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WALDBÜTTELBRUNN: Extremsportler Auer: "Ich habe mein Versprechen gehalten"

WALDBÜTTELBRUNN

Extremsportler Auer: "Ich habe mein Versprechen gehalten"

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    Inzwischen Nichtraucher: Sascha Auer aus Waldbüttelbrunn, 37 Jahre alt.
    Inzwischen Nichtraucher: Sascha Auer aus Waldbüttelbrunn, 37 Jahre alt.

    Sascha Auer, 37 Jahre, siegte beim 24-Stunden-Schwimmen der DLRG Gerbrunn. Er schaffte mit 65 Kilometern einen neuen Rekord. Im Interview verrät er, wie es dazu kam.

    Sie sind 65 Kilometer in 24 Stunden geschwommen. Sind sie ein Schwimmprofi?

    Sascha Auer: Nein. Eher ein Extremsportler. Nach zwölf Jahren bei der Bundeswehr arbeite ich jetzt im öffentlichen Dienst. Geschwommen bin ich immer gerne. Aber nie im Verein oder auf Wettkämpfen. Seit gut zwei Jahren schwimme ich beinahe täglich.

    Wo und warum?

    Auer: In Höchberg oder in Gerbrunn im Hallenbad. Im Sommer nutze ich die Freibäder in und um Würzburg. Ich habe eine hässliche Trennungsphase hinter mir, mit Haus und Kind. Ich bin buchstäblich aus diesem Tief herausgeschwommen. Mein Ziel war es, mit meinem Kopf den eigenen Körper zu bezwingen, um so wieder mit mir ins Reine zu kommen.

    Ganz offensichtlich sind Sie jetzt aber wieder glücklich verbandelt. Schließlich haben Sie nach dem Wettbewerb Ihrer Frau gedankt, dass Sie Ihr Hobby so prima unterstützt?

    Auer: Ja. Inzwischen ist bei mir alles wieder im Lot. Bei solch einem Hobby ist es wichtig, einen Partner an seiner Seite zu haben, der das akzeptiert und unterstützt.

    Wie kamen Sie zum 24-Stunden-Schwimmen und solchen Strecken?

    Auer: Ich habe mal einen Bericht darüber gesehen und dachte mir: Das probierst Du auch mal. Der Anfang, 2013, ging allerdings schief. Nach einigen Trainingseinheiten habe ich mich schwer an der Schulter verletzt und musste den Start auf 2014 verlegen. Solch lange Strecken schafft man nicht von alleine. Sie erfordern von „Nichtschwimmern“ sehr viel Training und Disziplin.

    2015 hatten Sie sich in Gerbrunn die 60 Kilometer und den Sieg erstmals vorgenommen?

    Auer: Nein, eigentlich wollte ich schon 2014 siegen. In Gerbrunn habe ich früher gewohnt und die Fußballjugend trainiert. Das war schon damals ein besonderer Anreiz, dort zu gewinnen. Doch leider wurde ich durch Unerfahrenheit und für Übermut bestraft. Die Schulter schmerzte und ich wurde „nur“ Zweiter mit 40 Kilometern.

    Hinter Alexander Locke, der auch 2015 in Gerbrunn mein Konkurrent war. Doch 2015 hatte ich einen anderen Vorsatz: Wenn ich die 60 Kilometer schaffe, höre ich mit dem Rauchen auf.

    Sie sind also Raucher und haben es geschafft, 65 Kilometer und 24 Stunden durchzuhalten?

    Auer: Ja. Jetzt bin ich aber Nichtraucher. Ich habe mein Versprechen gehalten und das ist der größte Sieg.

    Wie bereitet man sich auf die Herausforderung vor, so lange zu schwimmen? Trainieren Sie nur im Wasser?

    Auer: Zu 90 Prozent. Wenn möglich jeden Tag drei bis sechs Kilometer. Zu zehn Prozent trainiere ich Treppenlaufen in den Weinbergen, um eine höhere Sprungkraft fürs Abstoßen zu erlangen. Neben regelmäßigem Training ist es wichtig, sich auf die 24 Stunden gut vorzubereiten und sich von Wettkampf zu Wettkampf weiterzuentwickeln. Man braucht im Ausdauersport einiges an Erfahrung und lernt seinen Körper intensiv kennen. Das Wichtigste ist, mentale Stärke zu trainieren. Ohne den Kopf läuft der beste Muskel nicht. In den Tagen vor einem Schwimmen gehe ich praktisch gar nicht zum Training. Da ist es wichtiger, sich einen Vorrat an Kohlenhydraten und einen Speckmantel zuzulegen.

    Und auch den Veranstalter zu informieren, dass man einen Rekord plant. Nicht, dass der einen am Nachmittag aus dem Wasser nimmt, weil die Bahnen zu voll sind.

