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GIEBELSTADT: Flugplatz-Konzerte: Sicherheit vor Musikvergnügen

GIEBELSTADT

Flugplatz-Konzerte: Sicherheit vor Musikvergnügen

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    Von allen Seiten zugänglich und mit großen Parkflächen ausgestattet, hat sich das Flugplatzgelände schon 2015 als Veranstaltungsgelände ausgezeichnet.
    Von allen Seiten zugänglich und mit großen Parkflächen ausgestattet, hat sich das Flugplatzgelände schon 2015 als Veranstaltungsgelände ausgezeichnet. Foto: Archivfoto: Berthold Diem

    In den nächsten drei Wochen strömen voraussichtlich 20 000 Menschen zu drei Großveranstaltungen auf den Giebelstädter Flugplatz. Der Erfolg wird über die Zukunft des Platzes als Event-Geländes entscheiden – die Sicherheitsvorkehrungen sind streng.

    Die Sicherheitslage in Deutschland ist angespannt.

    Abstrakte Bedrohung

    In Behördenkreisen spricht man davon, dass Deutschland im europäischen Vergleich bislang eher glimpflich davongekommen sei – doch wie lange noch? Auf die Frage, ob der nächste Anschlag in Deutschland nur noch eine Frage der Zeit sei, antwortete Innenminister Thomas de Maiziere erst in der vergangenen Woche in einem Interview ausweichend: „Wir werden auf lange Zeit mit der terroristischen Bedrohung leben müssen.“

    Große Herausforderung für Veranstalter

    Für Ausrichter von Großveranstaltungen ist diese Situation eine große Herausforderung. So auch für die Manfred Hertlein Veranstaltungs-GmbH aus Würzburg. Sie steht hinter den drei Musikveranstaltungen, die an den nächsten drei Wochenenden auf dem Giebelstädter Flugplatz stattfinden werden.

    Den Auftakt bildet das Konzert der „Fantastischen Vier“ am Samstag, 24. Juni, zu dem 10 000 Besucher erwartet werden. Am folgenden Samstag, 1. Juli, lockt das Metal-Festival „Mission Ready“ voraussichtlich über 5000 Musikbegeisterte nach Giebelstadt. Den Schlusspunkt setzt das Elektronik-Festival „Madville“ am Samstag, 8. Juli, zu dem ebenfalls 5000 Besucher erwartet werden.

    Anschlag in Ansbach

    Am 24. Juli 2016 hatte sich ein 27-jähriger syrischer Flüchtling in der Ansbacher Innenstadt in die Luft gesprengt und dabei 15 Menschen verletzt. Spätestens seit dem Anschlag von Manchester am 22. Mai dieses Jahres ist klar, dass Musikveranstaltungen besonders im Fokus des islamistischen Terrorismus stehen, weil sie nach dem Verständnis der Terroristen als Symbol für westliche Freizügigkeit und Lebensfreude gelten.

    Keine besondere Gefährdung „Wir haben derzeit insgesamt eine abstrakt hohe terroristische Bedrohungslage in Deutschland“, sagt Jürgen Maier, Leiter der Polizeiinspektion Ochsenfurt, der für die Sicherheit der Veranstaltungen in Giebelstadt mitverantwortlich ist. Eine darüber hinaus gehende, besondere Gefährdung sieht er allerdings nicht. Strenge Sicherheitsvorkehrungen

    Die Sicherheitsvorkehrungen sind dennoch streng: Auf dem Gelände werden keine Taschen erlaubt sein, jeder Besucher wird am Eingang auf unerlaubte Gegenstände durchsucht. Beim Konzert der „Fantastischen Vier“ wird neben über 100 Sicherheitsleuten auch eine größere Anzahl an Polizeibeamten vor Ort sein.

    Fahrzeugsperren an den Zufahrten

    Fahrzeugsperren werden Zufahrten zum Gelände blockieren, hinzu kommen weitere Maßnahmen, die Veranstalter und Polizei aus nachvollziehbaren Gründen nicht in der Zeitung lesen wollen.

    „Wir haben mit der Manfred Hertlein Veranstaltungs-GmbH einen verantwortungsvollen Veranstalter, der im Bereich der Sicherheit alles tut, was machbar ist“, zeigt sich der Giebelstädter Bürgermeister Helmut Krämer zufrieden.

    Attraktive Ziele

    Für Besucher, die sich nach Manchester um ihre Sicherheit auf Großveranstaltungen sorgen, macht Polizeichef Maier eine einfache Rechnung auf: „Natürlich sind Veranstaltungen mit hoher Menschendichte besonders attraktive Ziele für Terroristen.

