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ZELL: Fluglärm stört die Mittagsruhe

ZELL

Fluglärm stört die Mittagsruhe

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    Kaum Abhilfe gebracht, sagen die Bürgermeister: Flugzeugwart Christian Frizlen vom Flugsportclub am Schenkenturm zeigte im August einen 2500 Euro teuren Schalldämpfer, den die Flugsportler gekauft hatten, um das Auspuffgeräusch des Schleppfliegers zu dämpfen.
    Kaum Abhilfe gebracht, sagen die Bürgermeister: Flugzeugwart Christian Frizlen vom Flugsportclub am Schenkenturm zeigte im August einen 2500 Euro teuren Schalldämpfer, den die Flugsportler gekauft hatten, um das Auspuffgeräusch des Schleppfliegers zu dämpfen. Foto: Foto: Thomas Obermeier

    Wenn Tatjana Splett an schönen Sommersonntagen in den strahlend blauen Himmel über ihrer Heimatgemeinde Zell am Main blickt, dann tut sie dies meist nicht aus Freude über das schöne Wetter. An manchen Tagen alle fünf Minuten, so berichtet sie bei einem Pressetermin im Zeller Rathaus, brummen nämlich Sportflugzeuge vom Flugplatz am Schenkenturm in geringer Höhe über ihren Garten und stören die Sonntagsruhe. „Das ist oft unerträglich“, sagt sie.

    Tatjana Splett und ihr Mann sind nicht die einzigen Bürger von Zell und aus dem südlichen Gemeindegebiet von Margetshöchheim, denen die Motorengeräusche der kleinen Sportflieger vom Schenkenturm und vom Hettstadter Flugplatz auf der gegenüber liegenden Mainseite bisweilen den letzten Nerv rauben. Rund 2000 Bürger seien betroffen, berichten die Zeller Bürgermeistern Anita Feuerbach und ihr Margetshöchheimer Kollege Waldemar Brohm.

    Lärmmess-Boxen

    Schon seit den 80er Jahren des vorigen Jahrhunderts habe es Beschwerden über den Motorenlärm der Sportflieger gegeben, diese hätten sich seit Mitte der 90er Jahre verstärkt, mittlerweile sei die Schmerzgrenze bisweilen buchstäblich überschritten, so die beiden Bürgermeister. Dies belegen ihrer Ansicht nach die Ergebnisse dreier Lärm-Messboxen, die die Gemeinden im Frühjahr für knapp 10 000 Euro kauften und aufstellen ließen.

    „Wir wollen den Fliegern ihren Sport nicht madig machen“, sagen beide Bürgermeister. „Aber unsere Bürger brauchen am Wochenende Ruhe.“ Deswegen sei zum Beispiel am Sonntag ja auch das Rasenmähen nicht erlaubt. „Aber was dann über unseren Köpfen unterwegs ist, hat Motoren, die lauter sind als Rasenmäher“, sagt Tatjana Splett.

    Bis 2004 habe für die Flieger an Feiertagen und Wochenenden eine generelle Mittagspause zwischen 13 und 15 Uhr gegolten, weiß Waldemar Brohm. „Die ist dann ohne Rücksprache mit den betroffenen Gemeinden auf Antrag des Flugsportclubs (FSC) vom Luftfahrtamt in Nürnberg aufgehoben worden“, sagt er.

    Dies habe dazu geführt, dass die durchschnittliche Anzahl der jährlichen Starts und Landungen am Schenkenturm von 4235 zwischen 2000 und 2004 auf durchschnittlich 5650 Starts und Landungen bis 2010 zugenommen hätte. „Das sind 33 Prozent“, sagt Brohm. Vorgeschriebene Flughöhen würden nicht eingehalten, auch die vorschriebene Streuung der Startrichtung gebe es nicht.

    Leises Flugzeug

    Weder der neue Schalldämpfer für das Schleppflugzeug der Segelflieger, den die Flugsportler im August gekauft hatten, noch das neue, leisere Flugzeug, das den Bürgermeistern im Frühsommer vorgeführt wurde, brächten viel Abhilfe. „Letzteres ist für 75 Prozent der notwendigen Flugbewegung gar nicht geeignet, haben wir hinterher erfahren“, schimpft Feuerbach.

    Die Bürgermeister werfen den Fliegern vor, Pläne für eine Starterwinde für die Segelflugzeuge nicht eindrücklich genug verfolgt zu haben. Diese waren am Einspruch der Naturschutzbehörde der Stadt gescheitert. „Da hätten wir durchaus den notwendigen politischen Druck aufbauen können“, sagen Brohm und Feuerbach. „Denn was ist wichtiger, Trockenrasen oder Lärmschutz? Zudem verursachen Windenstarts auch weniger Abgase.“

    Zusammen mit der Würzburger Anwaltskanzlei Baumann wollen die Gemeinden nun „verbindliche, überwachbare und einklagbare Vereinbarungen“ ausarbeiten und versuchen, diese mit dem Flugsportclub und dem Luftfahrtamt in Nürnberg festschreiben. „Dazu gehört auch eine Mittagspause am Samstag und Sonntag“, sagt Anita Feuerbach. „Das ist sogar unser primäres Anliegen“, sagt Rechtsanwältin Franziska Heß von der Kanzlei Baumann, „wir können die Einzelflieger nicht auf Flughöhe oder Lärm kontrollieren, also müssen wir versuchen, die Bündelung, wie sie sich derzeit darstellt, aufzubrechen.“

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