    Wie ernähren Sie sich?

    Auer: Die richtige Ernährung mit Kalorien und Mineralien ist bei einer Dauerbelastung besonders wichtig. Man muss überlegen, wie man es schnell und effektiv schafft, den enormen Kalorienbedarf (18 000 Kilokalorien) abzudecken. Was vertrage ich gut, was bringt mir Energie, was liegt schwer im Magen oder führt zur Unterversorgung, darum geht es. Mit der Zeit habe ich gelernt, was mir gut tut und schmeckt. Ich bevorzuge Süßigkeiten für Sportler, klein, kompakt und mit viel Zucker. Dazu Cola, Eistee und Magnesium-Haltiges. Für die Verpflegung habe ich eine kleine Box, die am Beckenrand steht. Was nicht in die Box passt, wird nicht mitgenommen. Die richtige Menge ist wichtig, sonst muss man zu oft zur Toilette und verliert zu viel Zeit. Allerdings: die beste Verpflegung, Vorbereitung und das Training nützen ohne ein gutes Team nichts. Ohne mein „Team Warmduscher“ hätte ich es wohl nicht geschafft.

    Aber ihr Konkurrent Alexander Locke gehörte doch auch zum „Team Warmduscher“?

    Auer: Ja, aber leider schwamm er wegen der Fülle auf den Bahnen auf einer anderen als wir. Ihm fehlten damit diejenigen, die ihn mitzogen, an die er sich mal hängen konnte; aber auch Leute, die zwischendrin motivieren, anspornen, vorantreiben. Da ich wusste, dass er die selbe Strecke vorhatte wie ich, gab es für mich nur ein Ziel: Nach einer so langen Strecke auf keinen Fall als Zweiter aus dem Wasser zu steigen. Aber man darf nicht vergessen: Alexander hat auch über 63 Kilometer geschafft. Ich kann mich an kein Schwimmen erinnern, bei dem zwei Teilnehmer deutlich über 60 Kilometer geschwommen sind.

    Solchen Ehrgeiz im Wasser kennt man im Raum Würzburg vor allem von einem: Thomas Lurz. Würden Sie Ihre Leistung mit seiner vergleichen?

    Auer: Nein, auf keinen Fall. Thomas Lurz ist ein Ausnahmeathlet und mein Vorbild. Er hat für seine Leistungen und Erfolge über viele Jahre trainiert und damit sein Geld verdient. Ich schwimme erst seit zwei Jahren so intensiv. Und er ist im Freiwasser unterwegs. Dass man das Wettkampfschwimmen nicht mit dem Ausdauerschwimmen vergleichen kann, habe ich oft festgestellt.

    Da kommen Schwimmer und Triathleten, legen wie wild los, sind aber schnell k.o. oder die Schultern machen zu. Es ist einfach eine ganz andere Art von Sport, bei dem alles stimmen muss.

    Und sie wollen dabei möglichst ganz oben stehen – oder?

    Auer: Das habe ich mir als Ziel gesetzt. Im Jahr 2015 waren es bei acht Starts sieben Siege. Ganz oben steht aber nur der, der mit Niederlagen leben und umgehen kann. Manchmal helfen auch taktische Tricks – tarnen und täuschen, mehr verrate ich nicht.

    Das „Team Warmduscher“ ist eine Facebookgruppe. Kennen Sie sich überhaupt persönlich?

    Auer: Klar. Wir sind praktisch jeden Monat im ganzen Bundesgebiet auf 24-Stunden-Events gemeinsam unterwegs. Wichtig ist uns nicht nur unser Sport, sondern auch die Gemeinschaft mit Gleichgesinnten.

    2016 findet das 24-Stunden-Schwimmen in Gerbrunn am Tag der Zeitumstellung statt. Sie hätten also eine Stunde mehr Zeit, um einen neuen Rekord zu schaffen. Ein Ziel?

    Auer: Ein wenig schau ich schon auf die 70 Kilometer. Jetzt noch unvorstellbar, aber es sind ja noch ein paar Tage Zeit zum Üben. Das Ziel für das Jahr 2016 ist vorrangig, einen Sponsor zu finden, der meinen Sport unterstützt. Außerdem möchte ich Kindern, aber auch Erwachsenen beim Schwimmen-Lernen helfen. Mit großem Erfolg habe ich es schon bei meinem Sohn geschafft. Er hat dieses Jahr auch schon zwei 24-Stunden-Schwimmen bestritten – mit gerade mal sieben Jahren.

    Und was machen Sie dagegen, mit völlig verschrumpelter Haut aus dem Becken zu steigen?

    Auer: Von meiner Oma hab ich eine Dose Melkfett bekommen. Seitdem kommt nichts anderes mehr in die Schwimmtasche.

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