In der Auslage des Modehauses Roland Zang in Zellingen reihen sich nackte Schaufensterpuppen nebeneinander – sonst nichts. Vor ihnen hängen große rot-weiße Schilder mit der Aufschrift „Räumungsverkauf wegen Aufgabe“. Nach 66 Jahren schließt das Traditionsgeschäft in der Ortsmitte von Zellingen. Seit knapp zwei Wochen läuft der Abverkauf, in einigen Wochen ist dann Schluss.
Gegründet wurde das Modehaus 1949 von Roland Zang. 40 Jahre später trat sein Sohn Joachim in seine Fußstapfen und löste ihn mit seiner Frau Anneliese ab. Das Handwerk lernte Joachim Zang von der Pike auf. Mit seinem Studium der Betriebswirtschaftslehre an der Textilfachschule in Nagold bei Stuttgart war er bestens auf die Übernahme vorbereitet.
Zu Beginn bediente das Modehaus eine breite Zielgruppe. Es gab Kleidung für Kinder, Damen und Herren. Allerdings sei „das Geschäft im Textileinzelhandel sehr schwer geworden“, sagt Joachim Zang. Da Zellingen an der Grenze zum Landkreis Würzburg liegt, kommen die Kunden des Modehauses Zang nicht nur aus dem Raum Main-Spessart, sondern auch aus der Würzburger Region. Der endgültige Wendepunkt war 2006 mit der Sperrung der alten Mainbrücke für den Fahrzeugverkehr erreicht. Damit verschwand die schnelle Verkehrsverbindung zwischen den rechtsmainischen Gebieten und Zellingen. Das kostete das Modehaus Zang viele Kunden. „Die Sperrung war für mich der Anfang vom Ende“, sagt Joachim Zang. Die Entscheidung, das Geschäft zu schließen, fiel aber nicht von heute auf morgen. Es sei ein Prozess über Jahre gewesen, erklärt Zang. „Irgendwann war der Punkt erreicht, an dem man sagt: Es geht nicht mehr.“
Der Abverkauf wird vier bis sechs Wochen dauern. Danach werden die Räume wieder vermietet. ds