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HEIDINGSFELD: Festvortrag zur Gründung der Fränkischen Jakobus Gesellschaft vor 20 Jahren

HEIDINGSFELD

Festvortrag zur Gründung der Fränkischen Jakobus Gesellschaft vor 20 Jahren

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    Mit einem Festgottesdienst mit Weihbischof Helmut Bauer, der Weihe der Jakobswegtafel „Der Fränkisch-Schwäbische Jakobsweg“ an der Schottenkirche und einem Festakt am Gründungsort Heidingsfeld beging die Gesellschaft ihr Jubiläum.

    „Ein Galicier ohne Kopf“, so berichtet die berühmte „Historia Turpini“, rettete die Seele Karls des Großen. Bei der Seelenwägung warf der durch Herodes enthauptete Apostel Jakobus so viele und so große Steine und Bauholz für die guten Taten des Herrschers in die Waagschale, dass diese seine Vergehen überwogen.

    Professor Klaus Herbers referierte in seinem Festvortrag im Pfarrsaal von St. Laurentius über Aspekte der jüngeren Jakobusforschung. Sein Hauptaugenmerk legte er dabei auf die europäische Dimension des Jakobuskultes. Der Erlanger Historiker für Mittelalterliche Geschichte ist seit 1987 Vorsitzender des Wissenschaftlichen Beirates der Deutschen St. Jakobus-Gesellschaft.

    Der vierte Teil des Jakobsbuches, den angeblich ein Erzbischof Turpin von Reims verfasst haben soll, verbreitete den Jakobuskult in ganz Europa. Schon die Vision im Einleitungskapitel der „Historia Turpini“ verbindet Jakobus mit Karl dem Großen. Drei Mal soll der Apostel dem Kaiser im Traum erschienen sein. Er habe ihm geboten, der von Sternen gebildeten Straße zu seinem Grab auf der Iberischen Halbinsel zu folgen und diese von den Muslimen zu befreien. In weiteren Kapiteln berichtete der Verfasser über den Zug Karls des Großen, über seine Kämpfe gegen die Muslime und über seinen Besuch des Jakobsgrabs. Die Erzählung, so der Historiker, knüpfe an den Spanienzug Karls von 778 an, allerdings würden die Ereignisse positiver dargestellt und weiter ausgestaltet.

    Auf Initiative Friedrich Barbarossas und mit Unterstützung des von ihm favorisierten Gegenpapstes Paschalis III. wurde der streitbare Herrscher Karl der Große 1165 heilig gesprochen. „In einer Zeit, als die Kreuzzüge den Rittern des lateinischen Westens auch neue Möglichkeiten christlicher Bewährung eröffneten, schien der Zug Karls nach Spanien von 778 am ehesten geeignet, die Heiligkeit Karls zu erweisen“, so Herbers.

    In einer mehrfachen Krisen- und Umbruchsituation hätten sich Karl der Große und Jakobus in den Texten der Historia Turpini gegenseitig gestützt: „Karl als Verehrer und Förderer des vergessenen Apostels, Jakobus als Anwalt des Kaisers nach seinem Tode.“ Es sei die Zeit der „Europäisierung“ der Iberischen Halbinsel gewesen; die Zeit der Kreuzzüge und der Kirchenreform hätten auch in Santiago selbst mit der Neuordnung der Hierarchie ihre Konsequenzen gezeitigt, und im römisch-deutschen Reich habe es angesichts eines durch das Papstschisma bedrohten Friedrich Barbarossa Krisen gegeben.

    Herbers formulierte es überspitzt: „Ohne Karl kein europäischer Jakobus und ohne Jakobus kein heiliger, kein europäischer Karl.“

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