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GÜNTERSLEBEN: Familienmitglieder mit Fell

GÜNTERSLEBEN

Familienmitglieder mit Fell

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    Zwei Hunde, eine große Familie: Psychologin Carolin Lager mit den Vierbeinern, Sohn Simon, Schwiegervater Thomas Kühnert und Schwager Moritz Kühnert.
    Zwei Hunde, eine große Familie: Psychologin Carolin Lager mit den Vierbeinern, Sohn Simon, Schwiegervater Thomas Kühnert und Schwager Moritz Kühnert. Foto: Foto: Angie Wolf

    Ihr erstes Tier hat Nina kennengelernt, als sie kurz nach der Geburt mit ihrer Mama aus dem Krankenhaus kam. Riesig groß war es, rabenschwarz, mit lockigem Fell und einer neugierigen Nase, die sie vorsichtig beschnupperte. Moro heißt es – und es ist einer der drei Hunde von Ninas Großeltern. Die nächsten, die das Baby beschnüffelten, waren Lia und Tica, die Katzen von Ninas Eltern. Das Interesse der Stubentiger an Nina war nicht so groß. Sie kannten Babys schon, weil sie bereits im Haus waren, als Ninas Bruder Simon zur Welt kam.

    Heute ist Nina 20 Monate alt. Sie kann sprechen, sie kann laufen – und sie kann streicheln. Der elfjährige Moro bleibt ganz ruhig stehen, wenn sie mit ihren Händchen nach ihm greift. Und auch Mefi, Omas zweiter Hund lässt sich gerne von der Kleinen anfassen. Clara, Hund Nummer drei, geht Nina eher aus dem Weg. Sie ist sehr schüchtern und ängstlich, ein Tier, das mit ganz vielen schlechten Erfahrungen aus Südosteuropa in die Familie kam.

    Kuschelrunde mit Hund?

    „Man muss die Kinder lehren, wie sie mit Tieren umgehen müssen. Dass sie sie nicht bedrängen dürfen oder mit dem Fuß anstoßen oder fest umarmen“, sagt Ninas Mama Carolin Lager. Sie wohnt in Güntersleben bei Würzburg, ist promovierte Psychologin – und Tierschützerin mit Leib und Seele. Der Verein Vox Animalis, in dessen Vorstand sie sich engagiert, hat viele Pflegefamilien mit Kindern, die Tiere aufnehmen, bis sie ein neues Zuhause gefunden haben. „Das finden wir wichtig“, sagt Lager, „weil wir den Interessenten möglichst viele Informationen über ihre neuen Familienmitglieder geben wollen.“

    Zwei Tierheime in Kroatien unterstützt ihr Verein, sorgt dafür, dass Straßentiere vor Ort kastriert werden, dass genügend Futter da ist, dass Tierärzte sich um die rund 320 Hunde und über 100 Katzen kümmern. Und Vox Animalis bringt Tiere nach Deutschland, die dort keine Chance auf ein gutes Zuhause haben – alles ehrenamtlich.

    Nicht jeder Hund und nicht jede Katze ist für Kinder geeignet. Manche haben in ihrem Herkunftsland auf der Straße, an der Kette oder eingesperrt in winzigen Verschlägen so schlechte Erfahrungen mit Menschen gemacht, dass sie nicht an Familien abgegeben werden können. „Solche Tiere muss man an Erwachsene mit viel Erfahrung in der Tierhaltung vermitteln“, sagt Carolin Lager.

