(ej) Es ist eine absolute Erfolgsgeschichte: Das Würzburger Unternehmen Flyeralarm wurde 2002 mit drei Mitarbeitern gegründet. Heute, neun Jahre später, arbeiten mehr als 1300 Mitarbeiter für die beiden Geschäftsführer Tanja Hammerl und Thorsten Fischer. Im Jahr 2010 machte die Firma mehr als 200 Millionen Euro Umsatz. Neben dem wirtschaftlichen Erfolg gibt es aber auch eine andere Seite. Hammerl und Fischer gründeten 2009 den Verein Standpunkt als Ausdruck ihres sozialen Engagements und ihrer sozialen Verantwortung. Der Verein unterstützt weltweit Menschen in Not. Ein besonderes Projekt ist die marode Stadt Waldenburg in Polen.
Tanja Hammerl sitzt in ihrem großen Büro in der Dürrbachau und schaut über den Main auf Kloster Oberzell. Alles ist dort gediegen. Wie kommt man in solch einer Umgebung auf die ärmlichen Zustände im polnischen Waldenburg? „Wir wollen dort helfen, wo wir auch vor Ort sind“, sagt Hammerl. „Wir haben eine Niederlassung in Polen. Dort machte uns eine Mitarbeiterin auf ihren vergessenen Heimatort Walbrzych aufmerksam.“
Hammerl und ein Team aus Würzburg fuhren hin, um sich von der Situation zu überzeugen. „Die Zustände sind katastrophal, obwohl der Ort nur 130 Kilometer hinter der deutsch-polnischen Grenze liegt“, sagt die Flyeralarm-Chefin. Waldenburg war früher Zentrum des Bergbaus mit vielen Jobs. Heute sind die Zechen stillgelegt und Armut und Verfall haben jetzt mit voller Wucht eingesetzt. Die Menschen leiden, sie hungern, ihnen fehlt das Nötigste.
Den deutschen Besuchern war klar, hier muss geholfen werden, besonders den Kindern und den Heimen für die Kleinsten. Seit einem halben Jahr fahren Laster nach Polen und bringen Hilfsgüter: Kleidung, Hygieneartikel, Spielsachen, Waschmaschinen, alles wird gebraucht.
„Wir wollten eine Struktur schaffen, um zu helfen“, sagt Hammerl. Und über das Unternehmen Flyeralarm und den Verein geht das. Viele Mitarbeiter sind Mitglieder, andere helfen so mit. Flyeralarm und das Führungsteam unterstützen die ehrenamtliche Arbeit, indem sie ihre Leute auch dafür von der Arbeit freistellen.
„Unsere Mitarbeiter tragen den Verein überwiegend“, lobt die Firmenchefin den Einsatz. Und so summiert sich die Hilfe von Standpunkt zusätzlich: Geldspenden des Unternehmens selbst, der Geschäftsführer, von Kooperationspartnern, von Kunden, durch das Sammeln von Sachspenden.
1200 Pakete für Polen
Britta Balling koordiniert die Hilfe des Vereins. So organisierte sie vor Weihnachten, dass 1200 Pakete gepackt und nach Polen transportiert wurden. Sie organisiert auch die Arbeit im Spieli in der Zellerau, in dem es Angebote für Kinder mit sozialen Problemen gibt. Balling: „Da können wir uns ehrenamtlich engagieren. Wir haben Mitarbeiter, die handwerklich geschickt sind, die mal mit den Kindern ein Biotop anlegen oder mit ihnen kochen und zeigen, dass gesundes Essen nicht teuer sein muss und noch dazu schmeckt.“
Nur 100 Meter Luftlinie entfernt ist die Gemeinschaftsunterkunft für Flüchtlinge. Dort leben etwa 500 Menschen verschiedener Nationalitäten auf engstem Raum zusammen. „Wir wollen den Flüchtlingen eine Stimme geben, ihnen die Möglichkeit anbieten, ins Gespräch mit ihren deutschen Nachbarn zu kommen“, sagt Hammerl. Daher bietet ihr Verein regelmäßige Deutschkurse an und bringt auch Hilfsmittel, um den tristen Heim-Alltag zu erhellen.
Das Heimcafé zu unterstützen ist ein besonderes Anliegen der Koordinatorin Balling. Bald soll es dort Internet-Zugänge und Computer geben. Die Maschinen stehen schon bei Flyeralarm. Besonders stolz sind die beiden Frauen auf das Magazin Heimfokus, dessen Redaktion und Layout von den Flüchtlingen selbst gemacht werden, das Hochglanzheft druckt Flyeralarm.
Wer Interesse am Verein hat und mitarbeiten oder spenden will, kann sich an Britta Balling wenden: Tel. (09 31) 4 65 84 21 02,E-Mail info@standpunkt-ev.de; im Netz: www.standpunkt-ev.de