Es sind Forschungsprojekte, die verbinden: Wissenschaft und regionale Wirtschaft, Grundlagen- und anwendungsorientierte Forschung, außerdem verschiedene Wissenschaftsdisziplinen. Für vier solcher Projekte streicht die Universität Würzburg sieben Millionen Euro aus zwei Strukturfonds der Europäischen Union ein. Am Freitag übergab Wissenschaftsstaatssekretär Bernd Sibler die Förderbescheide. Er bezeichnete die Uni als „starken Innovationsmotor“ für die Region.
Projekte zu Umweltfolgen, Krebsforschung, 3D-Druckern
In Würzburg würden besonders fleißig Anträge geschrieben, meinte Sibler. Entscheidend sei aber immer die wissenschaftliche Exzellenz. Die EU-Gelder stammen aus dem Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) und dem Europäischen Sozialfonds (ESF). Von rund 52 Millionen Euro an bayerischen EFRE-Mitteln (2014 bis 2020) fließen nunmehr rund zehn Millionen Euro an die Würzburger Julius-Maximilians-Universität.
Bereits im Juni 2017 waren zwei Millionen Euro für ein Digitalisierungsprojekt zugesagt worden. Die neuen Projekte beschäftigen sich mit der Entwicklung und Forschung zu Umweltfolgen, Krebserkrankungen sowie Herstellungsverfahren von Biomaterial für die Medizin.
Unternehmen in juristischen Kenntnissen stärken
Dazu kommt das sogenannte „Virtuelle Kompendium 2“, das kleinen und mittleren Unternehmen bei rechtlichen und wirtschaftlichen Fragen hilft – es wird aus dem ESF gefördert. Ziel laut Juristin Prof. Inge Scherer: „Wir wollen juristisches Wissen für Laien und Unternehmen verständlich machen. Das funktioniert!“ Die EU finanziert alle vier Projekte zur Hälfe, die andere Hälfte muss die Uni aus Eigenmitteln stemmen.
Zentral ist die Zusammenarbeit der Wissenschaftler mit Unternehmen in der Region. Sie bringen sich fachlich, zunächst aber nicht finanziell ein. Uni-Präsident Alfred Forchel sprach von einer „gesellschaftspolitischen Komponente“, indem sich die Uni mit der Wirtschaft verzahne. Es gebe eine „enge Wechselwirkung“. Die Ergebnisse kämen im Rahmen des Technologietransfers allen beteiligten Branchen zugute und seien wertvoll für den Standort Mainfranken.
Zusammenarbeit verschiedener Disziplinen
Staatssekretär Sibler unterstrich die Impulse: Gerade kleinere Unternehmen hätten bisweilen Hemmungen, auf Wissenschaftler zuzugehen. Die geförderten Projekte binden sie aktiv ein. Sibler lobte auch den fächerübergreifenden Ansatz: „Es ist schön, dass solche Fonds die Kooperation zwischen den verschiedenen Disziplinen unterstützen.“
So arbeiten bei dem Projekt „BigData@Geo“ Klimaforscher aus dem Bereich der Geografie mit Informatikern zusammen. Über ein neuartiges Internet-Portal sollen Unternehmen Zugriff auf regionale Umweltdaten erhalten. Durch Einbeziehung weiterer Datenquellen werden Informationen wie zu Spätfrost, Wasserhaushalt oder Trockenstress hochauflösend dargestellt.
Entwicklung von Therapien kontra Tumorbildung
Um die Krebsforschung geht es in dem Projekt „BioChem@Net“. Unter Leitung von Professor Martin Eilers setzen die Wissenschaftler bei der Proteinforschung an, und hier speziell bei dem Molekül Ubiquitin, das für den Abbau von Proteinen im menschlichen Körper verantwortlich ist. Störungen in diesem System begünstigen die Entstehung von Tumoren. Mit den beteiligten kleinen und mittleren Unternehmen sollen laut Eilers „neue Therapien zur Wiederherstellung der gestörten Abbauprozesse entwickelt werden“.
3D-Drucker, die künstliche Implantate fertigen? Längst keine Zukunftsmusik mehr, und die Technik dahinter wird immer weiter verfeinert. Für die Biomaterialforschung gilt das Druckverfahren als äußerst attraktiv. Entsprechende Technologien vorantreiben und den Unternehmen einen Vorsprung verschaffen – dies will das Projekt „Bio3DDruck“. Uni-Präsident Forchel ist überzeugt: „Alle Projekte strahlen positiv aus in die Wirtschaft und in die Netzwerke.“