(nat) Als die Medizinprofessorin Eva-Bettina Bröcker im Frühjahr 1992 als Direktorin der Würzburger Universitäts-Hautklinik ihren Dienst antrat, fand sie – außer einer erfahrenen Oberärztin – ein durch und durch junges Ärzteteam vor. An ihren Plänen änderte das freilich nichts: „Mein Ziel war, die Würzburger Dermatologie zu möglichst hoher Qualität zu entwickeln“, erinnert sich die gebürtige Bielefelderin, die damals von der Uni Münster kam.
Die nicht ganz so leichte Aufbauarbeit, die in Würzburg zu leisten war, sah sie als Chance: „So konnte ich versuchen, die individuellen Begabungen junger Ärzte zu erkennen und nach Kräften zu fördern.“ Dass in den vergangenen Jahren vier dermatologische Lehrstühle im In- und Ausland sowie eine Reihe weiterer Professuren mit ehemaligen Schülern der Professorin besetzt wurden – ein Beleg dafür, dass Eva-Bettina Bröcker erfolgreich dabei war.
Die Dermatologin war die erste Frau, die in Würzburg auf einen medizinischen Lehrstuhl berufen wurde. Seither arbeitet sie daran, Frauen in der Wissenschaft zu fördern. Von den 15 von ihr in ihrer Amtszeit betreuten Habilitanden waren vier Frauen, drei davon haben auch Kinder. Auch die Direktorin selbst ist in der Forschung stark engagiert – 530 in „Medline“ gelistete Publikationen und die hohe Zitationsrate zeugen davon. „Unsere Arbeitsgruppe hat einige Arbeiten abgeliefert, die für die Dermatologie, Onkologie und Entzündungsforschung offenbar wichtig wurden“, sagt die 65-jährige Medizinerin selbst dazu.
Ihre Leistungen wurden vielfach gewürdigt: unter anderem 1997 durch das Verdienstkreuz am Bande oder vor zehn Jahren durch den Bayerische Maximiliansorden für Wissenschaft und Kunst. Als besondere Ehre empfand die Professorin die Wahl in die von Männern dominierte Bayerische Akademie der Wissenschaften und die Aufnahme in Nationalakademie Leopoldina.
Sie selbst brachte drei Kinder, Forscherkarriere und Klinik unter einem Hut. Woher kam der Antrieb, all die Aufgaben über zwei Jahrzehnte hinweg immer wieder mit neuer Energie anzugehen? „Zum einen bin ich eine begeisterte Ärztin und kümmere mich gerne um kranke Menschen“, sagt Eva-Bettina Bröcker. „Zum anderen bin ich eine neugierige Forscherin, und die Dermatologie bietet dafür besonders interessante Tätigkeitsfelder.“
Vorbild in der Familie
Und für die Verbindung von Familie und Karriere habe sie ein gutes Vorbild in der Familie gehabt: „Meine Mutter, selbst Ärztin, war durch den frühen Tod meines Vaters allein mit zwei Kindern und einer Praxis“, erzählt Bröcker. „Dass zwei unserer Töchter, schon in der Studienzeit geboren, bei meinem Dienstantritt bereits am Ende ihres eigenen Studiums waren, hat meinen beruflichen Weg sicherlich erleichtert.“
„Spitzenforschung kann man nicht so nebenbei nach Feierabend machen“, unterstreicht die Hautkrebs-Spezialistin. Deshalb bräuchten forschungsengagierte Ärztinnen und Ärzte zeitliche Freiräume für Forschungsarbeiten. Zu lösen sei das nur in einer kollegialen Atmosphäre. Ihrem Nachfolger Professor Matthias Goebeler übergibt die Direktorin nun eine Klinik mit rund 30 ärztlichen Mitarbeitern, einem großen Einzugsgebiet und einer großen Ambulanz.
Bröcker will auch in Zukunft als Senior-Professorin noch beratend tätig sein und sich in der Förderung von Studenten und wissenschaftlichem Nachwuchs engagieren. Auch das Forschen wird sie wohl nicht sein lassen: Sie plant, „Fragen wissenschaftlich zu bearbeiten, die wegen ihres ungewissen Ergebnisses für jemanden, der noch Karriere machen möchte, zu gefährlich wären.“