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WÜRZBURG: Fenster aus Max Sterns Weinkeller sind wieder da

WÜRZBURG

Fenster aus Max Sterns Weinkeller sind wieder da

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    Das Glasfenster mit der Bildergeschichte vom guten Ehemann aus dem Weinkeller von Max Stern an seinem ursprünglichen Platz.
    Das Glasfenster mit der Bildergeschichte vom guten Ehemann aus dem Weinkeller von Max Stern an seinem ursprünglichen Platz. Foto: Foto: Geschichtswerkstatt

    Als Ursula Alberg-Stern und ihre inzwischen verstorbene Schwester Margaret Roth im Frühjahr 2012 auf Einladung des damaligen Oberbürgermeisters Georg Rosenthal Würzburg besuchten, war dies für die beiden alten Damen eine Reise, die sie weit in ihre Vergangenheit führte.

    1938 musste ihr Vater, der jüdische Weinhändler Max Stern, aus Würzburg vor den Nationalsozialisten in die USA emigrieren, wo die beiden seither lebten. Als die beiden alten Damen vor fünf Jahren den Weinkeller ihres Vaters unter der Alten Universität besuchten, erinnerten sie sich auch an zwei große bunte Glasfenster, auf denen die Geschichte des guten und des schlechten Ehemanns dargestellt war. Über deren Verbleib war damals nichts bekannt. Jetzt sind sie wieder aufgetaucht.

    Prunkvolle Holzfässer im Keller

    Der Jude Max Stern war vor dem Hitler-Regime der größte Weinhändler in Würzburg. Im Keller unter der Alten Universität lagerten zeitweise bis zu zwei Millionen Liter Wein – teilweise in schmuckvoll verzierten hölzernen Prunkfässern. Für seine Weinhandlung hatte er mehrere Glasbilder anfertigen lassen. Dazu gehörten auch zwei bleiverglaste Darstellungen des guten und des schlechten Ehemannes, die sich im sogenannten Juristenkeller befanden.

    Max Stern war ein respektierter Geschäftsmann und in der Stadt engagiert. Er trug mit seinem Weinhandel maßgeblich dazu bei, den Frankenwein in Europa bekannt zu machen. Dennoch musste er 1938 mit seiner Frau und seinen drei Töchtern in die USA emigrieren.

    Sterns Kellermeister führte den Weinhandl fort

    Damit begann für die Familie Stern ein neues Leben in Übersee. Den Weinhandel in Würzburg übernahm Sterns Kellermeister Richard Thon und führte ihn auch nach 1945 im Auftrag des Juliusspitals weiter. Die bunten Glasfenster habe das Juliusspital an Thon verkauft, weiß Helmut Försch von der Würzburger Geschichtswerkstatt, der sich in den letzten Jahren auf Spurensuche nach ihnen begab. „Irgendwann sind die Fenster dann aus dem Keller entfernt worden“, so Försch, und ihre Spur hat sich verloren.

    Komplizierte Suche nach den Fenstern

    Von Thons Tochter Ursula Böhm habe er später erfahren, dass sie in einer Villa eingebaut gewesen seien. Sie lieferte jedoch im Jahr 2014 einen anderen wichtigen Hinweis in Form von Farbdias aus dem Nachlass ihres Vaters. Vorher waren nur Schwarz-Weiß-Aufnahmen verfügbar. Die Tochter des Kellermeisters war durch einen Suchaufruf in der Zeitung auf die Bilder aufmerksam geworden, den Helmut Försch initiiert hatte. Zuvor hatte er 2014 in einer Broschüre der Geschichtswerkstatt ausführlich über den jüdischen Weinhandel in Würzburg berichtet.

