Im Jahr 1964 war Thomas Hünig 15 Jahre alt, als er einen Artikel las über die fremde Stadt Rochester in New York State in Amerika und ein Schüleraustauschprogramm dorthin. Er redete so lange auf seine Mutter ein, bis diese mit ihm zum Rathaus ging, um sich zu informieren.
Am 5. November 2014, 50 Jahre später, steht Prof. Thomas Hünig im Würzburger Rathaus und berichtet als erster Austauschschüler unter der Initiative der deutsch-amerikanischen Partnerschaft von seinen Erlebnissen, der warmherzigen Gastfreundschaft und seiner Zeit auf einer amerikanischen Highschool.
Vertreter aus Personalabteilungen beider Rathäuser, Beauftragte für Internationale Beziehungen, Schulleiter und Partnerschaftsfreunde aus Rochester und Würzburg sind am Mittwochabend zusammengekommen, um das 50-jährige Bestehen der Städtepartnerschaft über 6000 Kilometer Entfernung zu feiern.

Begleitet wurde die Feierlichkeit von einer Ausstellung. Von den Seneca-Indianern, den ursprünglichen Bewohnern der Gegend um Rochester, über Freiheitskämpfer, den amerikanischen Traum Kilian Schmitts und das Prosperieren der Stadt Rochester bis hin zur Gegenwart zeigen Bilder und Texte, was in der kleinen amerikanischen Stadt und ihrer Beziehung zu Würzburg steckt.
„Nicht nur geografisch, auch zeitlich und inhaltlich schlägt die Ausstellung Brücken“, so Oberbürgermeister Christian Schuchardt bei der Eröffnung. „Sie macht Lust auf den Besuch unserer Partnerstadt. Es geht darum, dass Menschen aus unterschiedlichen Ländern miteinander in Kontakt kommen.“
Zentraler Aspekt der Partnerschaft ist das Austauschprogramm für Schüler und Studenten. Ganz besonders wichtig findet das auch die Präsidentin der deutsch-amerikanischen Gesellschaft Rosemarie Zepke. „Auf der mittleren Ebene muss sich mehr tun, junge Leute sollen sich austauschen und vor allem Vorurteile abbauen.“
Sie alle - ehemalige Austauschschüler und Gastfamilien - waren eingeladen, um das langjährige Bestehen der Freundschaft zu feiern. Die Bürgermeisterin der Stadt Rochester Lovely Warren lobte das Engagement, das seit jeher an den Tag gelegt wird. „Wir freuen uns über die beidseitige Bereicherung. Dass wir zwar räumlich weit voneinander entfernt sind, aber die gleichen Dinge erreichen wollen.“
Besonders wichtig ist der Austausch nicht nur für entsprechende Programme, sondern auch den Festabend selbst. „Ich habe vor meiner Ankunft hier durch Wörterbücher und Reiseführer geblättert, um noch mehr zu erfahren über die Kultur, Regierung, Schulen und sozialen Kontakte vor Ort“, erzählt Richard Yates aus der US-Delegation.
Ganz klassisch werden Geschenke überreicht. Ein Gemälde für die Amerikaner und eine Wunschbox für die Deutschen. Die Hymnen werden gespielt und Warren trägt sich in das Goldene Buch der Stadt ein. Schwerpunkt der weiteren Zusammenarbeit soll vor allem der kulturelle, wirtschaftliche und bildungstechnische Austausch sein.
Die Musikschulen und Museen stehen in Kooperation, ein Informationsaustausch deutscher und amerikanischer Weinerzeuger ist angedacht, die Partnerschaftsprogramme für junge Leute sollen weiter ausgebaut werden.
„Das Jahr in Amerika hat mich bis heute geprägt“, erzählt Hünig. „Ich kann es jedem nur wärmstens empfehlen, sich auf die Reise einzulassen.“