    Auf der anderen Seite haben wir hier aber auch enorm hohe Sicherheitsvorkehrungen, die einen Anschlag zumindest deutlich erschweren. In der Summe gleicht sich das dann wieder aus.“ Letztlich sei ein Konzertbesuch deshalb nicht riskanter als eine Alltagssituation, wie zum Beispiel eine Bahnfahrt. „Ich würde meine Familie bedenkenlos zu dem Konzert gehen lassen“, bekräftigt Maier.

    Die Sinne der Veranstalter sind geschärft

    Die Sinne aller Beteiligten sind nach dem Anschlag in Manchester trotzdem geschärft. Wie konsequent Veranstalter und Sicherheitsverantwortliche zurzeit schon auf kleinere Unregelmäßigkeiten reagieren, zeigte sich vor zwei Wochen beim „Rock am Ring“-Festival: Bei einer der größten Musikveranstaltungen Deutschlands mussten am Freitagabend 86 000 Menschen innerhalb kürzester Zeit das Gelände räumen, weil der Polizei Hinweise auf eine terroristische Bedrohung vorlagen. Zwar erwies sich der Verdacht als unbegründet. Das Festival konnte am nächsten Tag fortgesetzt werden. Der Schrecken saß den Besuchern aber schon in den Gliedern.

    Namen falsch geschrieben

    Später berichteten Medien, dass zwei vermutlich aus Syrien stammende Männer bereits am Donnerstag in einer Verkehrskontrolle mit Personalbändchen angetroffen worden, ohne dass sich ihre Namen auf den Personallisten der Veranstalter wiederfanden.

    Weitere Ermittlungen kamen schließlich zum Ergebnis, dass die kontrollierten Männer kurzfristig von einem Subunternehmer zum Festival geschickt worden waren. Zudem standen sie auf einer Personalliste, ihre Namen waren dort lediglich falsch geschrieben worden.

    Umsichtige Vorkehrungen

    In Giebelstadt soll so etwas nicht passieren: „Wir führen nicht erst seit Manchester vollständige Mitarbeiterlisten“, sagt Wolfgang Thiel, Projektleiter bei der Manfred Hertlein Veranstaltungs-GmbH im Hinblick auf den Vorfall. „Wir wissen zu jeder Zeit, wer wann auf dem Gelände ist, die Behörden können die Listen frühzeitig prüfen.“

    Sicherheitskonzept überprüft

    Nach Manchester hat er eine weitere Sicherheitskonferenz mit Polizei, Gemeinde und Feuerwehr einberufen. „Wir haben unser Konzept noch einmal überprüft, besonders unter dem Aspekt, dass der Anschlag in Manchester nicht am Anfang der Veranstaltung, sondern am Ende erfolgt ist. Wir haben uns gefragt: Lassen wir am Ende irgendwie nach?“ Trotz aller Sicherheitsmaßnahmen gibt Thiel zu bedenken: „Absolute Sicherheit wird es nie geben.“

    Zufahrtsverkehr neu geregelt

    Neben der Sicherheit ist die Verkehrssituation die zweite Herausforderung, die der Veranstalter meistern muss. Im Vorfeld des Auftritts von Andreas Gabalier auf dem Gelände im vergangenen Jahr war es auf den Zufahrtsstraßen zu chaotischen Szenen gekommen. Zeitweise reichte der Rückstau auf der Bundesstraße 19 bis zurück an die Stadtgrenze Würzburgs. Das Konzert musste aus Rücksicht auf die Verspäteten kurzfristig um eine halbe Stunde verschoben werden.

    Vorgruppe entzerrt Besucherstrom

    Dieses Jahr soll es besser laufen: Anstatt nur einen wird es mehrere Anfahrtswege geben, das Gelände wird auch von Süden her erreichbar sein. Im Gegensatz zum Gabalier-Konzert wird es bei den „Fantastischen Vier“ eine Vorgruppe geben, die den Besucheransturm entzerren soll. Nicht zuletzt finden die Veranstaltungen alle am Samstag statt, sodass der Berufsverkehr als zusätzliche Verkehrsbelastung wegfallen wird. „Ich bin mir absolut sicher, dass der Verkehr dieses Jahr kein großes Problem mehr sein wird“, meint Wolfgang Thiel

    Kein Festivalgelände gegen die Bevölkerung

    Nach den drei Veranstaltungen wollen sowohl Gemeinde als auch Veranstalter eine Bilanz ziehen und entscheiden, wie es mit dem Flugplatz als Veranstaltungsgelände weitergehen wird. Bürgermeister Helmut Krämer und die Geschäftsführerin der Flugplatz-GmbH Annette Barreca können sich durchaus vorstellen, dass sich das Gelände dauerhaft als Konzert- und Festivalgelände etabliert.

    Das müsse aber im Einvernehmen mit der benachbarten Wohnbevölkerung geschehen, betont der Bürgermeister. „Eine halbjährige Festivalsaison wird es in Giebelstadt nicht geben“, so Krämer.

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