Gemütlich mit der nostalgischen Straßenbahn von 1955 durch das schöne Würzburg. Es waren ganz besondere Gäste, die jüngst im „Schoppenexpress“ unterwegs waren. Besonders, weil sie sonst nie Fahrgäste sind, sondern ganz vorne sitzen – als Fahrerinnen und Fahrer von Strabas und Bussen der Würzburger Straßenbahn GmbH (WSB).
Diesmal ließen sie sich mit einem Glas Wein chauffieren. Die Interessengemeinschaft Würzburger Straßenbahn (IWS) hatte sie dazu eingeladen, als Dank für die Arbeitsleistung, jeden Tag und Nacht. „Man hört immer schlechte Nachrichten über unsere Fahrer, aber nie davon, wie gut und verantwortungsvoll sie sind.", sagte der zweite Vorsitzende der IWS Eckhard W. Beck in seiner Eröffnungsrede. Rund zwei Stunden dauerte die Aktion unter dem Motto „Wir grüßen unsere Fahrer – ist es nur Höflichkeit?"
Der öffentliche Nahverkehr erreicht in Würzburger fast jeden – Schulkinder, Berufstätige, Familien oder Senioren. Die Fahrer sind täglich verantwortlich für das Leben Hunderter Menschen, während sie ihre wertvolle Fracht von A nach B bringen. Doch diese große Verantwortung wird in aller Regel als selbstverständlich hingenommen. Höflichkeit, beklagt die IWS, ist rar geworden. Dagegen schlägt häufig schlechte Laune der Fahrgäste dem Chauffeur entgegen. Ein Fahrer erzählte von seinem Dilemma: „Komme ich eine Minute zu spät, ist es eine Katastrophe. Warte ich nicht auf einen rennenden Gast, ist es eine Katastrophe, auch wenn ich wegen Wartens an der nächsten Station eine Minute zu späte kommen würde. Ich kann es keinem recht machen.“
Auf Fahrer Jürgen Becker erlebt gerade mit den Wintermonaten wieder eine besonders anstrengende Zeit: „Die meisten Fahrgäste sind im Winter aggressiver, ich weiß nicht warum. Manchmal kriege ich auch Angst, wenn Personen mit Blut am Kopf in die Straßenbahn einsteigen. Ich weiß nicht, ob es von einer Schlägerei kommt oder etwas anderem.“ Belästigungen, Provokationen und Alkoholkonsum sind nur einige Beispiele für Probleme, mit denen die Fahrer in ihrer Alltagsarbeit konfrontiert werden. Aber Jammern, dass wissen sie, hilft nicht. Fahrpläne müssen eingehalten, die Gäste im Blick behalten werden. Und vor allem: Die Sicherheit aller Menschen innerhalb und außerhalb des Transportmittels muss gewährleistet sein.
Doch auch Fahrer und Fahrerinnen sind keine Engel. „Sie haben, wie alle Menschen, schlechte und gute Tage“ sagt Ingmar Vogt, Abteilungsleiter der Fahrer-Personaldisposition bei der WSB. Sie helfen behinderten Menschen aus der Straßenbahn, erklären Fahrgästen, wo sie die Fahrkarten lösen können und nehmen oft ruhig und nickend die Beschwerden aufgebrachter Personen entgegen. „Ist an einem Tag die Haut dünner als sonst, antwortet man knapper und grantiger, als es sonst der Fall ist.“
Einen Fahrgast wie den 90-jährigen Würzburger Theo Blesch hätte wohl jeder gern. Sein Hobby ist das Reisen und er kennt sich mit den öffentlichen Verkehrsmitteln aus. „Ich bin mit allen Straßenbahnen in Deutschland gefahren und Höflichkeit zum Fahrer ist, was ich ganz besonders in meinem Herz behalte. Ich respektiere sie, weil sie sich um meine Sicherheit auf den Fahrten durch die Stadt sorgen.“
Eines der IWS-Ziele ist, die Gesundheit und Sicherheit der ÖPNV--Teilnehmer zu gewährleisten. Besondere Berücksichtigung erfahren Kinder, ältere Menschen und Behinderte. Zusätzlich bieten sie Aufklärungs- und Weiterbildungsveranstaltungen für Verkehrsteilnehmer, -planer, Politiker, Mitglieder und befreundete Vereine an.
Weitere Informationen im Internet unter: www.iws-ev.de