
Am Montag, 5. November, soll damit begonnen werden, die Baustelle winterfest zu machen, damit bereits ausgeführte Arbeiten keinen Schaden nehmen und während der kalten Jahreszeit weitergearbeitet werden kann.
Der Fokus steht dabei vor allem auf die Sanierung des kompletten Daches. Geplant war ursprünglich nur eine Teilsanierung des Daches. Insgesamt rechnet die Stadt jetzt mit einer Gesamtsumme von 22 Millionen Euro für die Sanierung.
Allein durch die Insolvenz würden Mehrkosten von 2,5 Millionen entstehen. Ausgegangen war man ursprünglich von 16 Millionen Euro. Trotz des mehrmonatigen Stillstandes ist Glatthaar zuversichtlich, dass das Solymar Ende nächsten Jahres wieder geöffnet werden kann.