Nach der Bibel fastete Jesus 40 Tage lang in der Wüste. Während dieser Zeit führte ihn der Teufel mehrfach in Versuchung, doch der Messias widerstand dem verlockenden Angebot. Nicht nur gläubige Katholiken können ab Aschermittwoch das biblische Vorbild ein Stück begleiten. Was sie so alles dafür tun, wollte die Redaktion von bekannten Würzburgern wissen. Wie ist ihre Einstellung zur Fastenzeit?
Verzichte auf Alkohol und Schokolade
Als einer der fünf Wirtschaftsweisen steht Professor Peter Bofinger der Bundesregierung mit ökonomischem Sachverstand zur Seite. Die meisten Würzburger Studenten kennen ihn aus den VWL-Vorlesungen. Abseits der Hörsäle fastet Bofinger nach eigenen Angaben die gesamten 40 Tage. „Dann fällt es am leichtesten. Ich verzichte dabei auf Alkohol. Schokolade würde mir nicht gelingen.“
Dass diese Abstinenz nicht ungewöhnlich ist, kann Gastronom Kurt Schubert bestätigen. „Gäste bestellen in der Zeit bei mir im Ratskeller wenig Fleisch und kaum Alkohol. Besonders Aschermittwoch und Karfreitag wird ganz wenig Alkohol getrunken“, sagt er. Privat fastet er aus der Tradition heraus. „Ich mache das schon seit meiner Kindheit. Meine Frau unterstützt mich dabei.“
Ohne religiösen Hintergrund
Für Anna Vita, die Ballettdirektorin des Mainfranken Theaters, ist der bewusste Verzicht nicht an eine bestimmte Zeit gebunden: „Ich faste nicht während der Osterzeit, weil wir Auftritte im Theater haben. Dafür brauche ich meine Kräfte. Wenn ich beim Essen kürzer trete, dann bei Süßigkeiten oder Fett. Ich faste auch nur aus körperlichen Gründen ohne religiösen Hintergrund.“
Dass Fasten nicht unbedingt an die Osterzeit gebunden ist, kann auch Evelyn Meining, Intendantin des Mozartfestes, bestätigen: „Die Idee des Fastens ist für mich tägliche Aufforderung für ein bewusstes Leben in Verantwortung für unsere natürliche Umwelt. Ich lebe jeden Tag in dem Bewusstsein der Überflussgesellschaft mit all ihren Schattenseiten“. Ihr persönlich falle es nicht schwer, sich über das ganze Jahr mit ihren Prinzipien weitgehend anders zu verhalten: „Ich investiere in hochwertige Lebensmittel, esse wenig Fleisch, verzichte mindestens zwei Mal die Woche auf das Abendessen, habe nie geraucht und trinke nur gelegentlich den allerbesten Frankenwein.“
Bei den beiden bekannten Trainern Dirk Bauermann und Bernd Hollerbach wird die Fastenzeit unterschiedlich bewertet. Bauermann, Cheftrainer von s.Oliver Würzburg, erklärt: „Ich habe zwar schon gefastet, aber unabhängig von Ostern und ausschließlich aus gesundheitlichen Gründen.“ Bauermann war von 2003 bis 2011 Trainer der deutschen Basketballnationalmannschaft und wechselte im Dezember 2016 nach Würzburg.
Bewusstsein für Überfluss gewinnen
Hollerbach geht einen Schritt weiter. Für ihn geht es vor allem darum, ein Bewusstsein für Wohlstand und Überfluss zu gewinnen. „Wir sind in der glücklichen Lage, alles zu haben. Das ist keine Selbstverständlichkeit“, erklärt der Cheftrainer der Würzburger Kickers. „Ich habe das schon als Kind bei meinen Eltern mitbekommen, die mir das so vorgelebt haben. Heute verzichte ich hauptsächlich auf Süßigkeiten und Alkohol.“
Die Besinnung auf das wirklich Wichtige ist für Bischof Friedhelm Hofmann die zentrale Osterbotschaft. Hofmann hat sich vorgenommen die gesamten 40 Tage zu fasten: „Angesichts öffentlicher Auftritte wird das aber schwierig. Persönlich möchte ich durch den Verzicht einen größeren Freiraum für das Gebet gewinnen.“ Der Würzburger Oberhirte gibt den Gläubigen, die vorher noch nie gefastet haben, folgenden Rat mit auf den Weg: „Wer fastet, denkt meistens nur ans Verzichten. Es geht aber um das innere Freiwerden. Dadurch kann man den Blick auf das Wesentliche konzentrieren.“
Mit der Kirche verbunden
Fasten ist mit der katholischen Kirche untrennbar verbunden, so wie Beichte, Erstkommunion oder der Papst. In der protestantischen Kirche gehört Fasten eigentlich nicht zur evangelischen Tradition. Trotzdem sind diese sieben Wochen für Edda Weise
,
evangelische Dekanin von Würzburg
, eine besondere Zeit: „Diese Wochen sind für mich eine Zeit der Besinnung. Das heißt, dass der Glaubensinhalt im Mittelpunkt steht. Es geht darum, das Leiden Jesu Christi nachzuvollziehen. Gott wird Mensch und stellt sich auch in seinem Leiden an die Seite der Menschen“, sagt sie.
„Persönlich habe ich gelegentlich auf einen der Klassiker, zum Beispiel Schokolade oder das Auto, verzichtet.“
Dass die Aussagen der beiden Kirchenvertreter auch auf zwei bekannte Politiker der Region zutreffen, können Christian Schurchardt und Barbara Stamm bestätigen.
Schuchardt ist seit April 2014 Oberbürgermeister von Würzburg und der erste CDU-Politiker in diesem Amt. Gefastet habe er nach eigenen Angaben schon als Jugendlicher: „Da ging es mir aber eher um das Gewicht. Heute sind die Gründe für das Fasten die Religion und der Brauch.“ Auf die Frage, ob er die gesamten 40 Tage fasten werde, antwortete Schuchardt: „Das hängt immer vom Anlass ab. Es wird sicher auch zum 'Fastenbrechen' kommen. Ich übe aber sowieso Zurückhaltung aus. Die Fastenzeit ist für mich noch mal ein Anlass, das bewusst zu machen.“
Das Leben schätzen
Barbara Stamm (CSU) stimmt in dieser Hinsicht mit dem Oberbürgermeister überein. Für die Landtagspräsidentin ist der freiwillige Verzicht nach wie vor wichtig. „Das hilft einerseits, das Leben und die guten Dinge besser schätzen zu lernen. Zum anderen nutzt Fasten der Gesundheit und man erlebt den Umgang mit unserem täglichen Brot wieder mit einer ganz anderen Dankbarkeit.“ Der bewusste Umgang mit Natur und Gesundheit ist für beide Politiker auch außerhalb der Fastenzeit wichtig.
Auch wenn das Fasten heutzutage oft keinerlei religiöse Bedeutung mehr hat, ist die Fastenzeit nicht mehr wegzudenken. Die Befragten waren sich nämlich in einem Punkt einig: Alle haben in ihrem Leben aus den unterschiedlichsten Gründen schon mal auf bestimmte Dinge verzichtet.
Fotos: Daniel Peter (5), Thomas Obermeier, Herbert Kriener, Chr. Weiss, Paul Huslage, VDK