Begegnungen mit Walter Eykmann sind in aller Regel kurzweilig. Eykmann ist einer, der gerne ein harmonisches Umfeld hat, und schon der Weg vom Flur des Hauses hinein ins Wohnzimmer erzählt mit Zinntellern und Auszeichnungen vielfältigster Art eine spannende Geschichte – bis hin zum 80. Geburtstag, den der Lehrer, Pädagoge, überzeugte Katholik, CSU-Politiker und Professor am Sonntag, 20. August, feiert.
Dabei wirkt der Jubilar, der aus Sonsbeck am Niederrhein im Westen Nordrhein- Westfalens stammt, in Unterfranken zunächst eher „nei g'schmeckt“, kann er doch seine nördlich geprägte Aussprache nicht ganz verleugnen. Ebenso wenig seinen Charme.
Schwerer Unfall
Dabei erscheint Eykmanns Kindheit mit dem im Krieg gefallenen Vater 1943 gar nicht beneidenswert. Und da war auch noch der Unfall auf den Gleisen im Hauptbahnhof Essen zu Beginn der Gymnasialschulzeit. Er geriet zwischen den Bahnsteig und das Trittbrett eines Zuges, wurde gequetscht und mitgeschleift und hatte kaum Überlebenschancen. Doch der damals „kleine, drahtige Junge“, wie Eykmann heute über sich in jungen Jahren sagt, kam wieder auf die Beine, war nach viermonatigem Klinikaufenthalt zwar in der Schule hintendran, rappelte sich aber wieder auf.
Er hatte das Glück, dass ein Pater aus Essen, woher Eykmanns Mutter stammt, sich um arme Ruhrpott-Kinder kümmerte. Das war der Zeitpunkt, zu dem Walter Eykmann in ein ganz anderes Leben geworfen wurde: zunächst für drei Wochen nach Riezlern im Kleinwalsertal. Weitere Kontakte zu den Zisterziensern nach Bregenz entstanden, und Eykmann ging dort schließlich in deren Schule, und zwar ab der Untersekunda, der sechsten oder wie wir heute sagen: der zehnten Klasse Gymnasium. „Ich bin aufgeblüht bis dorthinaus“, erinnert er sich. Mit den Internatsschülern aus ganz Deutschland hatte er die frühere Schüchternheit abgelegt. Das Abitur gelang. Zwar hätte nun Eykmanns Militärdienst angestanden, aber als einziger Sohn einer Kriegswitwe musste er ihn nicht antreten.
Eykmann studierte Latein, katholische Religionslehre, Sozialkunde, Philosophie und Pädagogik in Freiburg und in Würzburg. Nach Abschluss der beiden Staatsexamen lehrte er am Riemenschneider-Gymnasium, zuletzt als Studiendirektor und Seminarleiter. Eykmann bildete als erster Laie bayernweit katholische Religionslehrer aus.
Es waren wieder erfolgreiche und doch auch Jahre voller Schmerz. 1966 begann ein scheinbar so schönes Leben mit seiner Frau Sabine Küchenhoff und der dann gemeinsamen Tochter Claudia, die 1967 geboren wurde. Eykmanns Frau starb nur ein Jahr später an Leukämie. „Das war schon eine existenzielle Krise für mich“, sagt er heute. Mit Hilfe der Schwiegereltern und seiner Schwester, mit seinem Glauben, mit „intellektueller Überbrückung“, indem er lehrte, Aufsätze und Bücher schrieb, lebte er weiter.
Ab 1972 war Eykmann für die CSU im Stadtrat, seit 1978 war er bayerischer Landtagsabgeordneter, wo er 1986 Vorsitzender im Ausschuss für Fragen des öffentlichen Dienstes wurde. Erst zur Landtagswahl 2008 trat er nicht mehr an. Seine zweite Frau Ingeborg Treffer, die er als Mathe- und Physiklehrerin am Riemenschneider-Gymnasium kennengelernt hatte, heiratete er 1972. „Wir sind temperamentsmäßig wie Feuer und Eis“, sagt er, und mit einem abgeklärten Lächeln: „Ich bin eher der Schwätzer...“. Und was schätzt sie an ihm? „Seine Spontaneität“, erklärt sie, „und seine Korrektheit“.
Eykmann hat nicht nur ein eigenes großes Arbeitszimmer voller Bücher. Dies sei nur ein Drittel, sagt er. Noch mal so viele stünden im Keller und das letzte Drittel im Dachboden. Gelesen habe er davon etwa die Hälfte, also nicht jedes Buch von Anfang bis zum Schluss. Manchmal waren es nur Aufsätze wie von Adorno, Martin Buber, Humboldt. Manche Bücher las er mehrmals. Eine liebenswert geschriebene Postkarte über Freundschaft steht im Regal. Die liest er noch viel häufiger.
Ein Foto erzählt von einer Delegation bei Papst Benedikt XVI, der Eykmann angehörte; den letzten Papst schätzt er – den aktuellen Papst Franziskus verehrt er. Eykmanns Glaube setzt nämlich nicht bei den Dogmen an, sondern „hauptsächlich beim Neuen Testament.“ Ihm gefallen Aussagen von Papst Franziskus wie diese im Zusammenhang mit Homosexuellen: „Wer sind wir, über sie zu urteilen?“ Eykmann selbst sieht sich heute toleranter als früher, zum Beispiel, wenn es um die Frage des sexuellen Miteinanders vor der Ehe geht: „Ich habe die Erkenntnis gewonnen, dass ich Liebe nicht strukturieren darf.“ Und wie interpretiert er den Glauben? Mit Karl Rahner: „Glauben heißt: Die Unbegreiflichkeit Gottes ein Leben lang aushalten“. Dass er in all den vergangenen Jahren dann doch wieder die Liebe der Familie spüren durfte, bezeichnet der Jubilar als das schönste Geschenk.
Das Thema „Frieden“ greifbar gemacht
Eykmann stellte sich immer vielen Herausforderungen und nahm auch das Angebot an, den Bundesvorsitz der Katholischen Elternschaft Deutschlands (KED) zu übernehmen. Zu seinen vielfachen Auszeichnungen und Ehrungen gehören das Bundesverdienstkreuz 1. Klasse, der Bayerische Verdienstorden, die Goldene Stadtplakette, das Ehrenzeichen in Gold des bayerischen Beamtenbundes bis hin zur Auszeichnung als Ehrenkommissar und viele mehr. Kommissar ehrenhalber? Er lacht. Er habe sich im Beamtenrecht sehr engagiert, auch für Polizeibeamte. 1989 promovierte er. Seminare als Professor ehrenhalber gab er bis zum letzten Semester an der Julius-Maximilians-Universität Würzburg. Dem Thema Frieden näherte er sich in vielen Arbeiten, zum Beispiel erschien „Friedensverkündigung und Friedenserziehung. Ein Versuch ihrer wechselseitigen Zuordnung“ 1991 im Echter Verlag, weitere Veröffentlichungen folgten wie „Terrorismus und Bildung“ und „Die Person als Maß von Politik und Pädagogik“.
Der Jubilar hat zwei verheiratete Töchter und drei Enkelkinder.