    Welches Tier passt? Tierschutzorganisationen wissen mehr

    Wer ein Familientier sucht, solle sich „auf keinen Fall von der Optik leiten lassen“. Auch Beschreibungen, nach denen bestimmte Rassen angeblich „besonders kinderlieb“ sind, seien meist nicht sehr hilfreich. „Für eine Familie eignet sich am besten ein erwachsenes Tier, das bereits in einer Familie gelebt hat und das zum Beispiel wegen Trennung oder Krankheit bei einer Tierschutzorganisation gelandet ist.“ Die Pflegestellen, so die Tierschützerin, kennen ihre Schützlinge gut: „Sie beobachten sie und können einen beraten, ob das ausgesuchte Tier wirklich zu einem passt.“

    Dass in ihrer Familie das Zusammenleben mit den Tieren gut klappt, führt die Tierschützerin auf die Umsicht aller zurück. „Man darf nicht vergessen, dass es auch für einen Hund oder eine Katze eine gewaltige Umstellung ist, wenn plötzlich ein Baby da ist.“ Da sei es ganz wichtig, dass trotz des Familienzuwachses das Tier nicht links liegen gelassen werde. Ihre eigenen Tiere haben nicht mit Verhaltensauffälligkeiten, zum Beispiel Unsauberkeit, reagiert, als die Kinder kamen. „Wir haben ihnen aber auch immer die nötige Aufmerksamkeit gegeben.“

    Vox Animalis vermittelt keine Welpen an Eltern mit Kleinkindern. „Ein Baby macht so viel Arbeit, dass für einen Junghund einfach zu wenig Zeit bleibt“, sagt die Tierschützerin, „wenn ein Hundebaby ins Haus kommt, sollten die Kinder mindestens im Schulalter sein“. Auch wenn der Nachwuchs schon älter ist, müssten die Eltern sich darüber im Klaren sein, dass sie die Verantwortung für das vierbeinige Familienmitglied tragen. Carolin Lagers fünfjähriger Sohn Simon muss Katze Lia füttern. „Aber wir Eltern müssen drauf achten, dass er es nicht vergisst.“

    Eltern sollten Vorbild sein

    Die Psychologin hält es für „sehr sinnvoll“, dass Tiere in einer Familie leben. Voraussetzung: „Die Eltern zeigen den Kindern einen guten und liebevollen Umgang und sie reagieren nicht über, wenn ein Tier, das von einem Kind in die Enge getrieben wird, sich mal mit Schnappen oder Kratzen wehrt.“ Wenn das klappt, würden die Kinder „auf jeden Fall“ von den Tieren profitieren. „Und sie erfahren, dass Vierbeiner nicht nur Spaß machen, sondern auch eigene Bedürfnisse haben.“

    Wenn der Hund tröstet . . .

    Carolin Lagers Schwiegermutter Ella Fenten, ebenfalls bei Vox Animalis engagiert, erinnert sich, wie wichtig die Familienhunde für ihre drei Söhne waren. „Wir hatten immer einen Plan, wer wann mit den Tieren spazieren gehen muss, wer zu der Zeit, wo er eingeteilt war, was anderes vorhatte, musste sich Ersatz suchen“. Wenn sich keiner fand, blieb den Kindern nichts anderes übrig, als ihre eigenen Pläne zugunsten der Hunde zurückzustellen. „Unsere Hunde haben die Kinder mit erzogen“, sagt Ella Fenten, „durch sie haben sie gelernt, Verantwortung zu übernehmen.

    “ Und die Söhne hätten ein ganz enges Verhältnis zu den Tieren entwickelt. „In der Pubertät, als sie nicht mehr alle ihre Sorgen mit uns Eltern teilen wollten, waren die Hunde oft Tröster.“

    Schmerzhafte Zwischenfälle zwischen Kindern und Hunden? Gab es nicht. Weder bei den eigenen Jungs, noch bei den Enkeln. Ella Fenten hat aber auch einen Grundsatz: „Man darf Kinder und Hunde nie unbeaufsichtigt beisammen lassen.“ Selbst wenn sie nur mal kurz ins Bad geht, nimmt sie entweder ihre Enkel mit – oder die Hunde. Simon lacht, als die Oma das erzählt und krault Mefis Ohren. Die 16-jährige Mischlingshündin ist sein Liebling. Nina lehnt sich an Moro, der so hoch ist wie sie. Ihre Mama sagt: „Hunde geben Kindern Selbstvertrauen.“

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