Zwei der Feuer wüteten in der Leistenstraße und eines in der kleinen Gasse Blöhlein nahe der Juliuspromenade.
Bei den Bränden wurden, so der Vorsitzende Richter Lothar Schmitt in der Urteilsbegründung, 13 Menschen verletzt. Den Sachschaden bezifferte das Gericht auf 134 000 Euro. Die Staatsanwaltschaft hatte den 38-jährigen Vater von drei Kindern noch wegen zwei weiterer Brände im selben Zeitraum, einen in der Juliuspromenade, den anderen in der Karmelitenstraße, angeklagt. Von diesen Vorwürfen hat das Gericht den Pizzabäcker aber frei gesprochen. Obwohl, so Schmitt, „so gut wie alles dafür spricht, dass er auch diese Taten begangen hat“. Allerdings müsse man bedenken, dass in dem Haus in der Juliuspromenade zuweilen Obdachlosen genächtigt hätten, die als Täter ebenfalls in Frage kommen könnten. Und in der Karmelitenstraße sei das Feuer nicht, wie in den anderen Fällen, im Keller gelegt worden.
Der Angeklagte, der während des Prozesses seine Unschuld beteuert und ansonsten von seinem Schweigerecht Gebrauch gemacht hatte, nahm seine Verurteilung wegen versuchter schwerer Brandstiftung und vorsätzlicher Körperverletzung ohne sichtbare Regung zur Kenntnis.
Als Staatsanwalt Volker Büchs neuneinhalb Jahre Haft für ihn gefordert hatte, wurde er sehr blass. Norman Jacob, der Verteidiger des Angeklagten, hatte für einen Freispruch plädiert und darauf hingewiesen, dass es für eine Täterschaft „keine objektiven Anhaltspunkte“ und „keine Zeugen gibt“.
Letzteres stimmt. Es war ein Indizienprozess. Der 38-Jährige wurde von der Polizei beobachtet, wie er im Blöhlein verschwand. Später brach dort ein Feuer aus. Außerdem sahen die Beamten, wie er frühmorgens an Haustüren rüttelte. Warum der 38-Jährige die Brände legte, konnte das Gericht nicht klären. Es stellte sich im Prozess nur heraus, dass der Pizzabäcker ein eher spröder, wenig zugänglicher Mensch ist, der in Sardinien geboren wurde und dort als Schäfer und Schreiner arbeitete.
Er hat dem Gericht nicht erzählt, was er erwartete, als er im Januar 1996, mit 23 Jahren, nach Würzburg ging. Aber es wurde klar, dass er hier nie richtig angekommen ist und dass das Leben in Deutschland ihm viele Enttäuschungen brachte. Auch nach 14 Jahren spricht er die Sprache nicht. Er hat kaum Freunde. Sein Einkommen schrumpfte von 2000 Mark auf 500 Euro. Sein Geld reichte nicht mal für ein Auto und er musste jeden Weg mit dem Fahrrad zurücklegen. Die Frau, mit der er elf Jahre lang lebte und drei Kinder hat, verließ ihn 2008. Seitdem hat er den Kontakt zu seinen Kindern abgebrochen. Als die Ex-Lebensgefährtin ihm im Gerichtssaal die Hand reichen wollte, nahm er sie nicht.
Der Pizzabäcker hat die Brände immer am frühen Morgen gelegt. Nach seiner Arbeit in einem Würzburger Restaurant, nach den folgenden Kneipenbesuchen und auf dem Heimweg zu seiner Wohnung am Stadtrand. Zeugen hatten der Kammer berichtet, dass er aggressiv und beleidigend werde, wenn er getrunken hat. „Alkohol verändert sein Wesen“, hatte ein Bekannter gesagt.
Die Kammer bedauerte, dass der Angeklagte sich im Prozess „nicht geöffnet hat“. Damit, so der Vorsitzende, habe er „eine Chance vertan, sich mit der Tat auseinander zu setzen“. Die lange Zeit im Gefängnis solle der 38-Jährige „nicht einfach absitzen“, sondern nutzen, „um endlich die Heilung dessen, was geheilt werden muss, in Angriff“ zu nehmen.
Schmitt nannte die Brandserie des Pizzabäckers, die die ganze Stadt in Angst versetzt hatte, „gemein und gefährlich“. „Seien sie froh, dass es keine Toten gab“, sagte der Richter zu dem 38-Jährigen, „Sie hatten das nicht in der Hand.“
Das Urteil ist nicht rechtskräftig.