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UFFENHEIM: „Es gibt überhaupt keine christlichen Werte“

UFFENHEIM

„Es gibt überhaupt keine christlichen Werte“

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    Reformation und Politik: Pfarrer Matthias Dreher (Mitte) diskutierte beim Stehempfang hier mit dem Vertrauensmann der Kirchengemeinde Uffenheim, Hans-Martin Walter (links), und Dekan Karl-Uwe Rasp.
    Reformation und Politik: Pfarrer Matthias Dreher (Mitte) diskutierte beim Stehempfang hier mit dem Vertrauensmann der Kirchengemeinde Uffenheim, Hans-Martin Walter (links), und Dekan Karl-Uwe Rasp. Foto: Foto: G. Krämer

    Das eigene Handeln nicht religiös überhöhen, sondern immer wieder von Jesus Christus und seinem Kreuz her prüfen und hinterfragen – dazu hat Pfarrer Matthias Dreher am Reformationstag die Zuhörer in der Uffenheimer Stadtkirche aufgefordert. Der Referent des Nürnberger Gottesdienstinstitutes beleuchtete in seiner Predigt das Verhältnis von Politik und Religion.

    Dabei entlarvte er einige gern gebrauchte politische Floskeln als Mythen, zuvorderst die so genannten „christlichen Werte“. Drehers provokante These: „Es gibt überhaupt keine christlichen Werte.“ Vielmehr würden sie vom Ersten Weltkrieg bis zur aktuellen Integrationspolitik von Politikern benutzt, um eigene Interessen und eigenes Handeln religiös zu überhöhen.

    Diese Selbstüberhöhung kritisierte Dreher unter Bezug auf Worte des Apostels Paulus im 1. Korintherbrief. In Anlehnung an den Schweizer Theologen Adolf Schlatter führte er aus, Christus habe am Kreuz Gottes Todesurteil über menschliche Selbsterhöhung getragen. Nur Gott seien Christen Rechenschaft schuldig. Ihr Leben orientiere sich an Christus und seinem Kreuz.

    Die Konsequenz: „Es lebt sich als Christ relativ unangenehm; frei, aber unangenehm.“ Am Beispiel des Theologen Ernst Käsemann machte Dreher deutlich, wie solch ein Leben aussehen kann. Käsemann legte sich mit den Nationalsozialisten an, bis er ins Gefängnis kam, kam nach Kriegsende aber auch mit den Befürwortern der Marktwirtschaft in Konflikt und wurde trotzdem als kirchlicher Handlanger des Kapitalismus beschimpft.

    Dreher warb eindringlich für den Blick aufs Kreuz, trotz Ärgernis und Spott: „Vom Kreuz kommt mir Freiheit zu und die Kraft, die Freiheit durchzuhalten.“ Christen seien durch die Taufe berufen, in Gesellschaft und Politik der Fremdkörper Kirche zu sein, der „Stachel des gekreuzigten und auferstandenen Herrn Jesus Christus, der die Politik aufschreckt und womöglich neu ausrichtet“.

    Vor dem Gottesdienst hatten Dekan Karl-Uwe Rasp, die Präsidenten der Dekanatssynode Uffenheim, Karin Paulus und Hermann Schuch, sowie der Vertrauensmann der Kirchengemeinde Uffenheim, Hans-Martin Walther, zu einem Stehempfang eingeladen. Gäste aus Politik und Kirche konnten miteinander ins Gespräch kommen, dreht sich doch das Jahresthema der Lutherdekade um „Reformation und Politik“.

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