Um den Dammbach bei Gaubüttelbrunn und einen seiner Zuflüsse, den Sulzdorfer Bach, scheint es nicht gut zu stehen. Manchmal würde er regelrecht stinken, schildern zwei Gaubüttelbrunner Bürger ihren Eindruck. Auch chemische Gerüche wie von Waschmaschinen- oder Dusch-Abwasser seien wahrzunehmen.
Als in der vergangenen Woche wieder einmal eine dunkle und stinkige Brühe in dem Bach unterwegs war, entnahmen die Bürger eine Probe und ließen sie in einem Labor auswerten. Das Ergebnis: Das Bachwasser ist deutlich mit fäkalen Keimen verschmutzt. Beide haben zudem eine Vermutung, woher das trübe Wasser kommt: aus einem Regenüberlaufbecken nahe der Westsiedlung von Giebelstadt.

Tatsächlich befindet sich am Langenwiesenbach schon seit den 1970er Jahren ein Regenüberlaufbecken, dass das Abwasser aus der Westsiedlung aufnimmt und bei stärkeren Niederschlägen dafür sorgt, dass das überschüssige Regenwasser über den Sulzdorfer Bach, den Dammbach und schließlich den Wittigbach abgeleitet wird.
Kilian Busch, Leiter des Giebelstädter Bauhofs, der auch für die Betreuung des Beckens zuständig ist, bestätigt dies. Allerdings hält er es für ausgeschlossen, dass hierdurch verunreinigtes Wasser in die Umgebung gelangen kann. Dies sei durch Trennwände ausgeschlossen. Es gebe zwei Becken, die das Schmutzwasser zurückhalten und nur die überflüssige Wassermenge bei starkem Regen abgeben. Dies sei vom Wasserwirtschaftsamt genehmigt und werde regelmäßig überprüft. Das Abwasser der Westsiedlung werde mit Hilfe einer Pumpe über die Höhe in Richtung Flughafen befördert und dann über Darstadt nach Winterhausen in die Kläranlage abgegeben.
Ist der Bieber die Erklärung?
Der Bauhofleiter hat eine andere Erklärung: Seit einigen Jahren habe der Bieber die Bäche für sich als Lebensraum wiederentdeckt. Die Dämme des streng geschützten Nagers müssten daher im Ortsbereich in regelmäßigen Abständen abgeräumt werden. Dabei komme es auch zu Verunreinigungen. "Dabei lösen sich Sand und Ablagerungen", erklärt er. Der aufgestaute Schlamm liege längere Zeit im Bachbett und sei oft modrig.
Auch Giebelstadts Bürgermeister Helmut Krämer kennt die Schwierigkeiten mit dem Bieber, gegen den in Abstimmung mit dem Bieberbeauftragten des Landkreises vorgegangen werde. Er kritisiert jedoch das Vorgehen der beiden Gaubüttelbrunner. Er habe erst jetzt von den Schwierigkeiten erfahren: "Es ist unser oberstes Prinzip, niemanden zu schädigen", sagt er. "Wir müssen aber auch die Chance haben, entsprechend zu handeln und gemeinsam eine Lösung zu finden."
Den beiden Gaubüttelbrunnern, Stefan Herrmann, der eine Metzgerei betreibt, und seinem Bruder Josef, reicht diese Erklärung nicht. Die Probe, die sie an einer Brücke aus dem Zufluss vor Sulzdorf entnommen haben, gebe andere Hinweise: Sie zeige hohe Werte an so genannten coliformen Keimen, E.coli-Bakterien und Enterokokken, die im Darm von Säugetieren vorkommen.
Bürger vermuten kommunale Abwässer als Ursache für Verschmutzung
Auffallend sei, erklärt Josef Herrmann, der als Agrarökonom für die Landesanstalt Veitshöchheim gearbeitet hat und sich nun im Ruhestand befindet, dass die Anzahl bei einer Erwärmung auf 36 Grad deutlich ansteigt. Dies sei ein Hinweis darauf, dass es sich um menschliche Ausscheidungen handeln müsse. "Es bleiben eigentlich nur kommunale Abwässer als Ursache für die Verschmutzung." Sie befürchten, dass sich darunter auch Medikamentenrückstände, etwa aus dem Abwasser des Giebelstädter Seniorenheims, befinden könnten. Eine weitere Probe hat ein Mitarbeiter des Wasserwirtschaftsamts Aschaffenburg entnommen. Hier liegen allerdings die Ergebnisse und damit eine Einschätzung der Lage noch nicht vor.
Ähnliche Schwierigkeiten habe es gegeben, bevor die alte, überforderte Kläranlage von Giebelstadt um 2008 stillgelegt wurde, berichtet Herrmann, der damals noch als Kirchheimer Gemeinderat darauf hingewiesen hatte. Mit dem Anschluss Giebelstadts an die Winterhäuser Kläranlage habe sich die Situation verbessert. Seit ein paar Jahren habe sie sich jedoch wieder "kontinuierlich" verschlechtert.

Das Wasser aus den verschiedenen Zuflüssen sammelt sich in einem kleinen Weiher, den die Flurbereinigung angelegt hat, und der eine wichtige Kinderstube für viele Tierarten darstellt. Der Bach, der anders als andere Bäche in der Region das ganze Jahr über Wasser führe, sei die einzige Wasserquelle für die Tierwelt. Viele Tierarten, die es hier noch vor einigen Jahren gegeben haben soll, seien bereits verschwunden, wie der Zaunkönig, die ehemals zahlreichen Stichlinge oder das Moderlieschen, erklären die Brüder Herrmann.
Mit ins Boot geholt haben sich die beiden Antje Boyks, die als Apothekerin für die Grünen in Kirchheim als Bürgermeisterkandidatin zur Wahl antritt. Sie verweist auf die Vorgaben der Europäischen Wasserrahmenrichtlinie zur Verbesserung der Gewässerqualität, die in Stadt und Landkreis bis Ende 2021 umgesetzt werden müssten. "Jetzt ist es ganz wichtig, dass der Bach von offizieller Seite untersucht wird und die Ursachen der Verunreinigung abgestellt werden", schreibt sie in einer Mitteilung: "Die Fließgewässer haben Einfluss auf unser Grundwasser und somit unser Trinkwasser, und außerdem sollen unsere Kinder im und am Bach spielen können."