    2012, beim Besuch der beiden Stern-Töchter in Würzburg, kam auch ein zweiter Akteur ins Spiel, der noch eine wichtige Rolle bei der Suche nach den Bildern spielen sollte: Juraprofessor Eric Hilgendorf, gleichzeitig Vorsitzender des Juristen-Alumni e.V.. Er setzte sich dafür ein, in einem Raum des ehemaligen Stern-Weinkellers eine Cafeteria für die Jurastudenten einzurichten und ihn „Max-Stern-Keller“ zu nennen. Zur „Taufe“ im September 2012 kamen die beiden Stern-Töchter Ursula und Margret sowie weitere Familienmitglieder wieder nach Würzburg.

    Die Spur in die Schreinerei

    Doch noch immer dauerte die Suche nach den beiden Glasbildern an. Helmut Försch lancierte einen weiteren Suchaufruf – und diesmal schien er auf die richtige Spur gestoßen zu sein. Denn, so erzählt er gegenüber der Redaktion, bei ihm habe sich ein Schreiner gemeldet und ihm gesagt, dass er die Bilder besitze und auf seinem Dachboden lagere. Er habe sie in den 70er-Jahren gemeinsam mit seinem Vater beim Umbau des ehemaligen Weinkellers ausgebaut. „Da war ich guter Dinge“, erzählt Försch und er versuchte den Handwerker zu kontaktieren. Doch der habe keine große Lust gehabt, mit ihm über die Bilder zu sprechen, so Försch.

    Das ganz besondere Weihnachtsgeschenk

    Dann habe er Eric Hilgendorf gebeten, sich einzuschalten, denn von der Autorität des Juraprofessors versprach er sich mehr Erfolg. Doch auch der kam zunächst nicht richtig weiter. Schließlich, so berichtet der Jurist, habe seine Gattin Ursula Peterson-Hilgendorf das Eis gebrochen. Ihr, die selbst in einem handwerklichen Beruf tätig ist, sei es gelungen, den Kontakt zu dem Schreiner aufzubauen. Kurz vor Weihnachten 2016 hat er sich schließlich bereit erklärt, die zwei Fenster zur Verfügung zu stellen und habe sie den Juristen-Alumni gespendet. „Die beiden Glasbilder sind jetzt Eigentum des Alumni e.V.“, so Hilgendorf

    Umgehend hat Eric Hilgendorf die in den USA lebenden Mitglieder der Familie Stern von dem Fund verständigt, die mit großer Freude reagiert hätten. Wunsch der Familie sei es, dass die Fenster in Würzburg bleiben.

    Auch Helmut Försch war begeistert, dass die langjährige Suche nun doch noch ein gutes Ende hatte: „Ich bin fast aus allen Wolken gefallen“, beschreibt er seinen Gemütszustand, als Hilgendorf ihn kurz vor Weihnachten informierte. Er sei jetzt „glücklich und zufrieden“.

    Fenster sollen wieder in den Stern-Keller

    Was soll nun mit den aus jeweils drei Teilen bestehenden Glasbildern werden? Eric Hilgendorf und der Alumni e.V. wollen sich dafür einsetzen, dass sie in den „Max-Stern-Keller“ zurückkehren, wo sie sich ursprünglich befunden haben. Dort steht bereits eine Vitrine mit Exponaten, die über den Weinhändler Max Stern informieren. Man könne sie in die ursprünglichen Fensternischen einsetzen oder mit einer Hintergrundbeleuchtung an der Wand anbringen, schlägt er vor.

    Aus der Universitätsleitung gibt es bereits positive Signale, die Fenster wieder im Stern-Keller zu zeigen. Auch soll geprüft werden, ob dem Wunsch, den Keller,dauerhaft zu öffnen, Rechnung getragen werden kann.

    Familie kommt wieder nach Würzburg

    In diesem Sommer wird ein weiterer Besuch der Familie Stern in Würzburg erwartet. Vielleicht kann Ursula Ahlberg-

    Stern, die letzte noch lebende der drei Stern-Töchter, dann die zwei Glasbilder dort in Augenschein nehmen, wo sie sich in ihren Kindheitserinnerungen immer befunden haben.

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