Wahlparty der FDP im Loma in der Sanderstraße: Es ist kurz vor 18 Uhr, die Luft ist zum Schneiden. Etwa 50 Augenpaare starren auf den Großbildschirm. Einige Liberale halten sogar die Luft an. Und dann kommen die ersten Trends und sie lassen die Luft raus, schwenken die gelb-blauen Fähnchen und sind einfach nur glücklich: 10,5 Prozent.
Kurz nach einer der ersten Hochrechnungen, das Ergebnis verfestigt sich, ergreift ein sichtlich stolzer Kreisvorsitzender und Direkt-Kandidat für den Wahlkreis Würzburg Andrew Ullmann das Wort: „Die liberale Stimme ist wieder im Bundestag. Wir werden Verantwortung übernehmen.“
Erstes Ziel ist geschafft
Das erste Ziel sei geschafft, die FDP wieder nach vierjähriger Abstinenz im Parlament. In einem ersten Statement bilanziert er das Bundesergebnis seiner Partei: „Wir haben als Freie Demokraten ein sensationelles Ergebnis eingefahren. Noch vor vier Monaten hätte ich das nicht geglaubt.“
Doch bei all seiner Freude spricht Ullmann auch von einem traurigen Moment. „Wir müssen jetzt damit umgehen, dass eine rechtspopulistische Partei ihre Stimme im Bundestag erhebt. Wir werden uns sicher dagegen wehren“, sagt er mit Blick auf das Abschneiden der AfD.
Hat Ullmann Chancen?
In das Parlament einziehen wird ganz sicher die Nummer 1 auf der Landesliste, der Mann vom Untermain (Aschaffenburg) Karsten Klein. Doch wie sieht Ullmann mit seinem Listenplatz 12 seine Chancen, den Wahlkreis Würzburg in Berlin zu vertreten? „Ich bleibe optimistisch. Nach den ersten Umfragen bin ich wohl ein Wackelkandidat. Aber ob ich drin bin oder nicht, werden wir im Laufe des Abends sehen.“
Wir drehen die Zeit um vier Jahre zurück. Damals saß ein fassungsloser Joachim Spatz vor dem Fernseher und verfolgte das Ausscheiden seiner Partei aus dem Bundestag. In Würzburg erreichte die FDP 2013 immerhin 5,13 Prozent. Bundesweit reichte es aber nicht. Spatz bekam 3,22 Prozent der Erststimmen
Spatz: Tolles Ergebnis
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Damit endete auch seine vierjährige Zeit als Bundestagsabgeordneter in Berlin. Spatz sitzt derzeit für die Liberalen im Würzburger Stadtrat. Seine erste Reaktion auf das Ergebnis: „Toll. Aber es ist auch eine Herausforderung für die Parteienlandschaft. Die Regierungsbildung wird schwierig.“
Wolfgang Kuhl führt die Kreis-FDP. Bei ihm überwiegt die Freude. „Wir konnten unsere Wähler mit unseren Themen überzeugen.“ Zum Abschneiden der AfD meint er: „Deren Anhänger waren von den anderen Parteien enttäuscht. Das wird eine Aufgabe für alle.“
Ullmann ist 54 Jahre alt und Facharzt für innere Medizin mit dem Schwerpunkt Hämatologie und internistische Onkologie an der Uni-Klinik Würzburg.