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Würzburg: Ferienjobs: Regale auffüllen statt verreisen

Würzburg

Ferienjobs: Regale auffüllen statt verreisen

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    Ein Job, der in die Knie geht: Regale einräumen im Supermarkt.
    Ein Job, der in die Knie geht: Regale einräumen im Supermarkt. Foto: Foto: Theresa Müller

    Smartphone, Führerschein, Urlaub mit Freunden – all das kostet viel Geld. Geld, das Schülerinnen und Schülern nicht selbstverständlich haben. Die Lösung: Jobben in den Sommerferien. Doch wo können Kurzentschlossene auch jetzt noch eine Arbeit finden? Aussichtslos ist die Suche jedenfalls auch in der zweiten Ferienwoche nicht.

    Julia Römer, Jugendsekretärin vom DGB Nordbayern, weiß, dass gerade im Servicebereich Ferienjobber gefragt sind. In Würzburg und Umgebung suchen auch größere Betriebe Aushilfen für die Ferienzeit. Schlecht sieht es dagegen in der Baubranche aus – wegen der geltenden Unfall- und Arbeitsschutzvorschriften für Jugendliche. Das bestätigt Yvonne Herrmann von Beck Elektrotechnik in Würzburg: „Insbesondere bei Arbeiten mit Strom gibt es strenge Sicherheitsauflagen. Zusätzlich müssen sie ihre eigene Sicherheitsbekleidung, sprich Sicherheitsschuhe, Helm, Absturzgeschirr, mitbringen.“

    Bessere Karten haben Schüler im Einzelhandel, sagt Michael Ziegler vom Handelsverband Bayern in Würzburg. „Im Einzelhandel ist die Nachfrage nach Ferienjobs hoch, sie übersteigt aber das Angebot. Gründe hierfür sind beispielsweise die 'Konkurrenz' durch Minijobber mit Berufserfahrung und zum Teil auch die geringe Mobilität von Schülern.“ Studenten hätten eine höhere Chance auf einen Ferienjob im Einzelhandel, da sie meist länger zur Verfügung stehen und nicht den gleichen arbeitsrechtlichen Bedingungen unterliegen. „Jobber unter 18 Jahren werden aber gerne im Lebensmitteleinzelhandel zum Regale-Auffüllen angestellt“, sagt Ziegler.

    Der Automobilzulieferer Brose in Würzburg hat aktuell rund 100 Ferienjobs vergeben: „Alle Plätze sind voll“, berichtet Mitarbeiterin Beate Weißenberger. Einige Würzburger Unternehmen stellen in diesem Jahr gar keine Ferienjobber ein, darunter die Rösner Backstube. „Das lohnt sich zeitlich nicht“, sagt Steffen Rösner. „Die Einarbeitungsphase nimmt allein schon zwei Wochen in Anspruch.“ Und auch bei der Koenig und Bauer AG gibt es aufgrund der schlechten Auftragslage keine Arbeitsplätze für die Sommerferien.

    Bei Procter & Gamble („Oral-B“) in Marktheidenfeld stehen noch 40 bis 50 Stellen für Ferienjobber zur Verfügung, sagt Ralf Eisenbeiß von der Franz und Wach Personalservice GmbH, die sämtliche Ferienjobs für das Unternehmen abwickelt. Der Anbieter elektrischer Mundpflege sucht noch Aushilfen zum Waren-Kommissionieren oder Montieren von Baugruppen. „Da im Schichtbetrieb gearbeitet wird, müssen die Ferienjobber mindestens 18 Jahre alt sein“, sagt Eisenbeiß. Denn laut Jugendarbeitsschutzgesetz dürfen Jugendliche in der Regel nur in der Zeit von 6 bis 20 Uhr beschäftigt werden.

    „Das Jugendarbeitsschutzgesetz regelt, unter welchen Bedingungen Minderjährige arbeiten dürfen“, erklärt DGB-Jugendsekretärin Julia Römer. Es verbietet Kindern bis einschließlich 14. Lebensjahr zu arbeiten. Ausnahme: Sind die Eltern einverstanden, dürfen 13-Jährige bis zu zwei Stunden täglich arbeiten, jedoch nur zwischen 8 und 18 Uhr. Das dürfen aber ausschließlich leichte Tätigkeiten sein – wie Gartenarbeit oder Zeitungen austragen.

    Für 15- bis 17-Jährige gibt es beim Jobben weniger Einschränkungen. „Aber auch hier sind einige Regeln zu beachten“, sagt Römer: „Wenn die Jugendlichen noch schulpflichtig sind, dürfen sie nicht länger als vier Wochen pro Jahr in den Ferien jobben.“ Volljährige unterliegen nicht mehr dem Jugendarbeitsschutzgesetz.

    Beim Sonnenschutzhersteller Warema in Marktheidenfeld wurden 120 Arbeitsplätze für die Sommerferien vergeben. Trotzdem kann sich eine Bewerbung auch jetzt noch lohnen, falls in der Produktion kurzfristig Bedarf entsteht. Da in Schichten gearbeitet wird, werden über 18-jährige bevorzugt. „Einige Arbeitsplätze sind aber auch schon für 16-jährige geeignet“, erklärt Lena Sigmund aus der Personalabteilung.

    Wie kommt man spät noch an einen Ferienjob? Am besten direkt bei Unternehmen anklopfen, raten Industrie- und Handelskammer sowie Handwerkskammer. Auch Eltern, Verwandte oder Bekannte können oft weiterhelfen. Die Arbeitsagentur hingegen bietet keine Vermittlung für Ferienjobs an. Die Stelle sei aus Kostengründen vor einem Jahr gestrichen worden. Schüler können aber über das Online-Portal „Jobbörse“ nach Ferienjobs suchen. Und auch der Blick in andere Online-Portale wie das Jobportal der Main-Post kann sich lohnen.

    Bei der Auswahl der Jobs empfiehlt Julia Römer, den Lohn im Blick zu behalten: „Ferienjobs ist Arbeit, die fair entlohnt werden sollte. Da ist es wichtig zu wissen, dass Beiträge zur Sozialversicherung nicht anfallen.“ Wenn der Lohn allerdings über 896 Euro pro Monat liegt, werden Steuern fällig. Die werden jedoch im nächsten Jahr in der Regel wieder erstattet. Ratsam ist es, eine elektronische Lohnsteuerkarte zu haben. Auf jeden Fall sollten die Jobber darauf achten, zu Beginn einen schriftlichen Vertrag zu bekommen, in dem Aufgaben, Arbeitszeiten und Lohn festgehalten sind. Dann steht der selbst gemachten Taschengelderhöhung nichts mehr im Wege.

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